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GK189 - Dämonen an Bord

GK189 - Dämonen an Bord

Titel: GK189 - Dämonen an Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Illustriertenbilder, die nichts mit Schiffen zu tun hatten. Ich streifte die Pin-up-Fotos mit einem kurzen Blick. An einer Blondine blieb ich etwas länger hängen. Das trug mir ein Stoß in die Rippen von Vicky ein. Ich konzentrierte mich sofort auf den Dicken, der unentwegt schwitzte und auch dementsprechend duftete.
    »ROSY hatte gestern nur einen einzigen Kunden«, sagte der Dicke mit einem verschmitzten Grinsen.
    »Wer war der Mann, dem sie zu Willen war?« ging ich auf den Scherz des Fetten ein.
    »Roscoe Mortimer«, sagte der Bootsverleiher.
    »Adresse?« fragte ich und legte die Banknote, die ich dem Fülligen zuvor gezeigt hatte, auf den Schreibtisch.
    Er grapschte sie sich sofort und sagte dann: »Tut mir leid. Adresse hab’ ich nicht von dem Mann.«
    »Ist das bei Ihnen so üblich?« fragte ich enttäuscht. »Angenommen, ich leihe mir ROSY aus und bringe sie Ihnen nicht mehr wieder.«
    »Dann hätte ich Ihren Personalausweis hier und würde mich umgehend mit der Polizei in Verbindung setzen, Mr. Ballard.«
    »Und wenn mein Personalausweis eine gelungene Fälschung wäre?«
    »Dann hätte ich Pech gehabt«, sagte der Dicke und zuckte gleichmütig mit den Achseln. »So etwas ist mir aber noch nie passiert.«
    »Alles passiert einem irgendwann mal zum erstenmal«, sagte ich.
    »Ich bitte Sie, wer macht sich schon die Mühe, sich einen gefälschten Ausweis zu beschaffen, wenn er ein Motorboot klauen will. Derjenige, der die Absicht hat, ein Boot zu stehlen, der tut es ohne Papiere.«
    Ich fragte ihn, ob wir uns die ROSY mal ansehen dürften. Er hatte nichts dagegen. Wir gingen an Bord. Ich hoffte, irgend etwas zu finden, das uns näher an Roscoe Mortimer heranbrachte. Aber ROSY war so sauber, daß es fast schon ärgerlich war.
    Im nächsten Drugstore bat ich um das Telefonbuch. Und hier fand ich etwa dreißig Mortimers. Aber nur einer hieß Roscoe mit Vornamen. Das war unser Mann. Ich notierte mir die Adresse. Man sagte uns, das wäre nicht weit vom Hafen entfernt. Vicky Bonney schwang sich wieder hinter das Steuer des weißen Javelin. Wir rauschten ab.
    Das Haus sah deprimierend aus. Die Fassade war schmutziggrau. Die meisten Fenster waren von einer dicken Staubschicht bedeckt. Auf einigen eisernen Balkonskeletten flatterte die Wäsche im Smog.
    Mortimer wohnte im vierten Stock. Es gab keinen Fahrstuhl. Als wir oben ankamen, ging unser Atem ziemlich schnell. Vickys Augen weiteten sich erschrocken, als sie sah, wie ich meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter angelte.
    »Tony…«
    »Keine Sorge. Ich möchte bloß ein bißchen Eindruck auf den Knaben machen!« sagte ich zu meinem Mädchen. Dann klopfte ich. Meine Backenmuskeln zuckten. Ich war ziemlich nervös. Roscoe Mortimer war der Mann, der sich mit Alaara zusammengetan hatte, der sich Achat Untertan gemacht hatte. Ein Mann, der so etwas zuwege brachte, war gefährlich. Ich wußte nicht, was der Bursche noch alles in petto hatte, deshalb war ich nervös.
    In der Wohnung reagierte niemand auf mein Klopfen. Wütend hämmerte ich mit dem Colt-Griff.
    Meine Erregung ebbte ab.
    »Niemand zu Hause«, sagte Vicky. Sie blickte mich enttäuscht an.
    Ich steckte meine Kanone weg und erwiderte: »Das macht nichts, Baby. Er kann ja nicht ewig wegbleiben. Wir werden wiederkommen. Und dann wird er zu Hause sein.«
    Als wir im Javelin saßen, faßte ich einen anderen Entschluß. Mr. Silver sollte sich um Roscoe Mortimer kümmern.
    »Und was tun wir, während Silver sich mit Mortimer beschäftigt?« wollte mein Mädchen wissen.
    Ich legte schmunzelnd meine Hände auf meine Brust. »Ich kann nur für mich sprechen.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich werde heute abend ein Boot mieten und den Pazifik dann in ganz kleine Stückchen zersägen.«
    »Was erhoffst du dir davon?«
    »Eine Begegnung mit Kapitän Achat.«
    ***
    Ich möchte an dieser Stelle festhalten, daß ich wirklich alles versucht habe, um Vicky zu bewegen, zu Hause zu bleiben. Mir erschien die Sache zu gefährlich für meine Freundin. Es gab einen heftigen Streit. Harte Worte fielen, und ich war gerade im Begriff, mich durchzusetzen, da flossen die ersten Tränen… und zehn Minuten später war ich geschlagen.
    Nun saß Vicky neben mir. Sie wußte, daß ich sie nicht weinen sehen konnte.
    Ihre Tränen waren ihre stärkste Waffe. Sie setzte sie immer dann ein, wenn sie ihr Ziel auf keine andere Weise zu erreichen vermochte. Oh, sie war ein schlaues Kind. Im Moment schimmerte so etwas wie ein Triumph in ihren

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