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GK231 - Der Herr der Ratten

GK231 - Der Herr der Ratten

Titel: GK231 - Der Herr der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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einem amerikanischen Soldaten, der neben ihm stand: »Es ist etwas sehr Trauriges mit unserem Atoll geschehen. Man hat beinahe alle Bäume gefällt. Nichts sieht mehr so aus, wie wir es verlassen haben. Aber wir werden trotzdem hierbleiben und neu anfangen.« Mit lauter Stimme, als wäre er von seinen Worten felsenfest überzeugt, fügte er hinzu: »Wir werden aus dem Eniwetok-Atoll wieder jenes Paradies machen, das es einmal war!«
    John Collins hielt eine kurze Ansprache vor den fünfzig Insulanern.
    Amoa dankte ihm mit bewegten Worten.
    Dann wurden die Eniwetokesen zu ihren Hütten gebracht.
    Und am darauffolgenden Abend stieg ein großes Fest, dessen Üppigkeit kaum noch zu überbieten war. Es gab Ananas und Kokosnüsse, Schwein vom Grill, Fische aus der Lagune und natürlich Coca-Cola.
    Der sechshundert Mann starke Räumtrupp war bestrebt, die Insulaner vergessen zu lassen, was man ihnen vor vielen Jahren angetan hatte. Es kam zu herzlichen Verbrüderungsszenen. Man war nicht mehr Eniwetokese oder Amerikaner. Man war einfach nur noch Mensch.
    Und wir steckten mittendrin in diesem hektischen, vergnügten Trubel. Kapitän Collins, Dr. Longford, Frank Esslin, Ali Golombek, Mr. Silver, der alte Iroij und ich – wir bildeten den Kern des Festes, und wir alle dachten keine Sekunde daran, daß dieser ausgelassene Freudentaumel durch einen unangenehmen Mißton gestört werden könnte.
    ***
    Ali Golombek saß zwischen Frank und Dr. Longford.
    Burt Longford hielt ihn nicht mehr für verrückt. Er hatte sich von Frank gründlich aufklären lassen, daß Ali die Dinge, von denen er gesprochen hatte, auf dieser Insel tatsächlich erlebt haben konnte. Daraufhin setzte Longford die Medikamente ab, mit denen er Ali behandelt hatte, und ließ ihn in Ruhe. Er konsultierte ihn nur noch dann, wenn Ali es wünschte.
    Der kleine Soldat nützte mal wieder die günstige Gelegenheit, sich zu betrinken.
    Zunächst schluckte er eine Menge Bier. Dann ging er zu Wein über, den der Kapitän von Bord holen ließ, und schließlich landete er bei den harten Getränken.
    Bald verfiel er in eine dumpfe Lethargie, aus der ihn keiner mehr herausreißen konnte.
    Er grübelte über die Insel nach. Er dachte an das, was er hier erlebt hatte. Er nahm an dem Geschehen, das ihn umgab, einfach nicht mehr Teil, feierte in gewisser Weise sein eigenes Fest, das jedoch voller Traurigkeit sein mußte, denn sein Gesicht war so ernst, als müsse er alles Unglück dieser Welt auf seinen kleinen Schultern tragen.
    Rings um ihn wurde gesungen, getanzt und gelacht.
    Ali bekam davon nichts mit.
    Er stierte vor sich hin, wirkte deprimiert und verzweifelt. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper.
    »Ali!« hatte jemand gerufen. »Ali Golombek!«
    So laut, daß er irritiert den Kopf hob. Doch die Leute, mit denen er beisammen war, beachteten ihn nicht. Sie redeten miteinander. Sie tranken. Sie aßen. Keiner von denen konnte das Wort an ihn gerichtet haben.
    »Ali!«
    Der kleine Soldat fuhr sich verwirrt über die Augen. Die Stimme war in seinem Inneren, stellte er verblüfft fest.
    »Ja?« Er brauchte den Mund nicht zu öffnen, um zu antworten. Das Gespräch spielte sich auf geistiger Basis in ihm ab. Niemand merkte etwas davon.
    »Gefällt dir, wie sie feiern?« fragte die Stimme.
    »Sie freuen sich. Sie sind ausgelassen. Es ist eine Feier wie jede andere.«
    »Sie feiern ihren Tod, Ali.«
    Golombek erschrak. »Wieso?«
    »Sie werden alle sterben. Alle, die sich auf meiner Insel befinden. Sie werden ein schreckliches Ende nehmen. Denke an Jack Jyley. Kannst du dich erinnern, wie er aussah, nachdem ihn eine von meinen Ratten angefallen hatte?«
    Golombek brach der Schweiß aus den Poren. »Wer bist du?«
    »Ich heiße Lago. Mir gehört diese Insel. Ich bin der Herr der Ratten. Sie werden über euch herfallen. Sie werden mit ihren langen, scharfen, gelben Zähnen auf euch zuspringen, Ali…«
    »O nein! Warum?«
    »Du bist Amerikaner!«
    »Meine Eltern waren Polen.«
    »Du hast die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ich mache auch dich für das verantwortlich, was auf dieser Insel geschehen ist. Ihr habt ein Paradies zerstört. Ihr habt mich wie ein wildes Tier behandelt. Das kriegt ihr alles, alles zurück!« Die Stimme wurde schrill. »Euch allen ist ein grauenvoller Tod beschieden.« Lago lachte. »Sieh dich um. Diese ahnungslosen Narren! Sie amüsieren sich auf ihrem eigenen Totenfest. Genau wie du.«
    »Ich amüsiere mich nicht«, widersprach Ali.
    »Weil du

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