GK102 - Die Rückkehr des Samurai
Augen.
Er bekam geistig alles mit, was nun mit ihm geschah.
Aber er konnte sich nicht dagegen wehren. Er war vollkommen gelähmt vom Gift dieser Dämonenspinne.
Lea Mala hatte sich nicht mehr in jenes bezaubernde Mädchen zurückverwandelt.
Sie zog es vor, die Gestalt der Vogelspinne beizubehalten.
Während sich die drei Dämonen um Mr. Silver kümmerten, kroch Lea durchs Haus.
Sie machte sich mit allen Räumlichkeiten vertraut, denn ihre zweite Aufgabe bestand darin, sich an Tony Ballard heranzumachen.
Die schwarz gekleideten Männer hoben Mr. Silver hoch und trugen ihn zum Tor.
Sie verließen mit ihm das Grundstück und verfrachteten seinen steifen Körper in einem ganz in der Nähe abgestellten Kombiwagen.
Augenblicke später fuhren sie fort.
***
Sie brachten ihn in einen düsteren Abschnitt des Mangrovensumpfes.
Von den Bäumen hingen Giftschlangen herab. Krokodile dösten faul in der Sonne. Myriaden von Moskitos flogen auf, als die Dämonen Mr. Silver brachten.
Jeder ihrer Schritte war von einem hässlich schmatzenden Geräusch begleitet.
Silver war unfähig, sich zu bewegen. Er sah über sich das grüne Dach der Mangroven. Er sah Lianen und andere Schlinggewächse.
Und er sehnte sich so furchtbar nach seinen Kräften, die ihn ganz verlassen hatten.
Irgendwann legte man ihn ab.
Sie legten ihn in eine steinerne Wanne.
Es war ein marmorner Sarkophag. Sie hatten ihn hier für ihn bereitgestellt.
Nachdem sie ihn in den Leichenbehälter gelegt hatten, schoben sie eine dicke Glasplatte über ihn.
Er konnte immer noch das Laub der Bäume sehen, die grellen Sonnenstrahlen, die durch das Gezweig stachen wie lange Lanzen.
Irgendwo schien dieses Licht gebündelt zu werden.
Möglich, dass es von jenem gläsernen Deckel gesammelt wurde.
Jedenfalls hatte der Deckel beinahe dieselbe Wirkung wie ein Brennglas.
Mr. Silver fand die Hitze grauenvoll.
Nun beugten sich die drei Dämonen über den Sarkophag. Sie grinsten zu ihm herab.
Er hasste sie entsetzlich, und es machte ihn wahnsinnig, dass er nichts gegen sie unternehmen konnte.
Sie wollten ihn in diesem Sarkophag langsam sterben lassen.
Sie wussten, dass er Hitze schlecht vertragen konnte. Nicht die Hitze eines Feuers, sondern die Hitze der Sonne.
Deshalb quälten sie ihn nun in diesem Totenbehälter zu Tode.
Scheusale waren es. Grausame Bestien.
Sie hatten sich die schlimmste, qualvollste und langsamste Todesart für den abtrünnigen Dämon Mr. Silver ausgedacht. Sie wollten ihn so lange und so schlimm wie möglich leiden lassen, und dafür hatten sie auch die richtige Methode gefunden, wie es aussah.
Schweiß brach aus Silvers Poren. Er spürte ein furchtbares Kribbeln überall im Körper.
Es war ihm, als würde die Hitze in Gemeinschaft mit dem Gift der Vogelspinne seinen Körper zersetzen.
Er hatte tatsächlich das Gefühl, als würde sich sein Leib auflösen, als würde er bei lebendigem Leibe zerfallen.
Doch das war nicht bloß ein Gefühl.
Es war grauenvolle Wirklichkeit.
Mr. Silvers muskulöser Körper begann ganz langsam zu zerfallen.
Er litt unsagbare Schmerzen.
Seine Beine, seine Arme, sein Körper, sein Gesicht…
Alles zerfiel, und für einen Beobachter wäre es ein schrecklicher, grauenvoller Anblick gewesen.
Die kleinen Teile wurden schwarz.
Schwarze Beinchen wuchsen ihnen.
Mr. Silver zerfiel und wurde zu Hunderten von Grauen erregenden Vogelspinnen, die in der Enge des Sarkophages übereinander hinwegkrabbelten und einen Ausweg aus diesem Totenbehälter suchten.
Nichts sonst befand sich mehr im Sarkophag.
Nur noch diese schrecklichen schwarzen Vogelspinnen, die nach einem Fluchtweg suchten…
***
Ich aß in einem kleinen chinesischen Restaurant zu Mittag. Dann kehrte ich zu unserem Haus zurück.
Auf der Terrasse entdeckte ich eine hässliche Vogelspinne. Ich verzog angewidert das Gesicht und wollte sie zertreten, aber sie war schneller als ich und verkroch sich rasch in der Tiefe eines Dornenbusches.
Ich sandte ihr einen Fluch nach und rief dann Mr. Silver.
Dass er nicht sofort antwortete, weckte noch nicht mein Misstrauen.
Er konnte irgendwo ein stilles Plätzchen gefunden haben, wo er nun ein kräftigendes Nickerchen machte.
»Silver! Faulpelz!«
Alles Mögliche rufend suchte ich ihn.
Als ich ihn auf meiner zweiten Runde durch das Haus immer noch nicht entdeckt hatte, wurde ich unruhig.
»Silver! Verdammt, wo steckst du?«, brüllte ich besorgt.
Ich rannte wieder aus dem Haus.
Ich blickte ins
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