GK206 - Der schwarze Golem
Stelle zu dem Raketenforscher ging, wirklich miserabel. Es hatte am späten Nachmittag begonnen. Man hatte ihr gerade mitgeteilt, sie möge sich am Abend für Messer freihalten, da klopfte es an ihre Tür.
»Ja, bitte?«
Die Tür öffnete sich. Jenny Cobra trat ein. Ihr Blick machte Gina augenblicklich Angst. Das Mädchen aus Rom fragte mit zugeschnürter Kehle: »Was kann ich für dich tun, Jenny?«
»Du wirst heute abend nicht zu Alec Messer gehen!« sagte Jenny Cobra scharf.
Gina lachte nervös. »Hör mal, wie stellst du dir das vor? Ich kann da nicht einfach grundlos wegbleiben. Du weißt, daß das nicht geht. Wir sind dazu da…«
»Du wirst nicht gehen!« sagte Jenny Cobra herrisch. »Wirst nicht gehen können, weil du krank sein wirst. Ich werde statt dir gehen.« Das war alles, was Jenny sagte. Dann wandte sie sich um und verließ Ginas Zimmer wieder, ohne der Italienerin eine Möglichkeit zu lassen, ihr zu widersprechen. Wütend stampfte Gina mit dem Fuß auf.
»Was fällt dir ein, du Hexe!« schrie sie die geschlossene Tür an. »Alec Messer ist der einzige Mann, zu dem ich gern gehe. Ich lasse mir von dir nicht verbieten, mit ihm heute nacht zusammen zu sein!«
Plötzlich begann es.
Ein heftiger Schmerz zuckte durch ihren Leib. Es war ihr, als hätte ihr jemand ein Messer quer durch die Eingeweide gestoßen. Gina stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus, krümmte sich zusammen, preßte die Arme an den Bauch, während sich ihre Stirn mit kleinen Schweißtröpfchen bedeckte.
Die Heftigkeit des Schmerzes nahm zu.
Schwindelig wankte das Mädchen zur Couch. Keuchend ließ sie sich darauf fallen. Sie konnte in keiner Lage liegen. Der Schmerz strahlte aus, griff ihr Herz an, und das Herz pumpte verseuchtes Blut durch Ginas ganzen schlanken Körper.
Übelkeit entstand in ihrem Magen. Er blähte sich auf, schien sich umzudrehen, und Gina mußte ins Bad laufen, um sich da zu übergeben. Danach fühlte sie sich aber kein bißchen besser.
Erschöpft und mit zitternden Knien hob sie den Kopf. Sie erschrak, als sie ihr Spiegelbild sah, erkannte sich kaum wieder. Sie war ganz grün im Gesicht. Die Augen waren aufgequollen, die Lippen wirkten so schlaff wie die Wangen. Sie sah um zwanzig Jahre älter aus.
Mühsam schleppte sie sich zur Couch zurück.
Vielleicht solltest du den Doktor anrufen, dachte sie, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Als sie nach dem Hörer griff, wurde ihr schlagartig besser.
Verwundert zog sie die Hand zurück. Wenn es ohne Doktor ging, war es ihr lieber. Entspannt legte sie sich hin. Die Schmerzen verebbten. Was blieb, war eine bleierne Müdigkeit.
So konnte sie unmöglich zu Alec gehen. Na schön, sollte Jenny Cobra sie dieses eine Mal vertreten. Wenn Alec damit einverstanden war… wollte Gina es auch sein.
Jenny Cobra. Ginas Brauen zogen sich zusammen. Was war das für ein geheimnisvolles Mädchen? Kaum jemand wußte etwas von ihr. Eines Tages war sie hier aufgekreuzt, und seither verfolgte sie Alec Messer mit schmachtenden Blicken. Gina war das nicht entgangen. Das Mädchen aus Rom legte die Finger auf ihre Lippen. Eigenartig, dachte sie. Woher wußte Jenny, daß sie krank sein würde? Konnte dieses Luder in die Zukunft schauen?
Als der Abend kam, verzichtete Gina auf ihr Essen.
Jetzt blickte sie auf ihre Armbanduhr und stellte fest, daß Jenny Cobra bereits seit einer Stunde bei Alec war. Plötzlich erfaßte Gina eine unerklärliche Unruhe.
Sie fühlte sich wieder wohl. Keine bleierne Müdigkeit mehr in den Gliedern. Keine Übelkeit mehr im Magen. Es war ihr, als hätte jemand einen Zauber von ihr genommen.
Verwirrt setzte sie sich auf. Es war dunkel im Raum.
Ginas Blick wurde in eine bestimmte Richtung gezogen. Sie wurde gezwungen, dorthin zu sehen. In der finsteren Ecke schien sich mit einemmal die Luft zu bewegen. Es flimmerte dort auf eine eigenartige Weise.
Etwas Schwarzes entstand buchstäblich aus dem Nichts vor Ginas schreckgeweiteten Augen. Mit einem krächzenden Schrei schnellte Gina von der Couch. Sie machte gehetzt Licht… und jetzt sah sie ihn …
Es war kein Wunder, daß ihr Herz in diesem grauenvollen Moment fast zu schlagen aufhörte…
***
Der schwarze Golem war ein klumpiges Wesen.
Er glänzte wie geschliffene Kohle und war so groß, daß er den Rücken krümmen mußte, um in Ginas Zimmer Platz zu haben. In seinen Augen flackerte das gelbe Feuer der Hölle.
Er bleckte die riesigen Zähne, verzerrte das ohnedies unansehnliche
Weitere Kostenlose Bücher