GK187 - Der Geisterberg
wurden hart. Dorothy war das einzige Thema, über das er mit niemandem sprechen wollte. »Wer will denn einen Blumentopf gewinnen?« fragte er heiser.
»Komm, komm, Jack. Mach mir nichts vor. Ich weiß über dich und Dorothy Bescheid. Mir ist bekannt, was mal zwischen euch beiden gelaufen ist, und mir ist auch bekannt, daß du immer noch verrückt nach dem Mädchen bist. Aber glaub mir, Dorothy ist Gift für dich. Laß die Finger von ihr. Sie mag dich nicht. Finde dich damit ab. Du bist beinahe Luft für sie. Es hat keinen Sinn, sich deshalb zu besaufen. Damit machst du bloß deine Leber kaputt, das ist aber auch schon alles, was du erreichst.«
Lambeths Backenmuskel traten hart hervor. »Tu mir einen Gefallen und kümmere dich um deinen eigenen Kram, ja?«
»Das ist mein Kram!« sagte Blake ärgerlich. »Halte dir immer vor Augen, daß wir hier einen Film drehen. Und ich bin der Regisseur dieses Streifens. Das heißt, daß alles auf mein Kommando hört, denn schließlich muß ich meine Birne für alles hinhalten, was passiert.« Blake erhob sich. »Deshalb gebe ich dir den guten Rat: Finger weg von jetzt an von zwei Dingen – von Dorothy Fosse und vom Alkohol! Wenn du dich daran hältst, mache ich dir den größten Erfolg deiner Karriere zum Geschenk. Hältst du dich nicht daran…«
Lambeth hob trotzig den Kopf. »Was ist dann?«
»Dann werfe ich dich einfach raus, Junge. Dann kann ich dich nicht mehr brauchen, verstehst du? Dann bist du draußen aus dem Vertrag und kannst nach Hause fliegen!«
***
Kendal Blake hoffte, daß sich der Schauspieler diese Warnung hinter die Ohren schrieb. Nach dieser Aussprache unter vier Augen begab sich der Regisseur zu Dr. Woolds’ Zelt. Er wollte nach Ella Gauss sehen. Das Skriptgirl lag bleich im Bett. Der Arzt war bei ihr und flößte ihr gerade zwei Löffel von einem scheußlich schmeckenden Medikament ein. Ella schluckte es, ohne das Gesicht zu verziehen. Sie starrte unentwegt geradeaus, erkannte ihre Umgebung nicht, nahm nicht im mindesten Anteil an dem, was um sie herum passierte.
Blake hatte Mitleid mit dem Mädchen. »Wie geht es ihr, Doc?« fragte er mit gedämpfter Stimme.
»Unverändert.«
»Sie ist nicht da, was?«
»Überhaupt nicht.«
»Kann man denn dagegen gar nichts tun?«
»Ich tue, was ich kann.«
»Sie pumpen sie mit Medikamenten voll, wie ich sehe.«
Marvin Woolds hob ärgerlich den Blick. Er schaute den Regisseur durchdringend an. »Das hört sich abwertend an, Mr. Blake.«
»Sie wissen, daß ich von Medikamenten nicht allzuviel halte.«
»Was denken Sie, wozu es sie gibt?«
»Um uns zu vernichten.«
»Das ist doch Unsinn, Kendal.«
»Absolut nicht. Sie werden zugeben müssen, daß es kaum ein Medikament gibt, das völlig unschädlich ist. Ich will damit folgendes sagen: Wenn wir Magenkrämpfe haben, nehmen wir eine Tablette. Okay. Die Krämpfe hören auf. Wir denken, wir haben unserem Körper etwas Gutes getan. Was wir nicht wissen – oder aber auch nicht wahrhaben wollen –, ist die Tatsache, daß die gleiche Tablette möglicherweise die Milz, die Leber oder unsere Galle angreift. Hab’ ich nicht recht?«
Dr. Woolds wiegte den Kopf. »Sie übertreiben.«
»Mag sein. Aber im Prinzip stimmt es, was ich sage.«
»Früher starben die Menschen mit dreißig Jahren. Heute werden wir siebzig, achtzig Jahre alt. Ein Verdienst der Pharmazeuten, das können Sie nicht bestreiten.«
»Na schön, vielleicht sind die Pülverchen und Mixturen nicht gar so schlimm, wie ich sie darstelle…«
Ella Gauss stieß einen tiefen Seufzer aus.
Kendal Blake wies auf sie. »Was mag sie nur so sehr geschockt haben?«
Marvin Woolds senkte den Blick. »Eigentlich hatte ich nicht vor, mit Ihnen darüber zu sprechen…«
»Mann, ich muß alles wissen. Schließlich trage ich für alles, was hier geschieht, die volle Verantwortung.«
»Das Mädchen hat zweimal phantasiert.«
Blakes Augen leuchteten vor Neugier. »Was hat sie gesagt?«
»Eigentlich war es bloß ein dahergestammeltes Zeug…«
»Was denn?« fragte Blake aufgeregt.
»Ohne Zusammenhang…«
»Nun reden Sie schon. Was hat sie gestammelt, Doc?«
»Sie redete von einer… Leiche. Von einem Toten, wie sie bei dem Felsen, wo Sie gedreht haben, hocken. Ella hatte entsetzliche Angst, als sie von der Leiche sprach. Was sie sagte, erweckte den Eindruck, als wäre sie einem solchen Toten begegnet.« Dr. Woolds lächelte schwach. »Das ist natürlich absurd. Aber Ella scheint sich das
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