GK278 - Die Bestie
Jammerlaut verlor sie das Bewußtsein.
Die Toten ließen sogleich von ihr ab und setzten ihren Weg zum Fahrstuhl fort. Sie fuhren zur vierten Etage hinauf, denn dort war die Quarantänestation untergebracht, und diese war ihr Ziel.
Als die Leichen die Lifttür öffneten, kam ein junger Assistenzarzt daran vorbei. Er wandte ihnen automatisch den Kopf zu. Im selben Moment weiteten sich seine Augen.
Was er sah, war so ungeheuerlich, daß er an seinem Verstand zweifelte. Er war nicht fähig, sich zu bewegen. Die Toten packten ihn. Er vermochte sich nicht zu wehren. Sie zerrten ihn in den Fahrstuhl und hieben mit ihren Fäusten so lange auf ihn ein, bis er zusammenbrach.
Augenblicke später rissen sie die Tür der Quarantänestation auf…
***
»Gütiger Himmel!« stieß Dr. Thorsten Breck verdattert hervor. Er stierte ungläubig auf die sieben Toten, die in unser Zimmer traten. »Unfaßbar. Das… das ist mir unbegreiflich! Das … das kann es doch nicht geben! Das … das ist unmöglich!« stammelte der Arzt.
»Nichts ist unmöglich, wenn dämonische Kräfte am Werk sind«, sagte ich heiser.
Die lebenden Toten bildeten eine gefährliche Front.
»Dr. Breck!« rief ich. Der Arzt stand den Leichen am nächsten. »Dr. Breck! Zurück!«
Er hörte mich nicht, glotzte die Toten an und konnte seinen Mund nicht schließen.
Ich sprang zu ihm und riß ihn hinter mich. Mr. Silver stellte sich an meine Seite. Die Leichen rückten näher. Ich rief Vicky und den anderen zu, sie sollten sich im entferntesten Winkel verkriechen, und dann griffen uns die Verstorbenen bereits an.
Eine eiskalte Hand traf meine Wange.
Der Schlag brannte wie Feuer. Ich war unvorsichtig gewesen, hatte mich auf einen anderen Leichnam konzentriert und den wahren Angreifer dadurch übersehen. Der Mann, der mich mit diesem gewaltigen Schlag niedergestreckt hatte, wies eine lange Bauchnarbe auf.
Der Kerl wollte sich sogleich auf mich fallen lassen, doch Mr. Silver drängte ihn ab. Ich rappelte mich wieder hoch.
Mehrere Hände versuchten mich zu packen. Ich schlug und trat nach meinen Gegnern. Mein magischer Ring traf sie mehrfach und ließ sie erschrocken zurückzucken.
Das gab mir mächtig Auftrieb. Ich setzte meinen Ring verstärkt ein, und der Erfolg bestätigte mir, daß ich damit recht tat. Die lebenden Toten bewaffneten sich mit allem, was sie in einem unversperrten Schrank finden konnten: Gummistauschläuche, Scheren, Einwegspritzen…
Sie hieben damit auf uns ein, versuchten uns zu verletzen.
Ich erwischte ein fahrbares Bett und benutzte es als Schutzwall. Ich drückte zwei Gegner damit gegen die Wand und schaltete sie anschließend mit meinem magischen Ring aus.
Mr. Silver hatte ähnlich viel Erfolg. Ich keuchte. Mir rann der Schweiß in Strömen übers Gesicht, aber ich kämpfte konzentriert weiter, denn die geringste Unachtsamkeit konnte mich das Leben kosten.
Während ich über einen mittelgroßen Mann herfiel, legte sich mir von hinten etwas blitzschnell um den Hals. Der Tote zog sofort zu. Mir war augenblicklich die Luft abgeschnitten.
Ich griff nach dem Gummischlauch. Ich wollte ihn von meiner Kehle reißen, doch es war mir unmöglich, die Finger darunterzuschieben.
Es flimmerte vor meinen Augen. Ich wollte mich fallenlassen, doch damit hätte ich mich wahrscheinlich selbst stranguliert. Eine Tote trat von vorn an mich heran.
Eine lange, dolchähnliche Schere blitzte in ihrer hochzuckenden Hand. Ich glaubte, nun wäre alles aus, denn sie stach ohne zu zögern zu. Im allerletzten Moment fiel ihr Mr. Silver in den Arm. Er schlug sie nieder, während ich verzweifelt versuchte, mit meinem magischen Ring den Kopf des Toten zu treffen, der mich erdrosseln wollte.
Ich traf ihn in dem Moment, wo meine Knie weich zu werden begannen.
Viel hätte nicht mehr gefehlt, und ich wäre verloren gewesen. Der Schlag war hart und fegte den Leichnam zur Seite. Seine Hände ließen den Schlauch los. Ich riß ihn mir vom Hals und schleuderte ihn zu Boden, dann kreiselte ich herum und streckte den verdammten Kerl nieder.
Mr. Silver besorgte den Rest.
Er trieb das Böse aus dem Körper der Leichen, das in Form eines brüllenden Sturms aus dem Zimmer raste und verschwand.
Thorsten Breck blickte ungläubig auf die Toten. »Hoffentlich muß ich so etwas nie mehr wieder erleben!« preßte er heiser hervor.
Wir verließen das Krankenhaus.
Vicky bekam von mir den Auftrag, sich mit den andern in Mr. Silvers Hotel einzuquartieren. »Rührt euch von da
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