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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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augenzwinkernd. »In vier Jahren tut sich allerhand.«
    Frank blicke zur Insel hinüber. Er wurde ernst. »Es war eigentlich ein Verbrechen, dieses schöne Eiland zu verseuchen. Oder siehst du das anders, Burt?«
    Longford hob die Schultern. »Irgendwo wäre es passiert. Wenn nicht hier, dann eben woanders. Für die wissenschaftliche Forschung müssen nun mal Opfer gebracht werden.«
    »Wenn die Forschung etwas Gutes nach sich gezogen hätte, wäre dagegen nichts einzuwenden«, meinte Frank. »Aber dieses Atoll wurde für Atombomben geopfert. Sei ehrlich, Burt. Brauchen wir diese Teufelsbomben wirklich?«
    »China, Rußland, Frankreich, ja sogar Indien besitzt die Bombe. Du kennst doch das Schlagwort: Friede durch Angst. Wenn wir die Bombe nicht hätten, würde die Welt vermutlich schon lange wieder brennen. So paradox es auch klingen mag, Frank: die Atombombe bewahrt uns vor einem neuen, großen Krieg.«
    Esslin nahm wieder einen Zug von seiner Zigarette. Er schüttelte den Kopf. »Was ist das bloß für eine Welt, auf der wir leben. Alle Erfindungen werden nur im Hinblick auf ihre kriegerische Tauglichkeit gemacht und erst später zum Wohle der Menschheit eingesetzt: Infrarot, Laser…« Esslin wies auf die Insel. »Und dabei könnte es auf dieser Welt so schön sein …«
    »Wir beide werden die Menschen nicht ändern, Frank. Wir helfen ihnen, so gut wir können. Zu mehr reicht es nicht, weil uns die Hände gebunden sind.«
    »Wie sieht es auf der Insel aus?« erkundigte sich Frank. Er streifte die Asche in den Aschenbecher. »Ist noch sehr viel Strahlung drauf?«
    »Es wird alles getan, um ein Leben auf Yvonne ungefährlich zu machen«, erwiderte Longford. Er kratzte sich im Kinnbart. »Auf 30 der 40 Inseln des Atolls waren große Flächen so verseucht, daß der Korallensand abgetragen werden mußte. Zudem hat man angefangen, radioaktive Testtürme und Betonbunker zu beseitigen. Als kosmetische Zugabe wird man auch die Reste des amerikanisch-japanischen Krieges wegräumen – etwa die Schiffswracks am Strand von Yvonne und Hunderte von verrosteten Blindgängern und Kanonen aus amerikanischer und japanischer Kriegsproduktion.«
    Frank drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Sein Blick war weiterhin auf die Insel gerichtet.
    Longford fuhr fort: »Am Nordende von Yvonne gibt es eine sogenannte heiße Zone…«
    »Weshalb nennt man sie so?« wollte Frank Esslin wissen.
    »Sie ist von der ›sauberen‹ Inselhälfte durch ein gelbes Tau getrennt. Dort liegen zwei tiefe Explosionskrater, in die alle verseuchten Trümmer hineingeschüttet werden. Man tut wirklich sehr viel für die Heimkehrer. Zum Beispiel hat sich unsere Regierung bereit erklärt, eine einmalige Entschädigungszahlung von einer Million Dollar zu leisten. Das macht die Eniwetokesen auf absehbare Zeit zum reichsten Volk unter den Bewohnern der Marshall-Inseln, zu denen dieses Atoll zählt. Allein die Zinsen dieser US-Wiedergutmachungsgabe reichen aus, um jedem Insulaner etwa achtzig Dollar monatlich zukommen zu lassen.«
    »Fragt sich nur, wie sie das Leben auf ihrer geschändeten Insel vertragen werden«, meinte Frank Esslin.
    »Das wird die Zeit zeigen.«
    »Würdest du nach hierher zurückkehren wollen?«
    »Ich bin kein Eniwetokese. Ich kann das nicht beurteilen, Frank.« Longford drückte seine Zigarette ebenfalls aus. Er wollte eigentlich von diesem ernsten Thema wegkommen, doch statt dessen fing er ohne Grund an, von Ali Golombek zu erzählen. »Der arme Kerl schnappte plötzlich über«, sagte er mit finsterer Miene. »Fing auf einmal an, Gespenster zu sehen.«
    Frank horchte auf. »Gespenster?«
    »Nun ja… Ali gehörte zu jenen Leuten, die die Strahlung auf der Insel zu messen hatten. Er war ein zuverlässiger Bursche. Es gab niemals Klagen. Neulich kam er völlig verstört von der Insel zurück. Weißt du, was er behauptete?«
    »Was?«
    »Ein Stock hätte aus dem Boden geragt. Dieser Stock hätte sich zu einer Art Projektionswand aufgerollt, auf der Ali dann seinem eigenen Begräbnis beigewohnt hätte. Doch damit ließ er es noch nicht genug sein. Kurz darauf erzählte er mir wieder von diesem Stock. Diesmal hätte er sich in eine riesige Ratte verwandelt. Das Tier hätte ihn angegriffen, wäre dann aber jäh zerplatzt. Verrückt. Total übergeschnappt. Dabei macht er immer noch einen relativ vernünftigen Eindruck – sofern man nicht über seine Inselerlebnisse mit ihm spricht. Es wird nicht leicht sein, ihm das, was er sich so fest

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