GK170 - Die mordenden Bilder
milchweiße Haut, üppige Brüste und viele Sommersprossen um die kleine Nase, die jedoch keineswegs störten. Sie trug ein hellblaues, offenherziges Cocktailkleid, lachte gern, tanzte gern… lebte einfach gern.
Georgie Snow kannte die neuesten Witze. Er war Kassierer auf der Rennbahn. Ein ulkiger Knabe, nicht schön, aber ungemein sympathisch.
Gibbson nahm Ireen in seine Arme. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und tanzte in Strümpfen. Er schaute ihr tief in die meergrünen, schräggestellten Augen und wusste, dass er sie noch in dieser Nacht in sein Schlafzimmer führen würde. Dass sie dagegen nichts einzuwenden hatte, verriet ihm ihr aufreizender, koketter Blick.
So gegen Mitternacht zeigten sich bei Diana die ersten Anzeichen von Volltrunkenheit. Sie lachte und weinte gleichzeitig. Sie lallte und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihr Blick war glasig.
Sie dachte, für einen Höhepunkt sorgen zu müssen, und begann sich linkisch auszuziehen. Kaum hatte sie das Kleid abgestreift, wäre sie beinahe lang hingefallen. Sie fing sich am Wohnzimmerschrank, kreischte: »Hoppla!«, und kicherte hinter der vorgehaltenen Hand.
Mit der anderen hielt sie sich an der Schranktür fest.
Dadurch gab der Magnetverschluss nach. Die Tür öffnete sich. In den Fächern waren ordentlich einige Dia-Kassetten aufgestapelt.
Der Projektor stand daneben.
Diana drehte sich um. »He, Barry. Sind das alles Aktaufnahmen von jungen hübschen Mädchen?«
Gibbson grinste. Auch er spürte die vielen Drinks. »Nackte Mädchen sehe ich mir lieber in natura an.«
Diana wies auf die Kassetten. »Und was ist da drin?«
Gibbson hob die Schultern. »Größtenteils Landschaftsaufnahmen. Ich liebe die unberührte Natur. Leider komme ich viel zu selten aus dieser verdammten Stadt raus. Deshalb hole ich mir die Natur mit nach Hause. Und wenn mir mal nach Landschaft ist, setze ich mich hier hin und führe mir die Bilder vor.«
»Ist uns nicht allen auf einmal nach Landschaft?«, fragte Ireen spontan in die Runde.
Mia klatschte und rief: »Ja, natürlich. Zeig uns ein paar von deinen Dias, Barry. Bitte.«
Gibbson warf Kullman einen unschlüssigen Blick zu. »Ich weiß nicht recht. Dias auf ‘ner Party. Findet ihr das denn nicht langweilig?«
»Wieso denn?«, fragte Ireen.
»Wie kann denn Mutter Natur langweilig sein?«, fragte Mia.
»Komm, Barry. Mach uns die Freude!«, bettelte Ireen.
Leo Kullman und Georgie Snow grinsten. »Warum eigentlich nicht«, sagte der Jockey. Er warf mehrere Kissen auf den Boden.
Dann zog er Mia auf den Teppich und begann sie leidenschaftlich zu küssen. Das Mädchen kicherte, kraulte die Nackenhaare des Kleinen und genoss seine stürmischen Zärtlichkeiten.
Diana ergriff die oberste Kassette. Ireen holte den Projektor aus dem Schrank. Gibbson baute das Stativ für die Leinwand auf. Dann löschte er das Licht.
Neben ihm schmusten Georgie und Diana. Ireen schmiegte sich an ihn. Er streichelte ihre nackten Schultern und hörte, dass ihr Atem schneller ging. Mit der Linken drückte er auf den Knopf, der die Impulse an den Vorführapparat weiterleitete.
Diana hatte jene Kassette aus dem Schrank genommen, in der sich die Aufnahmen von Gibbsons letzter Fahrt in die Catskill befanden.
Nach den ersten drei Bildern sagte Kullman: »Wusste gar nicht, dass du so hervorragend fotografieren kannst, Barry.«
»Hab mal vor Jahren einen Fotokurs mitgemacht«, gab Gibbson zurück und ließ das nächste Bild kommen.
Manche Aufnahmen hatten nahezu künstlerischen Wert. Diese Bilder ließ Gibbson länger stehen, und er gab auch einige technische Daten bekannt, um den Betrachtern klar zu machen, dass er sich nicht nur in die Gegend gestellt und auf den Auslöser gedrückt hatte.
Bild elf zeigte den mächtigen Wasserfall, über den sich ein faszinierend schillernder Regenbogen, in allen Farben leuchtend, spannte.
Mia applaudierte begeistert. »Das beste Bild. Ein Kunstwerk!«, rief sie. »Man hat den Wunsch, hinzugehen und das Wasser anzufassen.«
Gibbson lachte wohlgefällig in sich hinein. »Abwarten. Es kommen noch schönere Bilder.«
Ireen räkelte sich neben ihm. Seine Hand glitt von ihrer Schulter und blieb wie zufällig auf ihrem Busen liegen. Es störte sie nicht.
Und dann kam das dreizehnte Diapositiv!
Gibbsons Augen weiteten sich. Verwirrt starrte er auf die Leinwand, von wo ihm der Tod mit rabenschwarzen Augenhöhlen entgegenblickte…
***
»Nanu!«, stieß Gibbson verblüfft hervor. Ireen setzte
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