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GK198 - Der Stierdämon

GK198 - Der Stierdämon

Titel: GK198 - Der Stierdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Schultern und schüttelte ihn. Er reagierte kaum noch. Ein furchtbarer Schmerz verzerrte sein Gesicht. Die Haut seiner Wangen knisterte wie Pergament und brach. Mir trieb es den eiskalten Schweiß aus allen Poren.
    Ich kniete auf der Brust eines Mannes, der von innen her langsam starb. Der Tod höhlte ihn aus. Es war das Werk des Dämons, der diese Brücke, die zu ihm führte, rechtzeitig abbrach.
    »Musa!« schrie ich noch einmal, und ich versuchte den schnellen Verfall des Rechtsanwalts mit meinem magischen Ring zu verhindern, doch das war mir nicht möglich. »Musa!« Der Mann reagierte nun überhaupt nicht mehr. Seine Augen waren gebrochen. Er atmete nicht mehr, er regte sich nicht mehr. Er war zu einer strohtrockenen Puppe erstarrt.
    Und nun setzte der Dämon in Musa seinem Vernichtungswerk die Krone auf: er entzündete den Körper tief in seinem Inneren.
    Flammen sprangen in Musas Leib an.
    Ich sah sie mit roten Zungen aus Mund und Nase lecken und sprang erschrocken von Mahmud Musa herunter. Mir bot sich ein schreckliches Schauspiel. Der Körper des Anwalts zerstörte sich selbst.
    Innerhalb weniger Augenblicke brannte der ganze Mann wie ein trockener Strohballen. Die Flammen entwickelten eine Hitze, die nicht normal war. In rasender Eile griff das Feuer um sich. Es fraß sich den Boden entlang, erreichte die Holzwände, schlug nach den Gardinen.
    Im Nu knurrte und prasselte es rings um mich herum, daß mir Angst und Bange wurde. Die gewaltige Hitze warf sich wie ein reißendes Tier auf mich, wollte mich niederdrücken, Rauchschwaden versuchten meine Atemwege zu vergiften. Ich preßte ein Taschentuch vor Mund und Nase und taumelte durch die grelle Flammenhölle. Hinter mir fielen Balken krachend von der Decke herab. Funken stoben hoch und flirrten mir knisternd ins Haar.
    Musa hatte reden wollen.
    Das war nun die Strafe des Stierdämons dafür.
    Ich mußte, um die Tür zu erreichen, mitten durch eine wabernde Flammenwand. Mit angehaltenem Atem sprang ich durch das grelle Feuer, das meine Kleider versengte und auch mich zu vernichten drohte.
    Benommen suchte ich die rettende Tür. Links und rechts von mir donnerten die brennenden Balken herab. Ich irrte durch das Flammenlabyrinth, mein Atem wurde mir knapp, ich fühlte, daß ich, wenn ich nicht bald frische Luft in die Lungen bekommen würde, umkippen würde.
    Dort war die Tür.
    Unerreichbar weit schien sie mir. Ich hustete bellend. Mein Magen krampfte sich zusammen. Schweißbäche rannen über mein verzerrtes Gesicht. Meine Beine schleiften über den. Bretterboden. Sie wollten mich nicht mehr tragen. Ich wankte, stolperte, fiel, kämpfte mich stöhnend wieder hoch, torkelte mit ausgestreckten Armen weiter, wußte daß ich verloren war, wenn ich die Tür nicht innerhalb ganz kurzer Zeit erreichte…
    ***
    Seit die Sache mit dem Blutgesicht passiert war, lebte Dr. Werner Krause mit einem ständigen Alpdruck auf der Brust. Er hatte Angst, daß sich dieses grausige Schauspiel wiederholen könnte.
    Er versuchte, das Erlebte zu vergessen, aber das wollte ihm nicht gelingen. Die blutige Erscheinung an der Wand schien in seiner Seele Wurzeln geschlagen zu haben.
    Ein scheußliches Ungeheuer war diese Erinnerung. Hartnäckig. Mit nichts zu vertreiben. Krause versuchte, seinen gewohnten Lebensrhythmus wiederaufzunehmen.
    Auch das war ihm jedoch nicht möglich. Während der Mahlzeiten hockte er vor den duftendsten, verlockendsten Speisen, ohne einen Bissen davon runterzubekommen.
    Er begann, Tabletten zu schlucken. Appetitanregende Medikamente. Sie wirkten nicht. Im Gegenteil. Sie füllten seinen Magen aus und ließen erst recht keinen Platz mehr für eine stärkende Nahrung.
    Wenn das so weitergeht, sagte sich Krause erschrocken, verhungerst du noch. Du mußt essen. Du mußt dich dazu einfach zwingen.
    Er versuchte sich zu zwingen, doch der Bissen blieb ihm buchstäblich im Hals stecken. Dadurch, daß sein Körper die Nahrungsaufnahme verweigerte, wurde Krause rasch schwächer.
    Und das wiederum bewirkte, daß vor allem seine Nerven leicht verwundbar wurden. Sie schienen nunmehr auf der Haut zu liegen. Krause wurde überempfindlich, schreckhaft, furchtsam.
    Er versuchte diesen Zustand mit immer stärkeren Drogen zu bekämpfen. Schließlich kam er von den wirkungslosen Tabletten ab und griff zur Spritze.
    Die erste Injektion schaffte ihm bereits Linderung. Müde schleppte er sich durch sein Zimmer. Ächzend ließ er sich auf das Bett nieder. Das Medikament verbreitete

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