Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
davon, daß Frank Esslin mich nicht grundlos hierhergerufen hatte.
    Collins bot uns kanadischen Whisky an.
    Wir tranken. Der Kapitän sagte: »Dr. Esslin nannte Sie einen Dämonenjäger, Mr. Ballard. Sind Sie, nach allem, was ich Ihnen erzählt habe, der Auffassung, daß wir es hier mit einem Dämon zu tun haben könnten?«
    »Ich bin absolut sicher, daß hier böse Mächte am Werk sind«, gab ich offen zurück.
    »Und Sie denken, Sie können mit diesem Spuk aufräumen?«
    »Ich werde es jedenfalls versuchen«, sagte ich ernst. »Eine Garantie für einen Erfolg kann ich Ihnen selbstverständlich nicht geben, die gibt es in solchen Fällen nämlich niemals.«
    Collins zog die Brauen zusammen und knurrte: »Sie können mit jeglicher Unterstützung rechnen, Mr. Ballard.«
    »Ich danke Ihnen«, gab ich zurück.
    »Machen Sie möglichst bald mit diesem Spuk Schluß, sonst drehe ich noch durch.«
    »Ich werde mir die größte Mühe geben.«
    ***
    Ich bat, die gesamte Insel besichtigen zu dürfen.
    Wir erreichten das gelbe Tau, die »hot line«, die wir erst überschreiten durften, nachdem wir in wadenhohe Gummistiefel gestiegen waren und Mund und Nase mit einer Art Operationsmaske bedeckt hatten. Der Gazefilter sollte verhindern, daß wir möglicherweise Plutoniumstaub einatmeten, und die Stiefel mußten wir tragen, um mit den Schuhen keine strahlende Erde aus der heißen Zone herauszutragen.
    Der eineinhalb Kilometer lange Fußmarsch zu den beiden Bombenkratern wurde für mich zu einem beklemmenden Erlebnis.
    Schweiß rann mir in die Atemmaske, die ich nicht absetzen durfte.
    John Collins blieb immer wieder stehen und hielt das Geigerzählerrohr an ein unscheinbares Stück Holz oder an abgeplatzte Rostplättchen oder an ein Drahtstück.
    Collins kommentierte das anschwellende Klicken des Geigerzählers lakonisch: »Plutonium.«
    Wir gingen eine halbe Stunde durch grüne Büsche, und dann standen wir vor den tiefen Kratern, die die beiden Bomben mit den Codenamen »Lacrosse« und »Cactus« in die Erde gerissen hatten.
    Collins erklärte, als wir vor dem zwanzig Meter tiefen, zweihundert Meter großen und mit Meerwasser gefüllten »Cactus«-Loch standen: »Das hier ist unsere radioaktive Müllgrube. Hier werden alle strahlenden Trümmer abgesenkt, der radioaktive Korallensand wird mit etwa dreihunderttausend Sack Zement gebunden und hineingepumpt werden, und eine fünf Zentimeter dicke Betonkappe wird den Krater schließlich abschließen – wie ein Korken eine Flasche, in der sich ein gefährliches Gift befindet.«
    Wir kehrten um.
    Mir war erst wohler, als wir die heiße Grenze hinter uns hatten.
    Collins erläuterte weiter: »Bis zum Mai 1980 soll das gesamte Volk von Eniwetok repatriiert sein und die neuen Wohnparzellen beziehen können. Nach den Bebauungsplänen, die das US-Innenministerium mit Eniwetok-Vertretern ausgearbeitet hat, soll jede Großfamilie einen eigenen Häuserkomplex erhalten…«
    Ich wandte mich an Frank Esslin. »Bestehen keine Bedenken, daß die Gesundheit dieser Leute gefährdet sein könnte?«
    »Nach den bisherigen Erkenntnissen werden die Enewetokesen in ihrer neuen alten Heimat gefahrlos leben können«, antwortete Frank. »Die hiesige Pflanzen- und Tierwelt wurde sorgfältig von Wissenschaftlern über Jahre hinweg beobachtet. Man war überrascht, wie schnell sich die Natur erholt hat.«
    »Ein Endzeit-Phänomen ist hier aber doch anzutreffen«, sagte nun wieder Kapitän Collins. »Unter der ersten gezündeten Wasserstoffbombe zerstob nicht nur die Testinsel. Die Druckwelle fegte auch sämtliches Leben einer Nachbarinsel ins Meer. Die gewaltige Explosion, die Flutwelle, die Hitze und die Strahlung überstand – tief in ihren Erdlöchern – nur eine einzige Spezies: die Ratte. Zehntausend Nager sind auf dieser Insel die unbestrittenen Herrscher.« Collins leckte sich die Lippen und fuhr dann fort: »Ratten – diese gespenstische Vorstellung drängt sich auf – könnten einmal als letzte Bewohner dieser Welt übrigbleiben, falls es zu einem globalen Atomkrieg kommen sollte.«
    Wir setzten unseren Rundgang fort.
    Man zeigte Mr. Silver und mir das geschändete Grab von Jack Jyley, wir standen da, wo Jyleys Leichnam gelegen hatte. Ich blickte mich immer wieder aufmerksam um, denn ich hatte den Eindruck, daß sich jemand für uns interessierte. Ich machte auch Mr. Silver drauf aufmerksam, und er meinte nickend, daß auch er dieses Gefühl hätte. Wir konnten aber beide niemanden ausmachen, der

Weitere Kostenlose Bücher