GK249 - Die Furie
zu dem was du tust, kein Recht!« schrie dâs Mädchen wütend.
»Es war dein Wunsch, daß ich dich hierher bringe.«
»Jetzt ist er es nicht mehr!«
»Spar dir deinen Atem, Teres. Ich liefere dich hier ab, und damit hat sich’s.«
»Du widerlicher Kretin!« Sie spuckte ihm ins Gesicht. »Ich verabscheue dich!«
»Und ich verabscheue das, was sich in dir befindet!« gab John frostig zurück.
Sie erreichten das geschlossene Haustor. Teres Pool Befreiungsversuche wurden immer ungestümer. Sie setzte alles daran, freizukommen. John hatte Mühe, sie festzuhalten, denn sie gebärdete sich wie eine Wahnsinnige, trat abermals nach ihm, versuchte ihn zu beißen, wollte sich auf den Bürgersteig fallenlassen…
John schwitzte. Er drückte hastig auf den Klingelknopf.
»Freiheitsberaubung nennt man das!« keifte das Mädchen. »Du verschleppst mich gegen meinen Willen. Darauf steht Zuchthaus! Hilfe!« schrie sie aus vollen Lungen. »Zu Hilfe! Man will mich entführen!«
John legte ihr seine Hand auf den Mund und erstickte den grellen Schrei. Er hoffte, daß man im Haus das Klingeln vernommen hatte und noch in dieser Minute das Tor öffnen würde, denn viel länger befürchtete er das tobende Mädchen nicht mehr halten zu können.
Schritte.
Ein Schlüssel wurde im Schloß herumgedreht. Ein schwerer Riegel knallte zur Seite. Das Tor schwang auf, und dann erschien Jack Mannings. Er war ein dünner, ausgemergelt aussehender Mann mit den großen, traurigen Augen eines Bluthundes in einem runzeligen Gesicht. Er erkannte sofort, was mit Teres los war.
Ohne ein Wort zu sagen trat er entschlossen auf das Mädchen zu.
Er legte ihr seine schmale, feinnervige Hand auf die Stirn und murmelte etwas, das John Morton nicht verstehen konnte. Es waren Worte in einer fremden, eigenartig klingenden Sprache.
Teres bäumte sich noch einmal wild auf, doch dann fiel sie wie ein abgebranntes Strohfeuer jäh in sich zusammen. Mit apathischem Blick starrte sie vor sich hin. Sie hing in Johns Armen und nahm an dem, was um sie herum vorging, keinen Anteil mehr.
Mannings nickte Morton zu und sagte mit gedämpfter Stimme: »Bringen Sie sie herein.«
***
Auf dem O’Hare-Flughafen herrschte der übliche hektische Betrieb. Flüge wurden aufgerufen. Mehrere Leute wurden gebeten, zum Informationsschalter zu kommen. Reisende schleppten ihr Gepäck zu den Taxis. Andere wiederum rannten wie aufgescheuchte Hühner umher, weil sie nicht wußten, von welchem Gate sie abfliegen würden.
Vicky hielt ihr Ticket in der Hand.
Mr. Silver gab ihr Gepäck auf und kehrte dann zu uns zurück. Neugierige Blicke folgten dem unübersehbaren Hünen. Es war stets dasselbe. Wo auch immer er aufkreuzte, er fiel sofort auf.
»Ich wünsche dir einen guten Flug«, sagte ich und wollte Vicky küssen. Sie drehte den Kopf jedoch im letzten Moment zur Seite, und mein Kuß landete auf ihrer Wange. Sie war immer noch sauer. Dennoch ließ ich mich nicht umstimmen, denn ich war davon überzeugt, daß sie in London besser aufgehoben war als hier. Ich brauchte freie Bahn, um mich ganz dem Kampf gegen die Chicagoer Dämonenclique widmen zu können. Vicky war zwar ein äußerst tüchtiges und auch sehr mutiges Mädchen. Trotzdem wäre sie für mich in dieser Situation ein Klotz am Bein gewesen, der nicht nur mir, sondern auch ihr zum Verhängnis hätte werden können, aber bringe man das erst mal einer Frau bei, die von einer vorgefaßten Meinung besessen ist.
»Wiedersehen«, sagte meine Freundin einsilbig.
Ihr Blick wanderte zu Mr. Silver weiter.
Der Ex-Dämon grinste über das ganze Gesicht. »Grüß London von uns, Darling. Du kannst sicher sein, daß wir nicht länger hierbleiben als unbedingt nötig.«
»Bye, Silver«, sagte Vicky, und er durfte sie auf beide Wangen küssen.
»Möchtest du uns nicht Glück wünschen?« fragte der Ex-Dämon.
»Viel Glück«, sagte Vicky, und obwohl es nicht so klang, als würde ihr dieser Wunsch von Herzen kommen, wußte ich doch, daß dies der Fall war.
Ihr Flug wurde aufgerufen.
Wir begleiteten sie so weit, wie es möglich war.
»Ruf an, sobald du zu Hause bist«, bat ich meine Freundin.
Sie wich meinem Blick aus und nickte stumm.
»Glaub mir, so ist es am besten…«, sagte ich verlegen.
»Ja, ja, Tony, schon gut«, erwiderte Vicky, und nun sah sie mir doch in die Augen. Ich erkannte, daß sie mir verziehen hatte. »Komm bald nach«, sagte sie leise.
»Sobald es geht«, versprach ich.
»Und…«, ihr Blick pendelte
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