GK231 - Der Herr der Ratten
»Sie suchen Jyleys Mörder. Einen Menschen suchen sie. Diese Holzköpfe. Es war kein Mensch, der Jack Jyley so schrecklich zerfleischt hat. Eine gottverfluchte Ratte war es! Aber ich werde mich hüten, dieses Thema noch mal aufs Tapet zu bringen. Man würde mir ja doch nicht glauben.«
***
Ich war gerade dabei, meiner Revolver zu zerlegen, zu reinigen und zu ölen, als es an der Tür schellte.
Ein Eilbote von der Post stand draußen. »Telegramm für Sie, Mr. Ballard.«
»Oh, vielen Dank«, sagte ich und nahm die Nachricht in Empfang. »Warten Sie einen Augenblick.« Ich holte fünf Shilling und gab sie dem schmalbrüstigen Mann.
»Hoffentlich steht etwas Angenehmes drin!« strahlte der Bote. Er wies auf das Telegramm.
»Ich werde es gleich wissen«, erwiderte ich und riß den Verschluß auf. Der Bote hatte es eilig. Er grüßte hastig, lief zu seinem Motorrad zurück und brauste davon. Ich gab der Tür einen leichten Schubs. Sie fiel ins Schloß.
Es war ein Telegramm von Frank Esslin.
HAT HIER MYSTERIOESEN TODESFALL GEGEBEN STOP SOLLTEST SCHNELLSTENS HERKOMMEN STOP IST VERMUTLICH FALL FUER DICH STOP
FRANK
Ich goß mir Pernod ins Glas und trank mechanisch, während ich die kurze Nachricht noch einmal überflog. Ein Fall für mich. Frank wußte, um welche Fälle ich mich ausschließlich kümmerte. Wenn er also feststellte, auf Eniwetok warte ein Fall auf mich, dann konnte dieser mysteriöse Todesfall nur mit den Mächten des Bösen zusammen hängen.
Ich trank mein Glas leer und fing sogleich zu packen an.
Als ich meine Reisetasche halb voll hatte, kam Mr. Silver nach Hause.
»Du verreist?« fragte er mich verblüfft.
Ich wies auf Franks Telegramm. Der Ex-Dämon nahm es in die Hand und las es. Danach fragte er: »Komme ich mit?«
Ich feixte. »Ich wüßte nicht, was du allein hier solltest. Auf Eniwetok wirst du vermutlich weit dringender gebraucht als hier.«
Daraufhin fing auch er zu packen an.
Ich baute meinen zerlegten Colt Diamondback wieder zusammen und lud die Trommel mit geweihten Silberkugeln. Dies war nur eine von vielen Waffen, die ich im Kampf gegen Dämonen verwendete.
Ich besitze außerdem ein ledernes Amulett, das mir mein Freund, der Parapsychologe Lance Selby, geschenkt hat, und das ich nach Möglichkeit immer um den Hals trage. Außerdem habe ich mir vor einiger Zeit ein Messer zugelegt, in dessen Klinge ich kabbalistische Zeichen eingravieren ließ. Auch damit kann ich schwächeren Dämonen den Garaus machen.
Doch vor allem haben die Boten der Hölle meinen magischen Ring zu fürchten, denn er hat in ihren Kreisen bisher das meiste Unheil angerichtet.
Während Mr. Silver noch unschlüssig vor dem Schrank stand und sich nicht entschließen konnte, ob er das blaue oder das rote Hemd mitnehmen sollte, begab ich mich zum Telefon, um Tucker Peckinpah anzurufen.
Seine Sekretärin sagte mir, er befinde sich gerade in einer wichtigen Sitzung, doch sie machte es für mich möglich, den vielbeschäftigten Industriellen sofort zu sprechen.
Peckinpah hatte seinen Mitarbeitern klargemacht, daß er für mich zu jeder Tages- und Nachtzeit zu erreichen wäre.
Schon hörte ich die Stimme des sechzigjährigen, leicht rundlichen Mannes. »Wo brennt’s denn, Tony?«
»Hallo, Partner. Ließen Sie nicht mal verlauten, ich könnte Sie um jeden Gefallen bitten?«
»Nur zu. Peckinpah macht alles für Sie möglich.«
»Ich erhielt soeben ein Telegramm von Frank Esslin.« Ich brauchte Peckinpah nicht zu erklären, wer Frank Esslin war. Er wußte es. Er kannte Frank. »Er hält sich zur Zeit in der Südsee auf. Auf dem Eniwetok-Atoll, um genau zu sein. Die WHO hat ihn dorthin geschickt. Amerika hat da vor einiger Zeit 43 Atom- und Wasserstoffbomben getestet…«
»Ich bin über das Atoll auf dem laufenden, Tony«, fiel der Industrielle mir ins Wort, damit ich zur Sache kommen konnte.
»Um so besser«, gab ich zurück.
»Was steht in Esslins Telegramm?« fragte mich Peckinpah ungeduldig.
Ich las es ihm vor.
»Sie meinen, auf dem Atoll könnte ein höllischer Schurke sein Unwesen treiben?« fragte Peckinpah.
»Das werde ich herauszufinden suchen, sobald ich da bin, Partner.«
»Hören Sie, Tony, warum nehmen Sie nicht meinen Jet, dann sind Sie doch viel schneller am Ziel.«
»Darum wollte ich Sie gerade bitten.«
»Quatsch, bitten. Sie wissen doch, daß Ihnen die Maschine jederzeit zur Verfügung steht… vorausgesetzt, ich benötige sie nicht gerade dringend.«
»Ich wollte mich nur
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