GK162 - Duell mit dem Satan
Ring in den Bauch geschlagen. Ich nehme an, daß ihn das geschwächt hat. Wenn es mir gelänge, ihn noch einmal zum Kampf zu stellen, könnte ich ihn vielleicht fertigmachen.«
»Du meinst, wir sollten in die Nacht hinausgehen und ihn suchen?«
»Wer redet von wir?« fragte ich grinsend.
»Denkst du, ich würde dich allein losziehen lassen? Aber hat es denn einen Sinn, Tucker zu suchen? Er kann überall sein. Und wir haben keinen blassen Schimmer, wo wir ihn finden können.«
Ich hob die Schultern und scihob das Lakritzbonbon von der linken Backe zur rechten. »Nun, gar so blaß ist der Schimmer auch wieder nicht.«
»Also ich für meinen Teil wüßte nicht, wo ich Tucker aufstöbern könnte.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich gehe von einer bestimmten Überlegung aus«, sagte ich. »Natürlich kann ich mich auch irren. Kein Mensch ist unfehlbar.«
Andrew zog gespannt an seiner Zigarette. Er starrte mir gebannt auf den Mund.
»Tucker war hier«, erklärte ich meine Gedankengänge. »Dies war mal sein Haus. Soweit ich orientiert bin, gibt es insgesamt drei Bezugspunkte für ihn. Orte, an denen er früher oft gewesen ist. Das ist erstens dieses Haus, dann das Haus von George MacReady und schließlich das Haus von Margie Scotts Eltern. Hier war er, und wir haben ihn vertrieben. Was spricht dagegen, daß er nun entweder bei den MacReadys oder bei den Scotts aufkreuzt?«
Andrew erhob sich. »Da willst du ihn suchen?«
»Wenn wir ihn nicht finden, haben wir eben Pech gehabt«, sagte ich achselzuckend.
»Okay. Gehen wir«, sagte Tann.
Wir verließen dais Haus. »Einen Moment!« sagte ich und bedeutete meinem Freund, er möge auf mich warten. Dann eilte ich zu meinem Peugeot. Aus dem Kofferraum holte ich zwei Stäbchen. Sie sahen aus wie Magnesiumfackeln.
»Zwei Zauberstäbe?« fragte Andrew scherzend.
»Dämonenfackeln!« erwiderte ich. »Wenn wir Glück haben, können wir Tucker mit dem Feuer dieser Fackeln vernichten.«
Andrew seufzte. »Ich wollte, wir hätten dieses Glück.«
»Ich auch«, entgegnete ich. Dann zogen wir los.
***
Die Scotts hatten seit einer Stunde kein Wort mehr miteinander gesprochen. Sie waren wieder zu Hause. Edna hatte nur »Gute Nacht« gesagt, bevor sie die Treppe zum Schlafzimmer hochstieg. Es hatte krächzend und entmutigt geklungen. Derek Scott hatte nur genickt, aber nichts gesagt. Er war immer noch furchtbar wütend auf seine Frau. Eine Frechheit, alle Schuld ihm in die Schuhe schieben zu wollen. Erst in Ausnahmesituationen lassen die Menschen ihre Maske fallen. Heute hatte Derek Scott zum erstenmal den wahren Charakter seiner Frau erkennen können, und es ekelte ihn davor. Er wollte sie nicht daran hindern, Porlock zu verlassen. Er hatte genug von Edna. Er war enttäuscht von ihr. Sie war für ihn erledigt.
Daß Tucker nicht mehr in jener Höhle lag, beunruhigte auch ihn jetzt sehr.
Die Furcht hatte viel von der Wirkung des Alkohols abgebaut. Scott spürte nicht mehr das angenehme Gefühl der Trunkenheit.
Da er vergessen und abschalten wollte, holte er die Whiskyflasche. Er nahm sich vor, sich so vollaufen zu lassen, wie schon lange nicht mehr. Er wollte Trinken bis zur Besinnungslosigkeit. Dieser Zustand würde ihm die Angst für diese Nacht nehmen. Er war sicher, daß ihn am Tag die Furcht nicht mehr quälen würde. Instinktiv spürte er, daß er Tucker am Tag nicht zu fürchten brauchte. Der Spuk war ein Schattenwesen, das sein Unheil nur nachts verbreiten konnte. Nachts mußte, man sidh vorsehen, aber am Tag bestand keine Gefahr.
Auf dem Weg zur Flasche stieß Scott gegen einen Stuhl.
Edna hörte das ratternde Geräusch. Sie lag im Bett, drehte sich auf die Seite, wollte versuchen, trotz ihrer bodenlosen Angst einzusdhlafen. Sie wurde von schweren Gewissensbissen gepeinigt. Sie zitterte am ganzen Körper. Und sie hatte eiskalte Füße, die sich nicht erwärmten. Unten polterte und rumorte Derek. Sie wußte jetzt, daß sie nicht klug gehandelt hatte. Sie hätte nicht alle Schuld auf ihn abwälzen sollen, sie hätte nicht sagen sollen, daß sie von ihm Weggehen würde. Sie wußte ja gar nicht, wohin sie gehen sollte. Es gab niemand, der sie aufgenommen hätte. Mit den wenigen Verwandten, die über ganz England verteilt waren, hatte sie keinen Kontakt mehr. Sie hatte sich mit ihnen nicht bloß überworfen, sondern so sehr verfeindet, daß sie alle nichts mehr von ihr wissen wallten.
Edna schloß die Augen.
Morgen würde sie Derek um Verzeihung bitten.
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