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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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sich so sehr anstrengte, daß er wieder zu schwitzen begann.
    Da!
    Was war das?
    In diesem geheimnisvollen Flimmern bildete sich etwas!
    Ein Körper. Er war mit dunkelgrauen Haaren überzogen. Das Flimmern nahm ab. Gleichzeitig wurde das Tier, das vor Jyleys schockgeweiteten Augen aus dem Nichts entstanden war, immer deutlicher sichtbar. Ein kleines, feindseliges Augenpaar starrte den Amerikaner an. Jyleys Blick heftete sich auf die spitze Schnauze der aggressiv geduckten Riesenratte.
    Der große Nager mit den abscheulich gelben Zähnen spannte die harten Muskeln unter seinem Fell, und dann flog er mit unvorstellbarer Schnelligkeit auf den vor Schreck gelähmten Mann zu.
    ***
    Tantcher wartete auf Jyleys Rückkehr.
    Die anderen Kameraden waren bereits auf dem Weg zu den Booten, die sie zu ihrem Schiff übersetzen würden. Tantcher betrachtete seinen Daumen, in dem er einen Holzsplitter stecken hatte. Er begann, an der schmerzenden Stelle zu saugen, und es gelang ihm, den schwarzen Splitter herauszuziehen und auszuspucken.
    Im selben Moment ließ ein gräßlicher Schrei sein Blut in den Adern gerinnen.
    Er zuckte heftig zusammen.
    Der Schrei mußte von Jack ausgestoßen worden sein, außer ihm war keiner hinter den Hütten.
    Tantcher überlief es eiskalt. Jack Jyley brüllte immer noch. Pete Tantcher schoß es siedendheiß durch den Kopf: So schreit nur einer, der sich in Todesgefahr befindet!
    Er griff sich einen schweren Hammer und rannte los. Atemlos erreichte er die Hütten, Der Schrei brach jäh ab. »Jack!« brüllte daraufhin Tantcher in großer Sorge um den Kameraden. »Jack, was ist passiert?«
    Er bekam die Antwort in der nächsten Sekunde. Er blieb abrupt stehen. Eine eiskalte Faust legte sich um sein Herz. Er atmete schwer. Das Grauen verzerrte seine Züge. Mit ausgetrockneter Kehle stammelte er verdattert: »Jack! O Gott, Jack…!«
    Der Hammer entfiel seiner kraftlosen Hand.
    Fassungslos starrte er auf das, was einst Jack Jyley gewesen war.
    Eine grausame Bestie hatte ihn fürchterlich zugerichtet…
    ***
    Kapitän John Collins – er war gleichzeitig der Kommandant der US-Räumtruppe – veranlaßte sofort, daß dieser schreckliche Mordfall untersucht wurde. Pete Tantcher wurde vernommen, aber er konnte immer nur dasselbe sagen: »Ich weiß nicht, wer Jack so zugerichtet hat. Ich habe niemanden gesehen!«
    »Was haben Sie getan, als Sie seine Schreie hörten?« wurde Tantcher gefragt.
    Er antwortete: »Ich war zunächst wie erschlagen. Dann griff ich nach einem Hammer, um Jack zu Hilfe zu eilen.«
    »Glauben Sie, daß Sie sein Leben noch hätten retten können, wenn Sie nicht gezögert hätten?«
    »Nein. Nein, das glaube ich nicht«, antwortete der erschütterte Tantcher.
    »Kann es sein, daß Jack Jyley jemanden hinter den Hütten bemerkt hatte? Begab er sich vielleicht deshalb dorthin?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Als Sie Jyley erreichten, wer war da bei ihm?«
    Tantcher seufzte. »Das habe ich Ihnen doch schon alles mehrmals erzählt. Niemand war bei ihm. Er war allein. Und er war tot. Und er sah so aus, wie Sie ihn gesehen haben.«
    »Hörten Sie niemanden weglaufen?«
    »Nein. Ich habe keinen Menschen gesehen und auch keinen gehört. Tut mir leid. Das ist alles, was ich Ihnen dazu sagen kann.«
    »Vielen Dank, Sie können gehen.«
    Zwei Tage lang wurde die Insel buchstäblich auseinandergenommen, doch sämtliche Anstrengungen blieben fruchtlos. Wer Jack Jyley auf diese grauenvolle Weise ermordet hatte, war und blieb ein Rätsel.
    Jyley wurde auf Yvonne begraben.
    Die gesamte Truppe war anwesend.
    Als die Männer auf ihr Schiff zurückkehrten, saß Ali Golombek mit brütender Miene neben Frank Esslin. Der Außenbordmotor des Bootes brummte monoton. Frank legte Golombek den Arm um die Schultern. Ali hatte dieses Ereignis mehr als alle andern Soldaten mitgenommen. Er wirkte zutiefst gebrochen. Vermutlich erinnerte er sich an sein zweites Erlebnis, das er auf der Insel gehabt hatte, und wahrscheinlich dachte er daran, daß auch ihn dieses furchtbare Schicksal hätte ereilen können.
    »Der arme Kerl«, sagte Ali gepreßt. »Er war ein fleißiger, aufrechter Bursche. Er hat sich nie über mich lustig gemacht, wie die anderen… Zu Hause in Atlantic City warten eine Frau und ein zwölfjähriger Junge auf ihn … Verdammt.« Das Boot legte an.
    Sie kletterten an Bord.
    Frank Esslin begleitete Ali Golombek in dessen Kajüte. Er schloß die Tür hinter sich. Ali wies durch das Bullauge auf die Insel.

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