GK162 - Duell mit dem Satan
nüchtern. Das war der Schock.
Ich erreichte die Schlafzimmertür. Sie war halb offen. Ich machte sie ganz auf.
Was ich dann sah, nahm mir den Atem. Edna Scott kniete auf dem Boden. Sie stieß unentwegt gellende Schreie aus. Blut rann ihr über das grauenvoll verzerrte Gesicht. Mir gingen ihre Schreie durch Mark und Bein. Aber noch mehr erschütterte mich das, was sie machte.
Sie schlug ununterbrochen mit ihrem Kopf gegen die Wand. Das gab jedesmal einen dumpfen, wummernden Ton. Immer mehr Blut quoll aus den Platzwunden, die sich Edna Scott selbst zufügte. Sie hörte nicht damit auf. Weißer Speichelschaum flockte auf ihren Lippen. Sie war nicht mehr bei Sinnen.
Ich stürzte mich auf sie.
Verrückte sind kräftig.
Sie schüttelte mich mühelos ab und rammte ihren Schädel wieder gegen die Wand.
»Andrew!« keuchte ich. »Hilf mir! Schnell!«
Gemeinsam rissen wir sie von der blutverschmierten Wand weg. Wir schleuderten sie auf das Bett.
»Nicht aufs Bett!« kreischte Edna in panischem Schrecken. »Nicht aufs Bett!«
Ich zerrte unter der Tobenden das Laken weg. Andrew preßte sie nieder. Sie wand sich wie eine Schlange unter ihm. Er keuchte. Sie konnte sich von ihm befreien. Sofort suchten ihre Finger zu seinem Gesicht hoch. Sie wollte ihm die Augen auskratzen. Ich verhinderte das, indem ich mich auf die hoohzuckende Hand warf und sie wieder nach unten drehte. Dann warf idh ihr das Laken über die Brust. Ich kroch unter das Bett und zurrte das weiße Tuch fest. Außerdem fesselte ich Ednas Beine mit dem Bindegürtel eines Schlafrocks, der auf dem Boden lag. Das Laken preßte Edna fest aufs Bett. Sie konnte kaum richtig atmen. Aber es mußte sein. Wir mußten sie vor sich selbst schützen, sonst hätte sie sich das Leben genommen.
Das Fenster war offen.
Scott wankte zur Tür herein.
Erschüttert starrte er seine Frau an, die immer noch kreischte und tobte. Mehr und mehr Schaum trat auf ihre Lippen. Das viele Blut. Das gräßlich verzerrte Gesicht… Sie bot einen entsetzlichen Anblick.
Ich sagte: »Ein Krankenwagen muß sie abholen.«
Scott nickte. Er schaute mich mit einer weinerlichen Miene an. »Würden Sie für mich anrufen?«
»Ja. Das mach’ ich. Wie kam es zu diesem… Anfall?« wallte ich wissen.
»Keine Ahnung«, sagte Scott verstört. »Sie hat den Verstand verloren. Ganz plötzlich. Ich war unten. Sie hatte sich schon ins Bett gelegt. Auf einmal hat sie zu schreien angefangen. Ich weiß nicht, aus welchem Grund. Ich bin natürlich sofort hochgerannt, aber sie war allein.«
Ich sog die Luft prüfend ein.
Dann wußte ich, daß Edna Scott nicht allein gewesen war.
Die Frau hatte Besuch von Randolph Tucker geihabt.
Und darüber hatte sie den Verstand verloren.
***
Ich arrangierte es, daß Edna Scott von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Ich schaute mir das Fenster an, durch das Tucker meiner Meinung nach das Schlafzimmer verlassen hatte, kurz bevor Derek Scott den Raum betrat. Keine Spuren. Ich wollte mich mit Scott unten im Wohnraum zusammensetzen und mit ihm reden, aber ich paßte nicht gut genug auf ihn auf. Und als ich dann merkte, daß er pausenlos Whisky in sich hineinschüttete, hatte ich keine Möglichkeit mehr, ihn vor dem Umfallen zu bewahren. Er sackte einfach zusammen und war mit nichts mehr wachzukriegen. Andrew und ich brachten den Mann zu Bett. Dann gingen wir nach Hause und legten uns ebenfalls hin. Ich konnte lange Zeit nicht einschlaf en, denn mich quälte die Frage, was Tucker in dieser Nacht noch alles anstellen würde.
Es passierte zum Glück nichts mehr.
Am nächsten Morgen nahm ich ein erfrischendes Bad. Ich überlegte, was Tucker vor ungefähr einem halben Jahr zugestoßen sein könnte, und mir kam der Gedanke, daß mir vielleicht Margie und George MacReady in dieser Richtung weiterhelfen konnten. Als ich aus dem Bad trat, stieg mir der Duft von frischem Toast in die Nase. Ich hatte einen Bärenhunger und stürzte mich begeistert auf das Frühstück, das Andrew für uns beide angeriahtet hatte.
Während des Essens grinste ich über den Tisch hinüber. »Wie ist das werte Befinden?«
»Ich kann nicht klagen«, gab Andrew mit geschürzter Unterlippe zurück. »Natürlich habe ich in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Aber das erachte ich als selbstverständlich. Hast du etwa geschlafen, Tony?«
»Ich ja.«
Tann schüttelte den Kopf. »Nach allem, was wir erlebt haben? Ich kann dich nicht verstehen.«
Ich hob die Schultern. »Ach weißt du, ich habe
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