GK249 - Die Furie
Mr. Ballard. Selbstverständlich könnte ich mich mit Ihnen niemals messen…«
Der Mann begann mich zu interessieren. »Was tun Sie, Mr. Boyd?« fragte ich ihn.
»Ich gehöre einer Vereinigung an, die sich der ›Weiße Bund‹ nennt. Wir kämpfen, so gut wir können, gegen das Böse. Vor allem versuchen wir Menschen zu helfen, die vom Teufel besessen sind. Wir hatten bereits in vielen Fällen Erfolg.«
»Eine gute Sache, der Sie sich widmen, Mr. Boyd«, sagte ich lobend.
»Der ›Weiße Bund‹ steht unter der bewährten Leitung von Jack Mannings.«
Ich hörte diesen Namen zum erstenmal. Um so mehr war ich darüber verwundert, als Boyd sagte: »Mr. Mannings schätzt Sie sehr, Mr. Ballard. Er hat uns einiges über Sie erzählt, und er lobte vor allem Ihren beispiellosen Mut und Ihren bedingungslosen Einsatz im Kampf gegen das Böse. Er sagte, Sie gehen ohne Rücksicht auf Verluste vor, und Ihre Unerschrockenheit müsse für uns alle ein hehres Vorbild sein.«
»Mr. Mannings scheint mir ein äußerst interessanter Mann zu sein.«
»Wenn Sie möchten, mache ich Sie mit ihm bekannt«, sagte der Taxifahrer sofort. »Sie würden ihm eine große Freude bereiten, wenn Sie zu ihm kämen, Mr. Ballard.«
»Ich fürchte, ich habe dafür im Augenblick keine Zeit.«
»Sie hätten die Möglichkeit, einem Exorzismus beizuwohnen«, bohrte Eli Boyd weiter.
Ich warf Mr. Silver einen hastigen Blick zu.
Boyd erzählte uns: »Ein junges Mädchen namens Teres Pool hat sich in die Obhut des ›Weißen Bundes‹ begeben. Das arme Ding hätte in der vergangenen Nacht beinahe einen jungen Mann umgebracht. Sie hat den Teufel im Leib, und wir werden versuchen, ihn ihr heute nachmittag auszutreiben.«
Mein Herzschlag beschleunigte sich. Da hatten wir den Dämon, den wir brauchten, der uns verraten mußte, wo Rufus die Lebensbäume gepflanzt hatte. Es war mit einem Mal nicht mehr nötig, stundenlang auf dem Friedhof nahe der schwarzen Gruft herumzulungern und vielleicht vergeblich darauf zu warten, daß ein Dämon auftauchte. Wir konnten es einfacher haben. Wir brauchten nur an der Teufelsaustreibung des ›Weißen Bundes‹ teilzunehmen und den Dämon zu fangen, der aus Teres Pools Körper fuhr, dann hatten wir eine Bestie aus dem Schattenreich in unserer Gewalt, und beim Himmel, wir würden sie dazu kriegen, daß sie uns verriet, was wir wissen mußten.
***
Der Unhold in Teres Pool fühlte sich bedroht. Jack Mannings hatte das Mädchen von zwei Männern in den Keller bringen lassen, wo man sie an einen in die Mauer eingelassenen dicken Eisenring kettete. Vier Mitglieder des »Weißen Bundes« trafen die für den Exorzismus nötigen Vorbereitungen. Sie verrichteten ihre Arbeit stumm und mit finsteren Mienen. Keiner würdigte das Mädchen auch nur eines einzigen Blickes. Sie wußten, daß ihnen Teres unter Umständen gefährlich werden konnte.
Das Mädchen kauerte mit böse funkelnden Augen auf dem Boden und starrte den eisernen Ring wütend an. Sie zerrte an der Kette, mit der sie gefesselt war, und knirschte mit den Zähnen. Nach wie vor lag das goldene Kreuz zwischen ihren Brüsten. Es schmerzte sie, aber sie war nicht in der Lage, sich davon zu befreien.
Ab und zu kam ein trockenes Husten aus ihrer zugeschnürten Kehle.
»He, ihr Gangster!« schrie sie mit einer Stimme, die nicht mehr die ihre war. »Kümmert sich denn keiner um mich? Soll ich hier verrecken? Ich habe Durst! Kann mir denn keiner von euch Halunken was zu trinken geben?«
Die Männer beachteten ihr Geschrei nicht. Der Dämon sprach aus ihr. Sie wußten es und reagierten nicht darauf.
Jeder tat seine Handgriffe mit ernstem Gesicht. Jeder kannte seine Aufgabe und wußte, wie wichtig das war, was er tat.
»Idioten!« schrie Teres wütend. »Idioten! Hört ihr mich denn nicht? Seid ihr taub? Ich rede mit euch! Werdet ihr mir wohl zuhören? Kommt her, ihr Saukerle! Seht mich an! Habt ihr denn nicht den Mut, mir in die Augen zu blicken?«
Die Männer legten zwei dicke Buchenholzbalken auf den Boden. Einer von ihnen nahm seinen Zimmermannshammer zur Hand und trieb lange Nägel in die Balken, die sich kreuzten.
Teres Pool rüttelte und zerrte an der Kette. Sie schrie, tobte und wetterte.
»Ich verlange, daß ihr mich auf der Stelle freilaßt!« geiferte sie. »Ihr habt kein Recht, mich hier unten gefangenzuhalten. Ich hetze euch die Bullen auf den Hals. Jawohl, die Bullen. Ihr werdet eingesperrt, bis ihr schwarz seid, wenn ihr mir nicht augenblicklich die Ketten
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