Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK187 - Der Geisterberg

GK187 - Der Geisterberg

Titel: GK187 - Der Geisterberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
erzählte mir zunächst vom unheimlichsten Friedhof der Welt. Vom Totenfelsen der Kuka-Kukas. Dann steckte er sich eine Zigarette an. Im Aschenbecher neben der Reiseschreibmaschine türmten sich die Kippen. Er wollte mir auch eine Zigarette anbieten.
    »Nichtraucher«, sagte ich kopfschüttelnd.
    »Genau wie Kabajashi«, lächelte der Regisseur. »Ich wollte, ich könnte der Dritte in eurem Bunde sein. Morgens huste ich jedesmal beinahe meine Lunge aus dem Hals.« Er fand den eigentlichen Faden des Gespräches wieder. Seine Miene verfinsterte sich merklich. »Irgend etwas Unheimliches ist hier im Gange, Mr. Ballard.«
    »Versuchen Sie das näher zu definieren«, bat ich den Regisseur.
    Er zuckte die Achseln, während sich seine Stirn kräuselte. »Ich glaube, das kann ich nicht. Hat Ihnen Haggins von unserem Skriptgirl erzählt?«
    »Ja. Sie liegt völlig apathisch im Krankenzelt.«
    »Sie hat einen schlimmen Schock erlitten. Und kein Mensch weiß, wodurch«, sagte Blake mit belegter Stimme. Er inhalierte den Rauch und blies ihn an mir vorbei. »Oben, beim Felsengrab, sind plötzlich zwei Leichenkörbe leer. Ella Gauss, das Skriptgirl, phantasiert, ihr wäre so ein Toter hier unten begegnet. Bud Haggins ist der Meinung, er hätte beobachtet, wie sich eine der Leichen bewegt hat. Ich bin zu sehr Realist, um mir das richtig vorstellen zu können. Als Bud mich darauf aufmerksam machte, daß sich der Tote geregt hat, sagte ich: ›Unsinn. So etwas ist nicht möglich.‹ Doch seit Jack Lambeth sein Leben verloren hat, weiß ich nicht mehr, wie ich darüber denken soll. Wir haben ihn mit gebrochenem Genick im Dschungel gefunden. Dr. Woolds sagt, Jack wurde der Hals mit großer Kraft umgedreht. Im Vertrauen, Mr. Ballard: Ich glaube, der Arzt hat recht. Ich hoffe, Sie können schweigen. Allen anderen versuche ich nämlich einzureden, es wäre ein tragischer Unfall gewesen…«
    »Denken Sie, daß es einen Sinn hat, die Leute zu belügen?«
    Kendal Blake nickte bestimmt. »O ja. Es hat sogar sehr viel Sinn, Mr. Ballard. Ich muß diese Leute irgendwie zusammenhalten, sonst rennen sie vor ihrem eigenen Schatten davon. Sie klammern sich an diese Unfalls-Version, obwohl sie alle Jacks fürchterlichen Todesschrei gehört haben. Sie stecken den Kopf in den Sand, um nicht vor Angst verrückt zu werden. Solange ich behaupte, Jack hätte einen Unfall gehabt, stützen sie sich darauf. Wir dürfen ihnen diese Stütze nicht nehmen, Ballard. Sonst platzen die Dreharbeiten hier wie eine riesige Seifenblase. Das kann ich nicht verantworten. In diesem Filmprojekt stecken fünf Millionen Dollar. Es darf nicht scheitern. Ich wäre bereit, meine Seele dem Teufel zu vermachen, wenn ich den Schiffbruch damit verhindern könnte.«
    Ich empfand Hochachtung vor diesem Mann. Er kämpfte allen Widernissen zum Trotz mit Klauen und Zähnen um seinen Erfolg. Jeder andere hätte in seiner Situation vermutlich schon lange das Handtuch geworfen. Kendal Blake boxte jedoch verbissen weiter.
    Ich fragte den Regisseur, ob ich mir später das Skriptgirl ansehen dürfe.
    Er nickte und antwortete: »Ich schreibe nur noch schnell diese Szene fertig. Dann stehe ich Ihnen voll zur Verfügung.«
    Ich begab mich in mein Zelt.
    Während ich unter der Dusche stand, dachte ich an das, was Blake mir erzählt hatte. Zwei verschwundene Leichen. Ein schwer geschocktes Mädchen.
    Ein Schauspieler – tot im Dschungel. Sein Genick war mit großer Kraft gebrochen worden. Mit großer Kraft. Das gab mir zu denken. War dazu ein Mensch fähig?
    ***
    Wir standen um das Bett von Ella Gauss herum. Kendal Blake nagte nervös an seiner Unterlippe. Immer wieder strich er sich mit einer fahrigen Handbewegung über das Haar. Er konnte nicht stillstehen, war von einer ansteckenden Unrast befallen. Dr. Woolds sagte: »Der Schock blockiert den Geist des Mädchens. Mit Medikamenten komme ich dagegen nicht an.«
    »Haben Sie’s schon mit Hypnose versucht?« fragte ich den Arzt.
    Marvin Woolds schüttelte den Kopf. »Darauf verstehe ich mich nicht.«
    »Würden Sie mir gestatten, daß ich Ella hypnotisiere?«
    Woolds warf dem Regisseur einen kurzen Blick zu. Er blinzelte unschlüssig. »Was erhoffen Sie sich davon?«
    »Wir könnten damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen«, antwortete ich. »Erstens würden wir erfahren, was sie erlebt hat, und zweitens könnten wir dieses Erlebnis dann aus ihrem Gedächtnis eliminieren. Das würde die Aufhebung der geistigen Blockade zur Folge

Weitere Kostenlose Bücher