GK102 - Die Rückkehr des Samurai
schöpfen.
Er kraulte schnaubend durch das Bassin. Als er genug davon hatte, schnellte er wie ein Delphin aus dem Wasser.
Auf seinen Muskeln glitzerten Hunderte von Wassertröpfchen.
Keuchend näherte sich Mr. Silver dem Sonnenschirm, unter dem zwei sandfarbene Korbsessel und ein kleiner runder Tisch standen.
Die gefährliche Vogelspinne zog sich blitzschnell zurück.
Unter einem breiten Blatt wartete sie auf ihre Chance.
Silver ließ sich ahnungslos in den Korbsessel fallen.
Er dehnte den Körper, indem er die kräftigen Arme weit zurückwarf.
Die Vogelspinne machte sich für den Angriff bereit.
***
Inzwischen näherten sich die drei schwarz gekleideten Dämonen der Mauer.
Sie gehörten der niedrigsten Dämonenkategorie an, vermochten sich kaum zu verwandeln, hatten lediglich vom Fürsten der Finsternis die Unsterblichkeit verliehen bekommen, nachdem sie ein Gelübde abgelegt hatten, solange sie auf dieser Erde verweilten, immerzu Böses zu tun.
Sie sprangen auf die Mauer.
»Er sitzt unter dem Sonnenschirm«, sagte der erste Dämon auf telepathischem Wege.
»Also, ich kann keine Schwäche an ihm feststellen«, meinte der Zweite.
»Warum greift ihn Lea nicht endlich an?«, fragte der Dritte.
»Sie weiß genau, wann sie zuschlagen muss!«, sagte der Zweite.
Plötzlich läutete drinnen im Haus das Telefon.
Mr. Silver erhob sich und verschwand durch die Terrassentür.
Die Dämonen fluchten wütend, weil sie nun noch länger warten mussten.
Mr. Silver nahm den Hörer vom Apparat.
»Ja?«
»Silver?«, kam es leise aus dem Hörer.
»Wer spricht da?«
»Hier ist Vicky. Vicky Bonney!«
»Vicky!«, rief Mr. Silver erfreut.
Er musste sich anstrengen, um das Mädchen zu hören. Sie hatten dem Mädchen gleich nach dem Umzug Anschrift und Telefonnummer bekannt gegeben. »Wie geht es, Vicky? Gut in London angekommen?«
»Es ist alles bestens. Ich mache mir nur Sorgen wegen Tony.«
»Dem geht es prima«, sagte Mr. Silver.
»Ich meine… weil wir doch im Bösen auseinander gegangen sind. Es tut mir leid. Ist er da? Ich würde ihm das gern persönlich sagen.«
»Nein, Vicky. Er ist unterwegs. Soll ich ihm etwas ausrichten? Soll er Sie zurückrufen?«
»Nicht nötig«, erwiderte Vicky Bonney. »Ich versuche es eben später noch mal. Gefällt Ihnen Singapur, Silver?«
Der Hüne rümpfte die Nase.
»Nicht besonders. Ich sehne mich bereits nach dem Londoner Klima.«
»Das ist ja beinahe pervers!«, kicherte Vicky.
Dann legte sie auf.
Silver begab sich wieder auf die Terrasse hinaus.
Und die gefährliche Vogelspinne zögerte nun keine Sekunde mehr.
Sie hatte bereits genug Gift gesammelt, um Mr. Silver mit einem einzigen Biss auszuschalten.
Er durfte nicht mal mehr die Möglichkeit haben, um sich zu schlagen oder herumzutanzen, sonst hätte er sie womöglich zertreten.
Behutsam kroch die Ekel erregende schwarze Spinne unter dem grünen Blatt hervor.
Ihre haarigen Beine glitten über das kurz geschnittene Gras.
Lautlos näherte sich das Insekt dem Hünen, der ahnungslos im Korbsessel saß.
Die schwarz glänzenden Insektenaugen starrten Silvers Beine an.
Das widerwärtige Tier näherte sich Silvers rechter Ferse.
Der Abstand verringerte sich mehr und mehr.
Die Haare auf dem schwarzen Insektenleib sträubten sich.
Nun sollte der Angriff erfolgen.
Wie ein schwarzer Pfeil sauste die Vogelspinne auf ihr Opfer los.
Schon biss sie zu.
Und sie spritzte ihr ganzes Gift in Silvers rechtes Bein.
Mit dem nächsten Herzschlag schon war das Gift überall in Silvers Körper.
Er hatte einen wilden Schrei ausgestoßen.
Mr. Silver hatte das Gefühl, als würde glühende Lava durch seine Adern strömen. Ein schier unerträglicher Schmerz durchflutete ihn. Es war ihm, als würde er innerlich verbrennen.
Dann wurde ihm schlagartig eiskalt.
Er hatte aufspringen wollen, doch da hatte ihn bereits die furchtbare Lähmung befallen, die seinen Körper steif werden ließ.
Mit schockgeweiteten Augen sackte er zurück.
Die Spinne hatte ihr grausames Ziel erreicht.
***
Nun kamen die drei Dämonen über die Mauer. Sie hatten beobachtet, wie sich Mr. Silver gleich nach dem Biss aufgebäumt hatte. Das war für sie das Startzeichen gewesen.
Von nun an hatten sie sich um Mr. Silver zu kümmern. Lea Mala hatte ihre Aufgabe bestens erledigt.
Die drei schwarz gekleideten Kerle hetzten aufgeregt zur Terrasse.
Silvers Mund stand offen. Ein Schrei schien ihm noch in der Kehle zu stecken. Grauen schimmerte in seinen
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