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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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daß ich recht hatte, nicht mit allzu vielen Fragen in Ihren Freund zu dringen. Er war mit seinen Gedanken die meiste Zeit nicht richtig da.«
    »Wo war er?« fragte ich.
    »Das sagte er mir nicht. Aber ich merkte deutlich, daß ihn etwas ziemlich stark beschäftigte. Plötzlich erschrak er.«
    »Weswegen?«
    » Sie waren ihm eingefallen. Er hatte Sie vom Flugplatz abholen wollen. Er sagte, Sie müßten bereits hier sein, und er bat mich, Sie im INTO-Hotel aufzusuchen. In seinem Zustand war er leider nicht in der Lage… Sie verstehen?«
    »Natürlich«, sagte ich und nickte ernst.
    »Es wäre unverantwortlich von mir gewesen, ihn vorzeitig aus dem Haus zu lassen«, sagte Musa.
    »Sie haben bestimmt vollkommen richtig gehandelt.«
    »Das hoffe ich«, bemerkte Musa.
    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Wegen der Entführung?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Ich habe mit Inspektor Jamshid gesprochen, aber ich konnte ihm nichts Neues erzählen.«
    »Was hat der Inspektor gesagt?«
    »Er möchte Mr. Rodensky sehen, sobald er wieder auf seinen eigenen Beinen stehen kann.«
    »Ich werde Vladek morgen zum Präsidium bringen«, meinte ich.
    »Daran würden Sie guttun. Ihr Freund wird auch morgen noch jemanden brauchen, der ein wenig auf ihn aufpaßt.«
    Wir fuhren jetzt auf einer breiten Asphaltstraße, der Khiaban Mezanderan. Wegweiser sagten mir, daß es hier nach Abe Ali und Damavand ging. Links hatte ich einen herrlichen Ausblick auf das Elbrusgebirge, aber ich hatte zur Zeit andere Sorgen, als mich am Anblick einer schönen Landschaft zu ergötzen. Ich sah die Reste einer Burg aus der vorislamischen Zeit. Etwa neuntes Jahrhundert. Ein paar Steinmauern. Mehr war das nicht. Olivenbäume säumten die Straße. Teheran lag bereits zehn Kilometer hinter uns.
    »So weit draußen wohnen Sie?« fragte ich den Anwalt.
    »Es ist mein Wochenendhaus.«
    »Wie weit noch?«
    »Wir sind gleich da«, erwiderte Mahmud Musa. Er sagte die Wahrheit. Der Mercedes rollte von der Asphaltstraße auf einen unbefestigten Weg. Eine Kamelkarawane kreuzte unseren Weg. Gegenwart und Vergangenheit begegneten einander in diesem Land immer wieder. Fliegenschwärme begleiteten die Höckertiere. Nomaden in zerlumpten Gewändern trotteten neben den Tieren einher. Sie hatten es nicht eilig. Daß ich auf einem Brett mit glühenden Nägeln saß, störte sie nicht im mindesten.
    Endlich konnte Musa weiterfahren.
    Der Garten um das Wochenendhaus – es war ein Blockhaus aus dicken dunkelbraunen Stämmen – war etwas verwildert. Ich suchte mit nervösen Augen die Fenster. Nirgendwo konnte ich Vladek sehen, obwohl er das Kommen des Wagens gehört haben mußte. Vermutlich, dachte ich, ist er noch zu schwach, um sich zu erheben und ans Fenster zu gehen.
    Ich wies auf das Blockhaus, dessen Veranda im tiefen Schatten lag. »Ist Vladek allein da drinnen?«
    »Wenn er noch nicht fortgelaufen ist…«, gab der Anwalt mit einem kleinen Lächeln zurück. Er ließ den Zündschlüssel stecken, klappte die Tür auf.
    »Ich hätte ihn nicht allein zurückgelassen, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, Sie anzurufen, Mr. Ballard. Aber es gibt kein Telefon im Haus.« Musa hob die Schultern. »Wenn einen die ganze Woche die Telefone quälen, möchte man zum Wochenende seine Ruhe haben.«
    »Das ist zu verstehen«, sagte ich und stieg gleichzeitig mit Mahmud Musa aus. Weit und breit war dies hier das einzige Haus. Hier draußen war es angenehm ruhig. Eine Oase des Friedens. Hier konnte sich Musa ungestört regenerieren, Kräfte sammeln für die nächsten harten Gefechte im Gerichtssaal.
    Die hüfthohe Gartentür – ebenfalls aus Holz – knarrte in den Angeln, als Musa sie öffnete.
    »Die müßte mal geölt werden«, sagte ich grinsend.
    Musa seufzte. »Liebe Güte, ich weiß es, Mr. Ballard.« Der Anwalt verdrehte die Augen. »Wenn ich bloß etwas mehr Zeit hätte. Auch im Garten müßte einiges getan werden, aber ich komme buchstäblich zu gar nichts. Die paar Stunden, die ich hier draußen verbringen darf, möchte ich in Ruhe und Beschaulichkeit genießen, nicht mit Hammer, Säge und Gartenschere in der Hand. Übrigens… Hier habe ich Ihren Freund gefunden.«
    Er zeigte mir die Stelle.
    Ich nickte.
    Wir gingen weiter.
    Drei Stufen führten zum Hauseingang hinauf. Sie ächzten unter der Belastung. Erde lag auf den Brettern vor der Tür. Sie knirschte, als ich darauftrat. Mahmud Musa legte die Hand auf den Türknauf. Es war nicht abgeschlossen. Die Tür schwang auf. Musa

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