GK249 - Die Furie
abnehmt und mich gehen laßt!«
Der Mann mit dem Zimmermannshammer drosch den letzten Nagel ins Buchenholz. Er war ein kräftiger Bursche mit buschigen Brauen und kantigen Zügen. Sein Brustkorb war wie ein Faß gewölbt. Er richtete sich langsam auf und nickte seinen Freunden zu. »Ich bin fertig.«
Die anderen traten zu ihm. »Dann laß uns das Kreuz aufstellen.«
Es war ein schmaler Schacht im Kellerboden, eine Art Köcher, in den die vier Männer das schwere Holzkreuz nun langsam versenkten und mit dicken Eisenkeilen verspreizten.
Nun reichte das Buchenkreuz beinahe bis an die Decke. Der Querbalken war weit ausladend. Ein Mensch mit ausgebreitenen Armen vermochte dieses Kreuz niemals ganz zu verdecken.
Die Männer des »Weißen Bundes« traten schweigsam zurück.
Als Teres Pool des Kreuzes ansichtig wurde, das in zehn Meter Entfernung vor ihr bedrohlich aufragte, fing sie fürchterlich zu brüllen an. Der Dämon in ihr konnte den Anblick des Kreuzes nicht ertragen. Er machte schreckliches mit.
Dem Mädchen traten die Augen weit aus den Höhlen.
Sie versuchte, ihr schmerzverzerrtes Gesicht hinter den Händen zu verbergen, doch das ließ die Kette nicht zu. Verstört wandte sie den Kopf, aber der Schatten des großen Kreuzes traf ihren Körper und ließ ihn unter entsetzlichen Krämpfen zucken.
»Weg!« schrie sie, so laut sie konnte. »Tut das verdammte Ding weg!« Sie trat mit den Füßen gegen die Mauer.
Sie warf sich atemlos hin und her. Schweiß rann ihr in breiten Bächen über das fahle Gesicht. Der Dämon wollte aus ihr herausbrechen, doch das goldene Kruzifix am Hals ließ es nicht zu. Sie heulte und wimmerte. Sie schluchzte und winselte die Männer um Mitleid an. »Merkt ihr denn nicht, wie ich leide?« gurgelte sie. »Ihr quält mich! Ihr bringt mich um! Wollt ihr schuld an meinem Ende sein?«
Jack Mannings betrat den kahlen Kellerraum.
Teres Pool zitterte vor Wut, als sich der Chef des »Weißen Bundes« ihr näherte. Haß zuckte in ihrem Gesicht. »Du Dreckskerl!« kreischte sie Mannings entgegen. »Hast du deinen Leuten befohlen, dieses Ding vor mir aufzubauen?«
»Es wird das Böse aus dir vertreiben!« sagte Mannings sachlich.
»Es tötet mich. Sag den Männern, sie sollen es wegtun!«
»Es bleibt!« erwiderte Mannings hart.
»Dann werde ich es hinwegfegen!« drohte der Dämon aus Teres. Ein heißer Sturm raste durch den Keller und prallte gegen das schwarze Buchenkreuz. Das Holz wurde dunkel. Die Hitze versengte es und setzte es im selben Moment in Brand. Von einer Sekunde zur anderen brannte das mächtige Kreuz lichterloh.
Jack Mannings war damit jedoch nicht zu beeindrucken. Er wandte sich um und löschte das höllische Feuer mit einer kurzen Formel der Weißen Magie. Teres Pool sackte erschöpft in sich zusammen.
Er betrachtete das Mädchen triumphierend. »Hast du noch mehr solche Kraftakte auf Lager? Wenn ja, dann laß sie uns sehen.« Er forderte den Dämon in Teres absichtlich heraus, denn Demonstrationen wie jene von vorhin, schwächten den Unhold gewaltig und konnten Mannings deshalb nur recht sien.
Teres starrte Mannings mit haßglühenden Augen an. »Beim Satan, ich bringe dich um, Jack Mannings! Bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bietet, reiße ich dir deine verdammte Seele aus dem Leib!«
Mannings lächelte ungerührt. »Du wirst keine solche Gelegenheit bekommen, dafür sorge ich.« .
»Freu dich nicht zu früh, du Bastard! Noch hast du mich nicht besiegt!«
»Ich werde dich bezwingen.«
»Das schaffst du nicht. Ich bin und bleibe in diesem Mädchenkörper, solange ich will. Du bringst mich von hier nicht raus. Es sei denn, du tötest das Girl!«
***
Wenn Rufus in Menschengestalt auftrat, bediente er sich zumeist derselben Erscheinung, wenngleich es ihm möglich war, sein Aussehen jederzeit so zu verändern, daß ihn keiner erkannte. Am liebsten erschien er den Menschen groß und hager, mit leichenblassem Teint und tief eingesunkenen Wangen, mit weit vorspringendem Kann und in tiefen, dunklen Höhlen liegenden Augen, schütterem Haar und mit einer Gesichtshaut, die der eines eingeschrumpften Lederapfels glich.
Sein wahres Äußeres war jedoch weit erschreckender.
Sein schmaler Körper steckte in einer weiten dunklen Mönchskutte, deren Kapuze zumeist hochgeschlagen war. Aus ihrem Schatten grinste ein bleicher Totenschädel heraus. Rufus’ Hände waren skelettiert, und seine Knochenfüße steckten in halb verfaulten Ledersandalen.
Grauenhafte Wesen
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