GK187 - Der Geisterberg
Schläge hinterlassen, und er fürchtete, daß er Schwierigkeiten haben würde, Dorothys Gesicht nachher wieder herzurichten.
Die Schauspielerin stürzte sich mit einem grellen Wutschrei auf ihren Kollegen.
Ihre langen Krallen fuhren auf Portlands Gesicht zu.
Der Maskenbildner schloß entsetzt die Augen. Portland konnte im letzten Moment verhindern, daß ihm Dorothy die Wangen aufriß. Sie trat ihn gegen das Schienbein. Er packte sie, verlor das Gleichgewicht. Sie knallten beide auf den Boden, wälzten sich keuchend und fluchend, schreiend und schlagend herum.
Kendal Blake mischte sich recht tatkräftig ein.
Er riß die beiden Schauspieler auseinander. Dorothy glühte ihren Partner mit haßerfüllten Augen an. Angus Portland gab diesen Blick zurück. Sie waren beide außer Atem. Dorothys Kleid war zerrissen. Ein Teil ihres üppigen Busens war zu sehen. Sie achtete nicht darauf.
»Jetzt hört mir mal gut zu, ihr zwei Narren!« schrie der Regisseur Dorothy und Angus an. »Ihr solltet endlich begriffen haben, daß wir hier einen Film machen! Hier werden keine privaten Meinungsverschiedenheiten ausgetragen, ist das klar? Ich weiß, daß ihr euch nicht riechen könnt. Aber das ist vor der Kamera nicht wichtig. Ihr seid Schauspieler. Also verstellt euch gefälligst. Was ihr privat füreinander empfindet, habt ihr – verdammt noch mal – vor der Kamera abzulegen. Ihr habt ein Liebespaar zu spielen. Ihr kennt das Drehbuch. Ihr habt es akzeptiert. Es gibt einen Vertrag, den ihr unterschrieben habt. Also haltet euch an die Abmachungen! Spielt eurem Publikum das Paar so vor, daß den Leuten die Tränen kommen. Ihr kriegt dafür schließlich einen Haufen Geld, oder nicht?«
***
Als der harte Arbeitstag zu Ende ging, kehrten die Filmleute ins Lager zurück. Dorothy Fosse duschte sofort. Kendal Blake zog seine verschwitzten Sachen aus, wusch sich, kleidete sich neu an. Dr. Woolds kam in sein Zelt. Der Regisseur nickte dem Arzt zu. »Ich wollte gerade zu Ihnen kommen.«
Marvin Woolds setzte sich. »Haben Sie einen Drink für mich, Kendal?«
Blake wies zur Bar. »Bedienen Sie sich. Was ist mit Jack Lambeths Bein? Ist es wirklich gebrochen?«
Woolds schüttelte den Kopf, während er sich Wodka in ein Glas füllte. »Nur verstaucht.«
»Wann kann er wieder arbeiten? Morgen?«
»Morgen wird er noch humpeln.«
»Das macht nichts. Dann drehen wir morgen eben nur die Einstellungen, wo er in Großaufnahme ins Bild kommt. Was macht er?«
»Er betrinkt sich.«
Blake preßte die Kiefer zusammen. »Teufel, kann er denn die Finger nicht vom Alkohol lassen?«
»Er liebt Dorothy. Sie zeigt ihm die kalte Schulter. Das kann er nicht vertragen. Deshalb betrinkt er sich.«
»Ich muß ihm ins Gewissen reden!« sagte der Regisseur scharf. »Ich sehe Sie später in Ihrem Zelt, Doc.«
»Okay.«
Woolds leerte sein Glas. Kendal Blake stürmte in Lambeths Zelt. Der Schauspieler lag mit glasigen Augen auf dem Feldbett. Er grinste spöttisch, als der Regisseur sich einen Stuhl fischte und sich neben das Bett setzte. Blakes Nasenflügel waren aufgestellt. Ein Zeichen dafür, daß er ziemlich wütend war. »Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll!« blaffte Blake.
»Laß es bleiben«, meinte Lambeth achselzuckend.
»Du bist das größte Rindvieh, das mir jemals untergekommen ist!«
»Rindviecher sind auch Menschen.«
»Du tust so, als wäre das dein erster Film, Jack«, sagte Blake kopfschüttelnd. »Ich kann dich nicht verstehen. Verdammt noch mal, du weißt doch, wieviel Geld in einem solchen Projekt steckt. Die Produktionsleitung sitzt uns wegen jedem Cent, den wir zuviel ausgeben, im Nacken. Wir sollten uns beeilen, die Außenaufnahmen so schnell und so klaglos wie möglich hinter uns zu bringen. Und was machst du? Du besäufst dich und brichst dir beinahe das Bein. Herrgott noch mal, hast du dir überlegt, was es kostet, wenn du für ein paar Tage ausfällst?«
»Ein Film besteht aus lauter kleinen Stückchen. Ihr könntet alles andere zuerst drehen…«
»Das tun wir. Aber wenn wir damit fertig sind, bist du dran, und bis dahin solltest du fit sein. Darf ich dir mal ganz was Privates sagen, Jack?«
»Natürlich«, grinste Lambeth. »Und nimm kein Blatt vor den Mund.«
»Bestimmt nicht!« knurrte der Regisseur. »Ich halte dich für einen ausgemachten Trottel, Jack!«
»Weswegen?«
»Weil du immer noch nicht kapiert hast, daß du bei Dorothy keinen Blumentopf gewinnen kannst.«
Lambeths Augen wurden schmal. Seine Züge
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