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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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verloren hatte.
    Ein Anruf bei Dr. Carram informierte mich, daß Burt Madison das Krankenhaus bereits verlassen hatte.
    Ich machte noch ganz schnell einen Abstecher zu den beiden anderen Opfern des Spinnenmanns, aber diesen Weg hätte ich mir sparen können. Dabei kam absolut nichts heraus.
    Nun stand ich im Fahrstuhl und schoß zur 19. Etage hoch. Hier befand sich Vernon Kellags Büro, wie man mir unten in der Vorhalle gesagt hatte. Ich schob mir ein Lakritzbonbon zwischen die Zähne und klopfte dann an die richtige Tür. Kellag rief, ich möge eintreten. Ich kam in einen hellen, freundlichen Raum. Kellag — ich nahm an, daß er es war, denn ich hatte ihn noch nie gesehen — richtete seine dunklen Augen auf mich. Er hatte eine kurze schmale Nase und einen dünnlippigen Mund. Sein Kinn verriet, daß er energisch sein konnte, und sein Blick sagte mir das gleiche.
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis, und wir beschnüffelten einander kurz. Danach wußten wir, daß wir uns gegenseitig zu respektieren hatten.
    Vernon Kellag wies auf einen Besucherstuhl. »Bitte setzen Sie sich, Mr. Ballard. Was führt Sie zu mir?«
    »Ihr Artikel«, sagte ich knapp. Mir fiel auf, daß er bereits eine Fortsetzung geschrieben hatte. Die Bürstenabzüge davon lagen auf seinem breiten Schreibtisch. Ganz klar, daß sein Chef von ihm verlangt hatte, er möge die Sache bis ins Letzte ausschlachten. Das ließ die Auflage der Zeitung gegenüber den Konkurrenzblättern enorm in die Höhe schnellen. Geschäft ist eben Geschäft. Selbst wenn dabei ein Freund auf der Strecke blieb. Ich nahm Kellag das nicht übel. Er lebte von solchen Berichten. Es gibt üblere Dinge, mit denen man sich das Brot zur Wurst verdienen kann.
    Ein Foto von Lanza lag ebenfalls auf Kellags Schreibtisch. Rote Striche markierten das, was von der Aufnahme wegfallen sollte. Darunter stand ein Hinweis für den Chemigraphen, der davon das Klischee zu machen hatte.
    Kellag nahm die Fotografie in die Hand. »Armer Max«, sagte er bedauernd. »Er hatte großes Pech — und dabei war er der Meinung, das größte Glück zu erleben, als ihm der Spinnenmann über den Weg lief.«
    Hinter Kellag klebten Tierposter an der Wand. Ein im Fauchen erstarrter Puma blickte mich an. Ich sah edle Pferde und eine Löwenfamilie — aufgenommen in einem Safari-Park.
    »Sie schreiben, Ihr Freund habe miterlebt, wie sich der Spinnenmann an der Gebäudefassade abgeseilt hat«, sagte ich.
    Kellag nickte beipflichtend.
    »Hat er auch das Gesicht des Mannes gesehen?« fragte ich als nächstes.
    Kellag schüttelte den Kopf. Ich schob mein Lakritzbonbon von der linken in die rechte Backe.
    »Er hat Ihnen den Mann also nicht beschrieben«, bemerkte ich.
    »Wenn er es getan hätte, hätte ich die Beschreibung in meinem Bericht gebracht, Mr. Ballard«, erwiderte Kellag.
    Ich hob die Brauen. »Nun, soviel ich vom Zeitungsbetrieb weiß, fällt ab und zu etwas aus Platzmangel unter den Tisch.«
    Der Reporter nickte. »Da haben Sie nicht unrecht. Aber ich hätte mir bestimmt die Mühe gemacht, irgend etwas anderes zu streichen, um die Beschreibung noch unterbringen zu können. Schließlich hätte mit einer guten Beschreibung die Möglichkeit bestanden, dem Burschen auf die Schliche zu kommen. Wenn erst mal Hunderttausende Leser wissen, wie der Kerl aussieht, hat er an seiner Freiheit nur noch kurze Zeit Freude, das ist gewiß.« Kellags Blick fiel auf die Fotografie, die er immer noch in seinen Händen hielt. Seufzend wiederholte er: »Armer Max. Er wollte mir einen Sensationsbericht zukommen lassen… Nun ist er tot.«
    »Können Sie mir irgendeinen Tip geben, in welcher Richtung ich meine Ermittlungen weiterführen soll, Mr. Kellag?« Ich fragte das ohne viel Hoffnung, und ich lag mit dieser Einstellung genau richtig. Vernon Kellag hatte mir nichts zu bieten, das mir weitergeholfen hätte.
    Als ich mich erheben wollte, fiel ihm etwas ein.
    Er zog eine Schreibtischlade auf und holte eine kleine durchsichtige Plastiktüte heraus.
    »Auf dem Körper meines toten Freundes lagen Spinnfäden«, sagte der Reporter erläuternd.
    »Davon habe ich gelesen«, sagte ich.
    »Ich habe ein paar von diesen Fäden an mich genommen«, erzählte mir Kellag. »Wenn es Sie interessiert, möchte ich Ihnen etwas Erstaunliches vorführen.« Er holte die dünnen Fäden aus der Tüte, kramte mit der anderen Hand in seiner Hosentasche herum und schnickte gleich darauf das hervorgeholte Gasfeuerzeug an. Nun hielt er die Spinnenfäden über die

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