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GK283 - In den Katakomben von Wien

GK283 - In den Katakomben von Wien

Titel: GK283 - In den Katakomben von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gehen, darauf könnt ihr Gift nehmen!«
    Das Geschrei des Spuks hallte schaurig von den Wänden zurück. Als es verstummte, herrschte Grabesstille in der großen Aufbahrungshalle. Vladek und Mr. Silver packten die Schrauben, die den Deckel auf der Zinkwanne festhielten.
    Sie drehten sie hastig auf und befreiten ihren Freund aus seinem engen Gefängnis…
    ***
    Istvan Takay fröstelte. Allmählich begann er zu fühlen, daß sein magischer Kristall ihn veränderte. Sein Wesen war irgendwie anders geworden. Fremd. Ungewohnt.
    Takay war der Auffassung, daß dies kein Grund war, sich zu beunruhigen. Wenn die Kraft des Kristalls auf ihn überging – und etwas in dieser Richtung war anscheinend im Gange –, dann konnte das auf keinen Fall schlecht für ihn sein.
    Der Ungar warf einen Blick auf den magischen Gegenstand, der vor ihm auf dem Tisch lag. Er merkte, daß er mehr und mehr davon abhängig wurde. Er fühlte sich von Tag zu Tag mehr mit dem Kristall verbunden.
    Ihm war, als könne er durch dieses hühnereigroße Ding einen Blick in die Unterwelt werfen. Er glaubte einen Moment, grinsende Teufelsfratzen auf der glänzenden Oberfläche erkennen zu können.
    Sie verschwanden aber sofort wieder. Bis auf eine. Sie blieb. Eine grauenerregende Physiognomie. Graugrün. Mit gelben Warzen bedeckt. Auf der Stirn Ausbuchtungen, die mit einer schorfigen Hornhaut überzogen waren. Die schwarzen Lippen verzogen sich zu einem gemeinen Grinsen.
    »Siehst du mich, Istvan Takay?« fragte eine Stimme, die wie das Knurren eines blutgierigen Wolfs klang.
    »Ja«, preßte der Ungar verblüfft hervor.
    »Gefällt dir mein Gesicht?«
    »Nein«, stöhnte Takay. »Es ist abstoßend.«
    »Sieh es dir gut an.«
    »Weshalb?«
    »Eines Tages wird dies dein Gesicht sein!«
    Istvan Takay fuhr sich erschrocken an die Lippen. »O nein!«
    »Doch. Du siehst praktisch in einen Spiegel«, sagte die abscheuliche Fratze spöttisch.
    »Ich will nicht so aussehen. Niemals!« schrie Takay entsetzt.
    »Du besitzt den magischen Kristall…«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Willst du nur nehmen und nichts geben? Denkst du, wir haben etwas zu verschenken? Du bedienst dich unserer Kraft, kannst den Lauf der Dinge nach deinem Willen beeinflussen. Das sollte dir einiges wert sein. Du bist in diesem Spiel der große Gewinner. Verlieren wirst du dabei lediglich deine Seele. Ein lächerlich geringer Preis für all das, was du dafür bekommst, findest du nicht? Wir werden aus dir im Laufe der Zeit einen von uns machen…«
    Istvan Takay riß die Augen auf. »Heißt das, ihr werdet mich zum D-ä-m-o-n machen?«
    »Erraten. Und dann wird dies hier dein wahres Gesicht sein«, sagte die Fratze und verschwand.
    Takay fuhr sich mit der feuchten Hand über seine Augen. Hatte er soeben eine Halluzination gehabt? Er starrte den magischen Kristall an. Nichts mehr war darauf zu sehen.
    Der Ungar nagte nervös an seinem Daumennagel. Er war bereit, für den Kristall jedes Opfer zu bringen. Nur sein Gesicht wollte er nicht gegen diese fürchterliche Fratze tauschen.
    Erregt sprang er auf. Mit schnellen Schritten eilte er ins Bad. Er schlug mit der flachen Hand auf den Lichtschalter. Die Neonleuchte des Spiegelschranks zuckte mehrmals, ehe sie grell leuchtete.
    Istvan Takay näherte sich zaghaft dem Spiegel. Zunächst hatte er nicht den Mut hineinzusehen. Er befürchtete, in seinem Antlitz bereits Spuren von dieser Horrorvisage zu entdecken.
    Er mußte sich zusammenreißen, um den Blick zu heben. Man konnte ihn bei Gott nicht als schönen Mann bezeichnen. Aber er war noch ein Adonis gegen das Schreckensgesicht, das irgendwann einmal das seine sein sollte.
    Bekümmert betrachtete er sein blasses Spiegelbild. Hier und da glaubte er, bereits eine geringfügige Veränderung feststellen zu können. Oder täuschte er sich?
    Der Ungar fragte sich, wie er gehandelt hätte, wenn er gewußt hätte, welchen Preis die Unterwelt für ihre Hilfe forderte. Hätte er dann die Finger von diesem verhängnisvollen magischen Kristall gelassen?
    Es machte ihm nichts aus, ein Dämon zu werden, aber mußte er deswegen denn so schrecklich aussehen? Er dachte an Liselotte. Sie würde sich vor ihm ekeln. Sie würde ihm davonlaufen.
    Der Ungar kniff sich in die Wangen. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und schaute den magischen Kristall verzweifelt an. »Alles«, flüsterte er niedergeschmettert. »Alles, nur das nicht. Bitte, das nicht.«
    Keinerlei Reaktion von seiten des Kristalls.
    Was geschehen würde,

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