GK206 - Der schwarze Golem
auf irgendeine Weise schuld an Ginas Tod war.
Aber wie sie das angestellt hatte, war Messer ein unlösbares Rätsel.
Deshalb hatte er Kareb gegenüber diesen Verdacht auch nicht ausgesprochen. Der General hätte – mit Recht – auch an seinem Verstand zu zweifeln begonnen.
***
Zum Frühstück gab es türkischen Mokka, Weißbrot und gebratenes Hammelfleisch. Dazu einige seltsame Soßen, die recht lecker schmeckten. Tucker Peckinpah und ich langten tüchtig zu. Major Moshe Noryan war schon wieder an der Arbeit. Peckinpah wartete, bis ich den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte. Dann zündete er sich eine Zigarre an, während ich ein Lakritzbonbon lutschte.
Der rundliche Industrielle wies mit seiner Zigarre auf mich und sagte: »Jetzt möchte ich wissen, was hinter Ihrer Stirn vorgeht.«
Ich grinste. »Oh, Sie wären mächtig enttäuscht, wenn ich es Ihnen sagte.«
»Tun Sie’s getrost.«
»Ich denke an so gut wie gar nichts.«
»Das glaube ich Ihnen nicht, Tony.«
»Es ist aber so.«
»Sie denken an Alec Messer, an Bir el-Kubba – und vielleicht auch daran, wie Sie den Wissenschaftler von da rausholen werden, falls Noryans Agentin Schiffbruch erleidet.«
Ich grinste weiter. »Freut mich, daß Sie mir so hehre Gedanken unterstellen, Mr. Peckinpah. Aber ich habe an nichts dergleichen gedacht. Ich will mich damit nicht befassen.«
»Warum nicht?«
»Sie kennen meine Einstellung zu solchen Dingen. Ich gehöre nicht dem britischen Geheimdienst MI-6 an, und ich bedaure das nicht im mindesten. Ich bin Privatdetektiv – im weitesten Sinne. Und ich genieße diese Art von Arbeit, während mich der kalte Krieg von Agenten stets unangenehm berührt.«
»Ich bin sicher, Sie werden Ihre Meinung schon bald ändern.«
»Ich bin sicher, daß ich das nicht tun werde«, gab ich grinsend zurück.
»Wir werden sehen.«
»Das werden wir.«
»Immerhin sitzt nicht irgend jemand in Bir el-Kubba fest, sondern ein englischer Wissenschaftler. Wir beide sind Engländer, Tony. Sollte dieser Umstand die Sache nicht in ein anderes Licht rücken?«
Ich wollte Peckinpah etwas entgegnen, doch da schwang die Tür auf, und ich schluckte das, was ich schon auf der Zunge hatte, runter. Moshe Noryan trat ein. Er setzte sich zu uns, machte ein betrübtes Gesicht.
»Was ist los?« fragte ihn Tucker Peckinpah. »Lauft die Sache nicht so, wie Sie es sich wünschen?«
Der Major verschränkte die dünnen Finger. »Wir bekamen soeben eine Funkmeldung herein… aus Bir el-Kubba.«
Ich versuchte so desinteressiert wie möglich dreinzusehen.
Peckinpah beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Frühstückstisch, auf dem nach wie vor eine Menge Geschirr herumstand. »Was läuft in Bir el-Kubba, Major?«
»Unsere Agentin meldete, daß ein Mädchen ermordet wurde«, sagte Noryan mit belegter Stimme. Er schaute mich voll an und fügte hinzu: »Von einem riesigen schwarzen Monster!«
Was sollte ich machen? Der Major reizte mich schon wieder zum Lachen. Hielt er mich tatsächlich für so naiv, daß ich auf diesen simplen Trick hereinfallen würde?
Ich dachte: Aha, jetzt versucht er mein Interesse auf diese Weise zu wecken. Er weiß, daß ich normalerweise die Ohren aufstelle, wenn ich von Monstern höre. Vielleicht hat ihm auch Peckinpah den Tip gegeben, mir damit zu kommen, um mich auf Vordermann zu bringen.
Aber so ließ ich mit mir nicht spielen. Ein Monster in Bir el-Kubba. Ohne es zu wissen, dachte ich dasselbe wie General Jaffir Kareb: lächerlich!
Moshe Noryan sah es an meiner Miene, daß ich ihm seine Story nicht abnahm. »Sie glauben mir nicht, Mr. Ballard?«
Ich grinste. »Tja, ich muß gestehen, es fällt mir sehr schwer, Ihre Geschichte als wahr hinzunehmen.«
»Könnten Sie mir einen Grund nennen, weswegen ich Sie belügen sollte?« fragte Noryan verstimmt.
»Vielleicht, um mich zu motivieren, wie man so schön sagt.«
»Ich kann Sie nicht zwingen, mir zu glauben…«
»Da ist was dran, Major.«
»Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag: Wenn sich unsere Agentin noch einmal aus Bir el-Kubba meldet, werden Sie dabeisein, okay?«
Ich hob gleichgültig die Achseln, denn ich war darauf nicht im geringsten scharf. Trotzdem machte ich dem Major die Freude und sagte: »Okay.«
***
Messer hatte Loretta zu sich gebeten. Himmel, war das eine elende Stimmung im Hause des Wissenschaftlers. Sie saßen mit traurigen Gesichtern im Wohnzimmer, seufzten hin und wieder tief und dachten an Gina, die sie beide sehr
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