GK175 - Dämonenhochzeit
Lichter, die über das schwarze Wasser tanzten. »Die Jacht. Wetten, daß das Durnings Jacht ist?«
»Sie hält auf einen der Cays zu«, sagte Mr. Silver. Augenblicke später stellten wir fest, daß die Jacht ihre Maschinen gestoppt hatte. Die Entfernung zu ihr wurde rasch geringer. Mir war heiß und kalt zugleich. Ich fühlte, daß Gig Thinnes mir die reine Wahrheit erzählt hatte, und ich wußte, daß wir um Barbara Fentons Leben bangen mußten. Während Thinnes mit Vollgas auf die Jacht zuraste, fragte er meinen Freund: »Ist Ihnen schon mal der Name Ximbarro begegnet, Mr. Silver?«
Der Hüne schüttelte nach kurzem Nachdenken den Kopf. »Nein.«
Gig Thinnes wies auf die Jacht. »Er nannte sich Ximbarro… Ich meine, die Person, die in Burgess Durnings Körper war. Und er hat zugegeben, daß er ein Dämon ist.«
»Ximbarro!« sagte ich grübelnd. »Ein Name, der nicht unbedingt in diese Gegend paßt, nicht wahr?«
Mr. Silver nickte. »Würde eher nach Mexiko passen.«
»Vielleicht kommt er von da«, sagte Thinnes. Er wußte nicht, daß er damit den Nagel genau auf den Kopf traf.
Noch zwanzig Meter bis zur Jacht.
Mr. Silver war bereits sprungbereit. Er würde der erste sein, der die Jacht enterte. Sein Dämonenhaß war eine gewaltige Triebfeder. Er fühlte jeden Dämon, den er entlarven konnte. Ich bemerkte, wie sich Silvers Hände mit einer dünnen Silberschicht überzogen. Auch eine Besonderheit von ihm. Manchmal konnte er seinen ganzen Körper zu hartem Silber erstarren lassen. Ein andermal wieder verwandelte er bloß seine Hände in Silber. Je nach Bedarf.
Noch zehn Meter. Jetzt drosselte Thinnes die Treibstoffzufuhr. Das Motorboot verlangsamte das Tempo. Augenblicke später hatten wir die Jacht erreicht. Silver fing unser Boot an der Jacht ab. Wir stießen nur ganz sanft dagegen.
Dann federte mein Freund nach drüben. Ich folgte ihm. Gig Thinnes machte sein Motorboot fest und kam hinter uns her. Mr. Silver stürmte mit weiten Sätzen über das Deck. Keuchend suchte er einen Gegner. Er polterte den Niedergang hinunter, kam atemlos wieder hoch. Wir schauten ihn gebannt an.
»Nichts!« schrie er in namenloser Enttäuschung. »Nicht einmal eine Ratte.«
»Und Barbara?« fragte Thinnes gepreßt.
»Verschwunden!« keuchte Mr. Silver. »Wir befinden uns allein auf der Jacht.«
Thinnes starrte mich bestürzt an. »Aber… aber wie kann es denn so etwas geben?« Ich hob die Achseln. »Vielleicht sind sie auf ein anderes Boot umgestiegen!«
Mr. Silver trat sofort an die Reling. Er sandte sein Dämonen-Lot in die Schwärze der Nacht hinein. Aber er stieß damit gegen kein Hindernis. Ximbarros Diener hatten sich gegen Silvers Strahlen abgeschirmt. Er vermochte sie nun nicht mehr zu orten.
Ganz langsam schaukelte das schwärze Bambusfloß über die sanfte Dünung des Meeres. Über den Köpfen der Ximbarro-Sklaven knatterte die Standarte des Dämons. Und zu ihren Füßen lag Barbara Fenton, die in diesem Augenblick allmählich das Bewußtsein wiedererlangte…
***
»Es ist wirklich nicht nötig, daß Sie mich nach Hause bringen, Vicky«, sagte Ida.
»Aber ich bitte Sie. Es macht mir nichts aus«, gab Vicky Bonney mit einem freundlichen Lächeln zurück. Sie hielt die Tür des weißen Peugeot 504 Ti auf. »Nun kommen Sie schon. Steigen Sie ein. Ich habe von Tony Ballard den Auftrag bekommen, mich um Sie zu kümmern, und ich tu’ es wirklich gern.«
Ida setzte sich auf den weinroten Sitz. Vicky warf den Wagenschlag zu, ging um die Motorhaube herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Beim ersten Startversuch war der Motor da. Er schnurrte leise.
»Sie sagen mir, wie ich fahren muß, okay?« bat Vicky und ließ den Peugeot, anrollen.
Die schlanke Negerin lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sorge glänzte in ihren dunklen Augen. »Ich habe von dem, was passiert ist, kaum etwas mitbekommen. Wissen Sie Bescheid, Vicky?«
»Barbara wurde gekidnappt«, antwortete Vicky. Das stimmte. Mehr sagte sie nicht, um Ida nicht unnütz zu beunruhigen.
»Mein Gott, wer tut denn so etwas?«
Dämonen tun noch viel Schlimmeres als das, meine Liebe, dachte Vicky. Aber sie sagte es nicht. Was wußte Ida schon von Dämonen, von ihrer Hinterhältigkeit, von ihrer grenzenlosen Gemeinheit, von ihrer abartigen Bosheit.
Da Vicky nichts sagte, fügte Ida ihren Worten hinzu: »Barbara hat doch kaum Geld…«
Es gibt Tausende von Gründen, weshalb Dämonen so etwas tun, dachte Vicky Bonney verbittert. Sie
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