GK249 - Die Furie
Teile Campari. Das Ganze kräftig geschüttelt und mit Eis und sehr viel Liebe serviert.
»Danke«, sagte Musser und nahm das Glas von George in Empfang. Der Diskjockey legte die letzte Scheibe von Elvis Presley auf. Musser winkte den Keeper näher an sich heran. George roch wie immer nach Maiglöckchen. Er mußte mal wieder darin gebadet haben.
»Ja, Milt?«
»Hat John sich heute schon hier blicken lassen?« wollte Musser wissen. Er nippte an seinem Spezialdrink.
»John?«
»John Morton«, sagte Musser.
George nickte. »Der war hier. Aber nur ganz kurz. Eine halbe Stunde vielleicht.«
»Verdammt.«
»Er ist vor zehn Minuten weggegangen.«
»Wohin?« fragte Musser.
George hob die Schultern. »Vielleicht nach Hause.«
»Allein? Oder hat er mal wieder was abgeschleppt?«
»Er hatte ’ne rothaarige Biene im Schlepptau.«
»Kenne ich sie?«
George schüttelte den Kopf. »Sie war zum erstenmal hier. Ich hab’ sie noch nie gesehen.«
»Sah es so aus, als ob sich die beiden einig wären?« erkundigte sich Milt Musser.
»O ja.«
»Dann hat John die Süße bestimmt mit zu sich nach Hause genommen.«
»Kann sein«, sagte George.
Musser legte ein paar Dollar auf den Tisch. »Hier«, sagte er. »Kauf dir für den Rest ein neues Seidenhöschen, Kleiner.« Dann trank er sein Glas aus und verließ die Diskothek. Er hatte John Morton eine fast neue Walther-PPK-Pistole anzubieten. Es war erst ein paar Tage her, da hatte er mit John Über Ballermänner gesprochen, und John hatte gemeint, daß er ganz gern ein Schießeisen besitzen würde.
»Ich kann mich ja mal für dich umhören«, hatte der geschäftstüchtige Musser sogleich vorgeschlagen. »Und wenn ich was Brauchbares für dich auftun kann, laß ich’s dich wissen, okay?«
John Morton war damit einverstanden gewesen, und Musser hatte sich auf die Suche nach einer akzeptablen Kanone begeben. Heute war ihm so ein Ding angeboten worden. Ein einziger Schuß war damit abgefeuert worden. Die Kugel hatte einen Bankboten getötet, aber das brauchte John Morton ja nicht unbedingt zu wissen. Musser würde dem Jungen einen fairen Preis machen, und er war zuversichtlich, daß das Geschäft reibungslos über die Bühne gehen würde.
Da Musser etwas knapp bei Kasse war - da waren verschiedene Außenstände, die nur sehr zäh hereinkamen -, wollte er John Morton zu Hause kurz stören, ihm die Walter PPK geben und gleich kassieren. Darauf, daß John mit der Rothaarigen seinen Spaß haben wollte, konnte und wollte Milt Musser keine Rücksicht nehmen. Er würde ja ohnedies nur wenige Minuten stören. Was spielte das schon für eine Rolle, wenn man noch die ganze Nacht vor sich hatte.
Musser eilte die Straße entlang.
Er erreichte den Park, in den Teres Pool ihr Opfer gelockt hatte, und plötzlich stockte ihm der Atem.
Ein Schrei, ausgestoßen in panischem Entsetzen, drang an sein Ohr und ließ ihn augenblicklich erstarren…
***
John fiel das dämonische Leuchten in Teres Pools Augen nicht sofort auf. Die Kälte, die von ihren Fingern in seine Hand überströmte, kroch langsam in seinem Arm hoch, überwand den Ellenbogen, erreichte die Schulter und legte sich wenig später beklemmend auf seinen Nacken. Er fröstelte.
»Deine Zukunft…«, begann das rothaarige Mädchen leise. Ihre Stimme war belegt. John Morton hatte den Eindruck, Teres hätte soeben ein tierhaftes Knurren von sich gegeben.
Er wollte ihr seine Hand entziehen, doch sie ließ sie nicht los.
»Was ist mit meiner Zukunft?« fragte er beunruhigt.
»Ich kann keine sehen«, sagte Teres Pool.
»Na schön, dann lassen wir den Quatsch.«
»Ich kann keine sehen, weil es keine gibt«, sagte Teres Pool ernst. Morton erschrak. »Was willst du damit sagen?« fragte er aufgeregt.
»Du hast keine Zukunft, John«, flüsterte das seltsame Mädchen. Morton bekam davon eine Gänsehaut.
Er lachte nervös. »Keine Zukunft? Na hör mal, in meinem Alter…«
»Dein Leben endet hier und heute, John«, sagte Teres. Wieder war dieses unheimliche Knurren zwischen ihren Worten.
Morton schaute sie fassungslos an. »Sag mal, bist du verrückt? Was redest du denn da für einen Blödsinn?« Er bemerkte plötzlich, daß ihre Augen wie zwei kleine Punktstrahler leuchteten. Ihr rötlicher Schein richtete sich auf seine Handfläche. Er spürte ein schmerzhaftes Brennen, das jene Linie, die man die Lebenslinie nennt, nach und nach auslöschte.
Entsetzt riß John Morton seine Hand zurück.
Teres Pool blickte ihn mit ihren
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