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GK112 - Der Geist der Serengeti

GK112 - Der Geist der Serengeti

Titel: GK112 - Der Geist der Serengeti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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deine Widerstandskraft.«
    Ich erzählte ihm von dem Schuppentier, das mich am Vortag angefallen hatte.
    Aber diesem Kerl war mit nichts Angst zu machen. Er grinste nur.
    »Ich bin ein ungemein anhänglicher Mensch, Tony«, sagte er.
    Ich nickte wütend.
    »Das merke ich.«
    »Und wenn ich jemanden gut leiden kann, dann kommt das besonders stark zur Geltung. Und dich mag ich sogar sehr, Tony.«
    »Ich kann dich auch gut leiden. Und deshalb sage ich zum letzten Mal: Du bleibst genauso hier wie Ndutu!«
    »Dein letztes Wort, Tony?«
    »Mein letztes Wort.«
    Er sagte nur: »Okay.«
    Dann stieg er aus, rief Ndutu und verschwand mit ihm um die nächste Ecke.
    Ich witterte, dass er etwas vorhatte. Und das sah kurz darauf so aus, dass er mit seinem eigenen Rover angefahren kam.
    Ndutu saß neben ihm auf dem Beifahrersitz.
    Ich konnte ihnen nicht verbieten, hinter mir herzufahren. Als ich Vladeks triumphierenden Blick sah, wusste ich, dass ich diese Runde verloren hatte.
    Ich ließ sie bei mir einsteigen und fuhr zähneknirschend los.
    ***
    Als wir Oldeani fast erreicht hatten, erlebte ich die nächste Überraschung.
    Ndutu stieß plötzlich einen erschrockenen Schrei aus.
    Ich stieg auf die Bremse, als wäre mir ein Kind vor die Räder gelaufen.
    Nun wandte ich mich gereizt um.
    Auch Ndutu hatte sich umgedreht. Er zeigte auf die Plane, mit der die Ladefläche zugedeckt war.
    Ich kletterte nach hinten und riss die Plane mit Schwung weg, als ich erkannte, dass sich darunter jemand bewegte.
    Es war Naabi.
    »Also das ist doch wirklich ein starkes Stück!«, schimpfte ich los.
    Sie fing an zu weinen, sagte, ich sei herzlos, sie wolle doch nur mitkommen, weil ihr Vater verschwunden sei und weil sie gehört habe, dass ich nach meinen Freunden suchen wolle.
    Was hätte ich tun sollen?
    Ich hätte sie natürlich zurückschicken können. Aber das brachte ich einfach nicht übers Herz.
    Nachdem ich eine Weile mit mir selbst herumgerungen hatte, machte ich mir klar, dass ich in der Serengeti mein erstes richtiges Waterloo erlebt hatte. Ich resignierte.
    Mit ziemlicher Wut im Bauch fuhr ich weiter. Und ich sagte allen, dass ich mich in keiner Weise für ihre Sicherheit verantwortlich fühlte.
    Das war natürlich nur so dahergeredet. Im Zorn. In Wirklichkeit wollte ich lieber ein Bein oder ein Auge verlieren, als einen von ihnen.
    Auf der Weiterfahrt sahen wir Hunderte von Zebras, Gnus, Thompsongazellen, Grantgazellen, Kuhantilopen und einige Elenantilopen.
    Und dann tauchte der heilige Berg der Massai, der Meter hohe Oldeani, auf.
    Ihm zu Füßen lag das Dorf gleichen Namens.
    Hierher sollte ich kommen.
    Nun, ich war da.
    Weder Naabi, noch Vladek Rodensky, noch ich waren jemals in Oldeani gewesen. Als ich nun auf das Dorf zufuhr, hatte ich kein gutes Gefühl.
    Ndutu bewegte sich unruhig hinter mir.
    »Was ist?«, fragte ich ihn nervös.
    »Dieses Dorf…«
    »Ja?«
    »Das ist…«
    »… ist Oldeani, nicht wahr?«, sagte ich und wies mit der Nasenspitze auf die Spezialkarte.
    »Nein, Mr. Ballard. Das ist es eben nicht!«
    Ich warf dem Massai einen erschrockenen Blick zu.
    »Nun mach mich nicht schwach, Ndutu!«
    »Das ist nicht Oldeani!«
    »Was denn sonst?«
    »Ich kenne dieses Dorf nicht, Sir.«
    »Das gibt's doch nicht.«
    »Ich war schon x-mal in Oldeani, Mr. Ballard. Aber durch dieses Dorf bin ich noch nie gekommen.«
    »Du meinst, dieses Dorf gehört gar nicht hierher?«, fragte ich ihn.
    »Es war früher nicht da!«, behauptete Ndutu so fest, dass ich ihm einfach glauben musste.
    Wir fuhren bis an das Dorf heran.
    Es war leer. Keine Seele ließ sich blicken. Ein Geisterdorf.
    Vladek Rodensky schaute mich fragend an. Die beiden anderen verhielten sich mucksmäuschenstill.
    Vom Dorf her fauchte uns ein unangenehmer Wind entgegen.
    Er trug Staub und Sand mit sich und hüllte unseren Wagen darin ein.
    »Seltsam, diese Stille«, sagte Rodensky.
    »Geradezu unheimlich«, sagte Ndutu.
    Ich machte mir meine Gedanken über dieses Dorf. Was tun? Was passierte, wenn ich mit dem Rover hineinfuhr?
    Die anderen wurden unruhig.
    Ich wusste, dass sie darauf warteten, dass ich irgendetwas sagte. Aber ich schwieg noch.
    Ich fragte mich, ob es nicht ratsamer wäre, dieses geisterhafte Dorf zu umfahren.
    Es gehörte nicht hierher, war auf eine rätselhafte Weise errichtet worden, um uns zu täuschen. Vielleicht war das schon die Falle, mit der ich rechnete. Möglich war es.
    Misstrauisch ließ ich meinen Blick schweifen. Ich fühlte mich nicht wohl

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