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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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knirschte Lou Nicholson.
    »Jeder kriegt mal vom Schicksal einen Tiefschlag verpaßt, Lou. Je schneller du ihn verkraftest, desto eher kommst du darüber hinweg.«
    Der Inspektor rümpfte die Nase. »Komm, Earl, verschone mich mit deinen Bibelsprüchen.«
    »Das sind Lebensweisheiten«, widersprach der fette Jason.
    »Dann verschone mich eben damit!« sagte Nicholson. Er begab sich zur Hausbar. Da stand Harry Sulzman. Der dritte Cognac kreiste in seinem Glas. »Sind Sie ansprechbar, Mr. Sulzman?« fragte der Inspektor mit gedämpfter Stimme.
    Der Industrielle schreckte aus seinen Gedanken hoch. Im Schlafzimmer sammelten die Männer von der Spurensicherung gerade die Spinnenfäden ein.
    »Ich hätte Ihnen einen Drink angeboten«, sagte Sulzman mit, belegter Stimme. »Aber Sie sind im Dienst, und ich wollte Sie nicht in Versuchung bringen.«
    »Vielen Dank, Mr. Sulzman. Ich denke, ich werde mich betrinken, wenn ich heute nach Hause komme.«
    »Ich kann verstehen, daß Sie entmutigt sind, Inspektor.«
    Nicholson hob erstaunt den Blick. »Tatsächlich?«
    »Denken Sie, ich hatte noch nie ein Problem, bei dem ich nicht wußte, wie ich es anpacken sollte?«
    Der Inspektor lächelte schwach. »Also, daß Sie meinem Problem Verständnis entgegenbringen würden, hätte ich nicht erwartet, Mr. Sulzman. Sie sind ein großartiger Mensch. Ich hätte verstehen können, wenn Sie mir ins Gesicht gebrüllt hätten, ich wäre der unfähigste Idiot, der auf Gottes weiter Welt umherläuft.«
    »Es ist nicht meine Art, über einem Mann den Stab zu brechen, der sein Bestes gibt, jedoch keinen Erfolg hat.«
    »Immerhin wurden Ihnen drei wertvolle Gemälde gestohlen. Das wäre meines Erachtens Grund genug, um aus der Haut zu fahren.«
    »Die Gemälde waren versichert — und es ist ja noch nicht gesagt, daß Sie sie nicht wiederbeschaffen können«, sagte Harry Sulzman mit einem freundlichen Blick.
    Nicholson betrachtete seine Hände. Er sagte nichts, aber er dachte daran, daß er von Neal Hopkins diese Chance nicht mehr bekommen würde. Er mußte froh sein, wenn er nicht mit seinem Assistenten in der Registratur landete.
    Es ging mit dem Teufel zu.
    Sie hatten doch wirklich alles unternommen, um jenen geheimnisvollen Verbrecher zu fassen.
    »Er kam von der Loggia her«, sagte Nicholson, als führte er einen Monolog. »Anscheinend kannte er sich ziemlich gut in Ihrer Wohnung aus. Denken Sie bitte nach, Mr. Sulzman. Würden Sie jemandem aus Ihrem Bekanntenkreis ein solches Verbrechen Zutrauen?«
    Der Industrielle schüttelte sofort den Kopf. Und zwar entschieden. »Kürzlich wurde von einer Illustrierten hier in dieser Wohnung eine Reportage gemacht«, erzählte der Industrielle, und er wies darauf hin, daß auch ein Wohnungsgrundriß veröffentlicht worden war. »Ich bin sicher, daß der Mann diese Reportage gesehen hat. Auch die Gemälde kamen dabei groß heraus.«
    Nicholson seufzte bitter. »Jetzt brauchen wir nur noch nach einem Kerl zu suchen, der Illustrierte liest und in der Lage ist, Spinnfäden zu produzieren. Ihnen ist absolut nichts aufgefallen, Mr. Sulzman?« Die Frage klang fast flehend.
    Der Industrielle hob bedauernd die Schultern. »Ich habe geschlafen, und ich wurde erst durch die Rufe meiner Frau wach.«
    Im Hintergrund klingelte das Telefon. Kurz darauf kam der dicke Jason mit blassem Gesicht angeschnauft. »Chef!« preßte er verstört hervor.
    »Was gibt’s?« fragte Inspektor Nicholson.
    »Nicht weit von hier wurde in einer Telefonzelle ein toter Mann gefunden.«
    Nicholson brauste auf. »Sollen wir uns darum etwa auch noch kümmern?«
    »Auf dem Körper des Mannes kleben Spinnfäden!« sagte Earl Jason heiser.
    Nicholson fiel das Kinn auf die Brust. Als er seine Sprache wiedergefunden hatte, stöhnte er: »Uns bleibt doch wirklich nichts erspart.«
    ***
    Mein weißer Peugeot 504 TI rollte auf dem Parkplatz vor dem vielstöckigen Zeitungsgebäude aus. Ich hatte Vernon Kellags Bericht geradezu verschlungen. Man war dem Spinnenmann einen winzigen Schritt näher gekommen. Zum erstenmal hatte es jemanden gegeben, der den Verbrecher gesehen hatte: Max Lanza. Kellag sang in seinem Artikel eine Lobeshymne auf den toten Freund. Ich konnte das verstehen. Die beiden hatten einander menschlich sehr nahe gestanden.
    Bevor ich das Zeitungsgebäude ansteuerte, hatte ich mir die Baustelle in aller Ruhe angesehen. Auch die Telefonzelle hatte ich in Augenschein genommen. Nichts wies mehr darauf hin, daß hier ein Mensch sein Leben

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