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GK283 - In den Katakomben von Wien

GK283 - In den Katakomben von Wien

Titel: GK283 - In den Katakomben von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wanderte im Wohnzimmer auf und ab, rieb sich ununterbrochen die feuchten Hände an den Schenkeln trocken, blieb plötzlich abrupt stehen und starrte das Telefon unverwandt an.
    »Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Schwester«, sagte Mr. Silver beschwichtigend. »Tony Ballard paßt schon auf sie auf.«
    Katzler blickte den Hünen so an, als würde er durch ihn hindurchsehen. »Davon bin ich überzeugt«, sagte er tonlos. »Ich dachte im Augenblick auch nicht an Olga, sondern an meine Frau. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber irgendein Gefühl sagt mir, daß Liselotte sich nicht in Melk befindet.«
    »Das läßt sich leicht nachprüfen«, sagte Vladek Rodensky. »Ruf Liselottes Freundin an.«
    Katzler nickte bedächtig. »Das wollte ich tun.« Er holte die Telefonkladde, suchte Helga Michtners Nummer, drehte die Vorwahl von Melk und anschließend die Nummer, die er gefunden hatte.
    »Michtner«, kam es nach dem zweiten Läuten durch den Draht.
    »Guten Abend, Helga«, sagte Bernd Katzler heiser.
    »Mit wem spreche ich?«
    »Oh, entschuldige. Hier ist Bernd. Bernd Katzler.«
    »Bernd!« rief Helga erfreut aus. »Eine Schande, daß ich deine Stimme nicht erkannt habe. Wie geht es Liselotte?«
    Die Frage war für Katzler so schmerzhaft wie ein Magenhaken. »Ist Liselotte denn nicht bei dir?« fragte er benommen.
    »Nein, wie kommst du denn darauf?«
    »Sie hat dich doch heute angerufen…«
    »Liselotte? Ich hab’ seit Wochen nichts mehr von ihr gehört.«
    »Aber ich habe sie doch mit dir sprechen gehört«, sagte Katzler verzweifelt.
    »Tut mir leid, Bernd, aber mit mir hat Liselotte nicht telefoniert.«
    »Das verstehe ich nicht«, brummte Katzler.
    »Ist irgend etwas nicht in Ordnung, Bernd? Habt ihr euch gestritten?«
    »Ein andermal«, sagte Katzler einsilbig. »Ich erzähl’s dir ein andermal, Helga. Entschuldige bitte die Störung.«
    Das Mädchen am anderen Ende sagte noch etwas, doch Katzler hörte es nicht mehr. Er legte niedergeschmettert auf. Seine Augen suchten Mr. Silver.
    Schleppend sagte er: »Mein Gefühl war richtig. Liselotte ist nicht in Melk. Wenn ich bloß wüßte, was das zu bedeuten hat…, und … wenn ich bloß wüßte, wo Liselotte sich befindet …«
    Weder Vladek Rodensky noch Mr. Silver konnten ihm darauf eine Antwort geben.
    ***
    Ich hatte plötzlich den Eindruck, Arik Speer wäre soeben eingetroffen. Mein magischer Ring warnte mich vor der Nähe des Spuks, indem er fühlbare Kälte in meine Hand strömen ließ.
    Ich sagte kein Wort zu Olga. Sie stand beim HiFi-Turm und suchte einen Sender mit ernster Musik. Als sie nichts fand, was ihrer Stimmung gerecht wurde, legte sie eine Tonbandkassette ein.
    Ich bat sie, mich in allen Räumen des Penthouses umsehen zu dürfen. Sie hatte nichts dagegen. Daraufhin verließ ich das riesige Wohnzimmer, ohne zu ahnen, daß das ein Fehler war.
    Ich hatte die Absicht, Olga vorzeitig abzuschirmen. Wenn möglich, sollte sie Arik Speer überhaupt nicht zu Gesicht kriegen. Wenn es mir gelang, ihn in einem der Räume aufzustöbern, würde ich ihn an Ort und Stelle fertigmachen.
    Ein zweitesmal würde er über mich nicht so wie auf dem Zentralfriedhof triumphieren, davon war ich überzeugt. Ich glaubte, mich nunmehr richtig auf meinen Gegner eingestellt zu haben.
    In der Diele war niemand. Ich begab mich in die Küche, nahm das Bad in Augenschein, wechselte zum Schlafzimmer über, erreichte das Gästezimmer. Nichts. Nichts. Nichts.
    Als ich die Tür zu Olgas Arbeitszimmer öffnete, vernahm ich einen gellenden Schrei, der das Blut in meinen Adern gerinnen ließ. Sofort begriff ich, daß es ein Fehler gewesen war, Olga unbeaufsichtigt zu lassen.
    Schleunigst kehrte ich um. Mit weiten Sprüngen lief ich zum Wohnzimmer zurück. Als ich die Tür aufstieß, bot sich mir ein haarsträubender Anblick: der Pesttote war über Olga hergefallen, hatte sie mit seinen Knochenfäusten geschlagen und sie anschließend zum Fenster gezerrt, um sie hinauszuwerfen.
    Olgas Gesicht war vor Angst verzerrt. Sie schlug wie von Sinnen um sich, während der Knochenmann sie immer weiter aus dem Fenster drückte. Es fehlte nicht mehr viel, dann hatte er’s geschafft.
    Ich sprang hinzu. Mit meinem magischen Ring fuhr ich ihm von oben nach unten über das blanke Rückgrat. Er heulte schmerzlich auf, bog das Kreuz durch, ließ von Olga ab und wandte sich mir zu.
    Ich flog gegen die Wand. Kreise tanzten vor meinen Augen. Ich sah den Pesttoten wie durch einen dichten Schleier

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