GK249 - Die Furie
allein versetzte mich sofort unter Hochspannung. Rufus, der Führer der Chicagoer Dämonenclique, war zur Zeit unser gefährlichster Gegner. Ein Kerl, der mit allen teuflischen Wassern gewaschen war. Ein Superteufel, der es uns gewiß nicht leicht machen würde, ihn zur Strecke zu bringen. Ob er auch für sich selbst in jenem Wald, von dem wir nicht wußten, wo er war, einen Lebensbaum angepflanzt hatte? Wir wußten es nicht, aber wir hofften, es bald zu erfahren.
Mr. Silver und ich verließen das Flughafengebäude.
Während wir zu unseren Leihwagen unterwegs waren, meinte der Ex-Dämon: »Ich habe bereits mehrfach versucht, mich auf telepathischem Wege an die sorgsam verborgenen Lebensbäume heranzutasten.«
»Und?«
»Kein Erfolg«, sagte Mr. Silver brummig. »Ich komme da nicht mal ein kleines Stück ran. Rufus muß die Bäume hervorragend abgeschirmt haben.«
Wir erreichten unseren Wagen, einen weißen Mustang. Ich schloß auf und rutschte hinter das Lenkrad. Mein Freund nahm neben mir Platz. »Vielleicht«, sagte ich nachdenklich, »sollten wir uns noch einmal auf den Montrose Cemetery begeben.« Auf diesem Friedhof, in einer schwarzen Marmorgruft, war Vicky gefangengehalten worden.
Mr. Silver schüttelte den Kopf. »Wenn du dazu meine Meinung hören willst, Tony: Ich glaube, daß uns das keinen Schritt weiterbringen würde.«
»Wieso nicht? Die schwarze Gruft ist ein Dämonenhort, der Schlupfwinkel der Chicagoer Dämonenclique.«
»Das war sie«, korrigierte mich mein Freund. »Ich bin sicher, daß sie das jetzt nicht mehr ist - nachdem wir sie gefunden und die beiden Ghouls liquidiert haben. Ich weiß, was du gehofft hast, Tony. Du dachtest, wir könnten uns nahe der Gruft auf die Lauer legen und den erstbesten Dämon, der uns über den Weg läuft, abfangen.«
Ich nickte. »Und ihn müßten wir dann zwingen, uns zu verraten, wo sich die Lebensbäume befinden.«
»Es wird kein Dämon mehr auf dem Montrose Cemetery erscheinen, Tony. Rufus hat für seine Höllenschar bestimmt einen anderen Schlupfwinkel gefunden. Wir würden auf dem Montrose-Friedhof nur unsere Zeit verschwenden.«
»Mach einen besseren Vorschlag«, verlangte ich.
»Leider habe ich im Moment keinen«, gab Mr. Silver verdrossen zurück.
»Dann werden wir also doch zu diesem Friedhof fahren, und ich will dir auch sagen, warum, weil ich nämlich damit rechne, daß einer der vielen Mitglieder, die der Dämonenclique angehören, möglicherweise von Rufus noch nicht informiert wurde, daß es einen neuen Schlupfwinkel gibt.«
Ich drehte den Zündschlüssel um.
Es passierte nichts.
»Nanu«, sagte ich ärgerlich.
»Was ist?« fragte Mr. Silver.
»Springt nicht an.« Ich versuchte es noch einmal und wieder. Der Mustang gab keinen Tori von sich. »Wahrscheinlich ist die Batterie hinüber«, sagte ich brummig und stieg aus.
»Was machen wir jetzt?« wollte Mr. Silver wissen.
»Auf gar keinen Fall Maulaffen feilhalten«, erwiderte ich. »Ich rufe die Leihwagenfirma an. Sie soll sich um die Karre kümmern, und wir nehmen ein Taxi.«
So machten wir es.
Fünfzehn Minuten später blickte mich der Cab Driver mit großen Augen an, als wäre ich ein weltbekannter Filmstar und er wollte gern ein Autogramm von mir haben. Er war alles andere als gutaussehend. Ganz im Gegenteil. Er hatte das stumpfe Gesicht eines Boxers, der sein letztes Dutzend Matches verloren hatte. Seine Nase war mehrere Male gebrochen, und sein Haarwuchs war dünn.
»Ist etwas mit meinem Gesicht?« fragte ich ihn, damit er zu starren äufhörte.
»Entschuldigen Sie, Sir, sind Sie nicht Tony Ballard?«
»Der bin ich seit meiner Geburt.«
»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Ballard. Mein Name ist Eli Boyd. Wohin darf ich Sie fahren?«
»Montrose Cemetery«, sagte ich und setzte mich neben Mr. Silver in den Wagenfond. Eli Boyd ließ das Taxi anrollen. Er sah mich immerzu durch den Rückspiegel an.
»Ich hab’ Sie im Fernsehen gese hen«, sagte er, als wäre das für ihn ein großartiges Erlebnis gewesen.
»Ich hoffe, Sie haben sich gut unterhalten«, gab ich zurück. Vicky und ich waren Gäste in einer Talk Show gewesen, die über den ganzen Kontinent ausgestrahlt worden war.
»Ich habe viele Dinge über Sie erfahren, die ich noch nicht wußte«, sagte der Cabby. »Sie sind Privatdetektiv und machen Jagd auf Geister und Dämonen…« Er machte eine kleine Pause. »Es klingt vielleicht angeberisch, aber in gewisser Weise verfolgen wir beide dieselben Ziele,
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