GK198 - Der Stierdämon
Krummdolch fiel zu Boden. Dann knickten die Beine des Anwalts ein, und er landete neben seiner gefährlichen Waffe.
Ich gab dem Dolch einen wütenden Tritt, der ihn unter die Couch beförderte. Dann schleuderte ich den Stuhl zur Seite und kniete mich auf die schmale Brust des angeschlagenen Anwalts.
»So, Freundchen!« zischte ich. »Und nun reden wir beide miteinander ein ernstes Wörtchen!«
***
Er war groggy.
Aber er kam allmählich wieder zur Besinnung. Ich preßte ihm mit meinen Knien die Luft aus dem Leib. Er konnte nur flach atmen und stöhnte. Doch das störte mich nicht.
Kein Mitleid mit einem Kerl, der mir den Bauch aufschlitzen wollte! »Sie werden sterben, Ballard!« knurrte der Anwalt mit schmalen Augen. »Ich habe Sie nicht geschafft. Aber das heißt noch lange nicht, daß Sie ungeschoren davonkommen werden. Der Stierdämon weiß, daß Sie in Teheran sind. Er will Ihren Kopf, Ballard! Und er wird ihn bekommen. Wenn nicht heute, dann morgen!«
»Wo ist Melissa Ford?« fragte ich scharf.
»Beim Teufel.«
»Und Snow und Rodensky?«
»Beim Teufel! Beim Teufel!« schrie der Rechtsanwalt, und Speichel glänzte auf seinen geifernden Lippen.
»Okay!« schrie ich zornig zurück. »Sie sind also alle beim Teufel. Und wo wohnt der zur Zeit?«
»Sie brauchen ihn nicht zu suchen, Ballard!« fauchte der Anwalt haßerfüllt. »Er wird Sie schneller finden, als Ihnen lieb ist.«
»Na schön, wenn Sie nicht freiwillig mit der Sprache heraus wollen… ich habe andere Mittel, um Sie zum Reden zu bringen!« Ich hielt ihm meinen magischen Ring vor die weit aufgerissenen Augen. Sein Brustkorb schien mehr und mehr einzufallen. Er bekam zuwenig Luft, doch ich ging nicht von ihm runter. Die bebenden Lippen nahmen eine bläuliche Färbung an. Er tat mir nicht leid. Er gehörte der Bande des geflügelten Stiers an. Solche Menschen verdienten kein Mitleid. Sie hatten das Böse in sich, und sie versuchten es in der Stadt zu verbreiten wie eine gefährliche Seuche, die nach und nach alles Gute dahinraffte.
Er warf schreiend den Kopf hin und her.
Allein der Anblick meines Ringes peinigte ihn.
»Wohin habt ihr Melissa, Snow und Rodensky verschleppt?« fragte ich schneidend. »Reden Sie, Musa, sonst schäle ich Ihnen die Haut in Streifen vom Leib!«
»Das wagen Sie nicht, Ballard!«
»Wetten doch?«
»Der Stierdämon wird Sie auf die grauenvollste Weise dafür bestrafen.«
»Ich werde ihn vernichten!«
»Ha! Das schaffen Sie nicht. Das schaffen Sie niemals. Das gelingt keinem!«
»Ich werde ihn zur Hölle schicken. Ihn und Mesos!« brüllte ich dem Anwalt in sein verfärbtes Gesicht. »Und jetzt raus mit der Sprache. Wo stecken die drei?«
»Finden Sie’s raus!« kreischte Musa. Mit furchtgeweiteten Augen starrte er den schwarzen Stein meines Ringes an. Ich brachte ihn ganz nahe an sein zuckendes Antlitz heran, sagte schnell einige Beschwörungsformeln, die mir geläufig sind, und machte mit dem Ring drei kabbalistische Zeichen in die Luft. Der Mann schrie gequält auf, als wäre ich ihm mit der Flamme eines Schweißbrenners über das Gesicht gefahren. Er versuchte mich abzuschütteln, bäumte sich wild auf, warf sich hin und her.
Aber ich preßte ihn auf den Boden nieder, ließ ihn nicht hochkommen, wiederholte die Sprüche und machte zwei zusätzliche Zeichen über dem Gesicht, das sich jetzt zu einer teuflischen Fratze verzerrte.
»Aus!« kreischte Musa entsetzt. »Aus! Ich kann nicht mehr, Ballard! Hören Sie damit auf!«
»Sie wissen, was ich hören will!« gab ich scharf zurück.
»Ja! Ja.«
»Reden Sie!«
»Ja!«
Er wollte tatsächlich reden. Mein magischer Ring mußte das Böse in seinem Körper zum Glühen gebracht haben. Nun schien er von innen her zu verbrennen. Ich bemerkte, daß seine Augen trocken wurden. Und aus seiner Haut wich nun ebenfalls blitzschnell alle Feuchtigkeit. Der Schweiß auf seiner Stirn verdampfte.
»Reden Sie, Musa!« brüllte ich noch einmal, denn es war keine Zeit zu verlieren. Ich befürchtete, daß Mahmud Musa nicht mehr lange dazu in der Lage sein würde. Der Stierdämon wollte den Körper des Anwalts anscheinend rasch von innen her zerstören, damit Musa mir nicht mehr sagen konnte, was ich wissen wollte.
»Wo sind Melissa, Snow und Rodensky?« fragte ich heiser.
Musa öffnete den Mund. Feuchter Dampf schlug mir entgegen. Seine Kehle war ausgetrocknet. Er röchelte.
»Musa!« schrie ich.
Trocken wie Zunder war Musas Körper nun schon. Ich packte ihn an den
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