GK189 - Dämonen an Bord
Kehle zu. Eine unsichtbare Faust. Er japste nach Luft. Pfeifend kamen seine Atemstöße.
Das, was da vor ihm schwamm und auf diese geisterhafte Weise leuchtete, war der Körper Mädchens. Halb nackt war dieser schöne Leib. Die Brüste waren unbedeckt. Um die Hüften des Mädchens floß ein undurchsichtiger Stoff.
Banks fühlte sich von diesem Mädchen unwiderstehlich angezogen. Dabei schwamm sie vollkommen reglos auf dem kochenden Wasser. Wie eine Puppe.
Wie eine Figur aus Holz. Ja, eine Figur aus Holz, das war sie. Kunstvoll geschnitzt. Lebensecht. Sie war die Galionsfigur eines Schiffes, das vor dreihundert Jahren gesunken war. Und zwar an dieser Stelle. Davon hatte Banks jedoch keine Ahnung.
Fasziniert betrachtete Kookie Banks das hübsche Mädchengesicht. In seinen Augen war dies keine leblose Figur aus Holz. Für ihn lebte dieses Mädchen auf eine eigenartige, unerklärliche Weise.
Sie schaute ihn mit ihren großen Augen durchdringend an. Es überlief ihn heiß und kalt zugleich. Irgend etwas war in dem Blick dieses Mädchen, das ihm Angst machte.
Mit einemmal spürte er, wie sein Körper von einer unangenehmen Gänsehaut umspannt wurde. Die Intensität des unheimlichen Blickes nahm zu.
Banks’ Finger krampften sich fester um die Reling. Jetzt war ihm die Luft schon so knapp, daß er glaubte, zu ersticken. Entsetzt riß er die Hände hoch.
Er begrub sein Gesicht darin. Doch dieses fremde, rätselhafte Mädchen schaute ihn selbst durch seine Hände an. Banks begann zu zittern.
»Was willst du? Was willst du von mir?« röchelte er verstört. Doch er bekam keine Antwort. Ein fremdartiges Singen und Klingen hob an. Geschrei und Gelächter brandete auf. Disharmonische Töne folterten Banks’ empfindliches Gehör.
Er bekam Kopfschmerzen davon. Sie wurden so heftig, daß er sie kaum noch ertragen konnte. Das Mädchen zerfloß vor seinen Augen wie im LSD-Rausch.
Ihm war, als hätten sich vor ihm die Pforten der Hölle aufgetan, und Hunderte von Teufeln heulten, schrien und lachten ihm jetzt aus vollem Halse in die Ohren.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht preßte er die Hände auf seinen Kopf, der seiner Ansicht nach gleich zerplatzen mußte.
Die Galionsfigur gaukelte ihm die verrücktesten Dinge vor. Er schaute sich plötzlich selbst ins Gesicht. Er sah seinen Körper, von dem auf einmal alles Fleisch abfiel, bis nur noch das Skelett übrig war.
Ihm wurde schwarz vor den Augen. Der wahnsinnige Schmerz in seinem Schädel verdoppelte sich. Nie hätte er gedacht, daß er solche Schmerzen aushalten könnte, und die Lärmorgie steigerte sich immer noch. Etwas tropfte ihm aufs Gesicht. Er sah nicht, was es war, wußte aber doch, daß es Blut war.
Das Blut von Sally und Ina.
Das war zuviel für ihn. Er stieß einen grellen, markerschütternden Schrei aus.
Dann sackte er ohnmächtig auf die Schiffsplanken nieder.
***
Die gefürchtetste Klatschkolumnistin von Hollywood gab eine Abschiedsparty für die reizende Engländerin Vicky Bonney. Und keiner von denen, die von Mabel York eingeladen worden waren, hatte den Mut aufgebracht, nicht zu erscheinen.
Die blonde Vicky Bonney schrieb seit geraumer Zeit sensationelle Horror-Romane, die in aller Welt reißenden Absatz fanden und sowohl in Frankreich wie auch in England und im deutschsprachigen Raum monatelang auf den Bestsellerlisten standen.
Hollywood schlief nicht. Man wollte mit einem Film an Vickys beachtliche Bucherfolge anknüpfen. Man hatte die sympathische Engländerin in die Filmmetropole eingeladen, und Vicky war gerne gekommen.
Klugerweise hatte sie die Reise nicht allein angetreten. Sie hatte einen cleveren Anwalt mitgebracht, der sie bei den tagelangen harten Verhandlungen mit größtem Erfolg unterstützte.
Hollywood hatte ihr die optimalsten Bedingungen zu Füßen gelegt. Der Startschuß für die Realisierung des großangelegten Projekts war bereits gefallen. Die mächtige Filmmaschinerie war unverzüglich in Gang gesetzt worden.
Anfangs hatte Vicky der überschäumende Rummel von Hollywood unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.
Doch nun hatte sie genug davon, und sie freute sich auf den Heimflug, auf London und auf das Haus in der Chichester Road, das sie mit ihrem Freund Tony Ballard bewohnte.
Das Haus der Klatschkolumnistin quoll vor Leuten über. Die Gäste standen in den Räumen, auf der Terrasse, im Garten. Die Hungrigen drängelten sich am kalten Büffet. Diejenigen, die sich langweilten, tranken entweder Whisky, Wodka oder Champagner.
Es
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