GK102 - Die Rückkehr des Samurai
Segal und war aus London, wie sie mir sagte.
Auf diese Weise hatten wir sogleich den richtigen Berührungspunkt.
Ich sagte ihr, dass auch ich aus London käme.
»Tatsächlich?«, staunte sie. »Wie klein doch die Welt ist, nicht wahr?«
Sie fragte mich, ob ich tanzen wolle. Ich verneinte.
»Ich möchte mich viel lieber mit Ihnen unterhalten, Tiffany«, sagte ich.
»Okay. Was darf ich für uns beide bestellen?«
»Zwei Manhattan? Ist das recht?«, fragte ich.
»Sehr recht, Tony. Und dann erzählen Sie mir von London. Gott, ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr da.«
»Sie sind doch noch gar keine Ewigkeit alt«, meinte ich schmunzelnd.
Sie hob die sinnlich geschwungenen Brauen.
»Da haben Sie keine Ahnung. Ich bin steinalt. Man merkt es mir nur nicht sofort an.«
»Ich habe Zeit«, sagte ich.
»Ich auch«, meinte sie.
Dann bestellte sie die zwei Manhattan.
Nachdem wir kurz an den Drinks genippt hatten, erzählte mir Tiffany von sich.
Ohne mein Zutun fand sie mich auf Anhieb sympathisch, und sie drängte mir ihre Telefonnummer und ihre Adresse auf, mit der Einladung, sie mal ganz privat anzurufen, wenn ich Lust hätte. Sie würde mir dann Singapur so zeigen, wie ich es in keinem Reiseführer finden könne.
Allmählich tastete ich mich auf das Wesentliche meines Klubbesuches hin.
Zuerst ließ ich ganz nebenbei fallen, dass ich Privatdetektiv sei, Und dass ich einen gefährlichen Verbrecher hier in Singapur suchte.
Einen Verrückten, nannte ich ihn.
Hätte ich ihr sagen sollen, der Kerl sei ein Dämon? Das hätte sie bestimmt nicht verstanden.
Ich erzählte also, dass ich einen Irren jagte, einen wahnsinnigen Killer, der sich für einen Samurai hielt und seine Opfer mit dem Schwert zerstückelte.
»Das Mädchen, das so grausam ermordet wurde, das hat doch hier gearbeitet, nicht wahr?«, fragte ich.
»Ja. Das war Suna. Ein geschäftstüchtiges Taxigirl. Sie hatte einen fetten Chinesen an der Angel gehabt. Aber während der Mann vor dem Lokal auf sie gewartet hat, wurde sie hinter dem Lokal ermordet. Arme Suna. Sie haben keine Ahnung, wie es hier zuging, als der Mord entdeckt wurde. Es hat nur so von Bullen hier gewimmelt. Und was diese verdammten Kerle alles wissen wollten…«
»Sie mögen wohl keine Polizisten, wie?«, fragte ich lächelnd.
»Das merkt man deutlich, was?«, gab Tiffany Segal zurück. »Meine Aversion würde Sie nicht wundern, wenn Sie wüssten, was die mir schon alles angetan haben. Vielleicht erzähle ich's Ihnen ein andermal. Meine Adresse haben Sie ja…«
Sie stockte, dachte nach, und während sie nachdachte, trank sie ihren Manhattan aus.
Ich bestellte ihr noch einen.
»Was beschäftigt Sie, Tiffany?«, erkundigte ich mich.
»Sagten Sie nicht vorhin, der Kerl… dieser Verrückte, bildet sich ein, ein Samurai zu sein?«
»Ja.«
»Kleidet er sich auch so?«
»Manchmal«, sagte ich.
»Heute morgen hat mir jemand erzählt, er hätte einen Samurai davonrennen gesehen. In jener Mordnacht.«
»Wer hat Ihnen das gesagt, Tiffany?«, fragte ich schnell.
»Du meine Güte. Ich habe mit so vielen Leuten zu tun. Ich weiß es wirklich nicht mehr, Tony.«
»Denken Sie nach, Tiffany.«
Sie dachte nach. Aber es nützte nichts.
Sie hob bedauernd die Schultern.
»Wenn mein Hirn so was Besonderes wäre, dann wäre ich kein Tanzgirl geworden.«
Ich hörte ihre Entschuldigung nur noch mit halbem Ohr.
Also stimmte meine Vermutung.
Diesen grauenvollen Mord hatte Yorimoto Wara begangen.
Ich presste die Kiefer aufeinander.
In dieser Beziehung war gewiss noch einiges zu erwarten.
Er würde wieder töten. Weil es beim ersten Mal so schrecklich leicht gewesen war.
Ich sagte Tiffany, wo sie mich erreichen könne, falls sie irgendetwas Verdächtiges bemerken sollte. Auch meine Telefonnummer gab ich ihr.
Sie nickte, als ich mich erhob.
»Wenn sich ein Samurai bei mir meldet, lasse ich es Sie unverzüglich wissen, okay?«
»Nehmen Sie die Sache um Himmels willen nicht auf die leichte Schulter, Tiffany«, riet ich dem blonden Mädchen. »Der Kerl ist verdammt gefährlich.«
» Müssen Sie schon wieder gehen?«, fragte die Blondine mit einem bedauernden Schmollmund.
»Leider ja. Ich habe einen kranken Freund, um den ich mich kümmern muss.«
***
Die faustgroße, hässliche Vogelspinne kroch in den Schatten des Sonnenschirms.
Dort legte sie sich auf die Lauer.
Sie schaute zurück. Von den drei Helfern war nichts zu sehen.
So war es richtig. Mr. Silver durfte keinerlei Verdacht
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