GK307 - Der Ghoul von Mallorca
schreckliche Gedanke gekommen, da sah ich auch schon den mächtigen Koloß, der geradewegs Kurs auf mich genommen hatte.
Er sprang über sämtliche Hindernisse hinweg und raste immer schneller werdend auf mich zu.
Dort kommt dein Tod! zuckte es mir durch den Kopf.
Atemlos versuchte ich freizukommen. Ich bot alle Kraft auf, die in mir steckte, doch sie reichte nicht aus.
Größer, immer größer schien der Felsen zu werden. Ich starrte das steinerne Ungeheuer gebannt an.
Aus! dachte ich. Diesmal bist du verloren! Jetzt kann dich nichts mehr retten! So also sieht dein Ende aus, Tony Ballard: erschlagen von einem gewaltigen Felsblock!
***
Doch ich hatte nicht mit Mr. Silvers übernatürlichen Fähigkeiten gerechnet, die der Ex-Dämon in Streßsituationen aktivieren konnte.
Als er sah, welches Ende mir drohte, kreiselte er augenblicklich herum. Sein Körper erstarrte zu Silber. Er wuchs. Seine riesigen Muskeln sprengten die Kleider.
Er warf sich dem herabstürzenden Felsen entgegen, packte diesen mit beiden Händen und schleuderte ihn mit enormer Kraft zur Seite.
Das Unglaubliche war geschehen.
Die Gefahr war gebannt. Der Ex-Dämon hatte mir das Leben gerettet. Es rieselten noch einige kleine Gesteinsbrocken über die Felswand hinunter.
Dann herrschte Stille.
Obwohl ich immer noch zwischen den Felsblöcken eingekeilt war, atmete ich doch erleichtert auf. Dicke Schweißperlen standen auf meiner Stirn.
Das war nicht verwunderlich. Immerhin hatte ich soeben dem Tod ins Auge gesehen, und das war bei Gott kein schöner Anblick gewesen.
Hastig wandte sich der Ex-Dämon mir zu. »Bist du okay, Tony?« fragte er besorgt.
»Ich liege hier zwar nicht so bequem wie unter einer Daunendecke, aber ich fühle mich trotzdem prächtig.«
Der Hüne mit den Silberhaaren ergriff den ersten Stein und warf ihn beiseite. Schnell ließ der Druck nach. Mit jedem Stein, den Mr. Silver entfernte, fühlte ich mich wohler.
Und dann lag nichts mehr auf mir. Ich ergriff die kalte Metallhand meines Freundes. Er stellte mich auf die Beine.
Wie durch ein Wunder waren alle meine Knochen heil gebliehen. Was der Ghoul bezweckt hatte, hatte zum Glück nicht geklappt.
Ich hob meinen Colt Diamondback auf, der meiner Hand entfallen war. Zahlreiche Muskelstränge schmerzten mich.
Mein Körper war bestimmt von blauen Flecken übersät, aber das machte mir nichts aus. Ich hatte mein Leben behalten dürfen.
Das, nur das zählte!
Ich warf einen Blick dorthin, wo Lance Selbys Seat gestanden hatte. Von dem Wagen war nichts mehr zu sehen. Er war unter einem Felsenberg begraben.
Unseren Peugeot hatte die Steinlawine verschont. Dafür dankte ich dem Himmel, denn zwischen hier und dem nächsten Haus lagen einige Kilometer.
Wir wußten nun, welche Felswand der Ghoul hochgeklettert war und machten uns gleichfalls an den Aufstieg.
Für mich war das eine schmerzhafte Angelegenheit, aber ich ließ es mir nicht anmerken, sondern turnte ebenso schnell über die bizarren Felsen wie Mr. Silver, dessen silberne Starre inzwischen wieder verschwunden war.
Schon nach kurzer Zeit waren wir hoch über der Straße, und wir hatten die Stelle erreicht, wo der Ghoul die Steinlawine ausgelöst hatte.
Mr. Silver berührte mit seinen Händen den Boden und brummte: »Hier hat er gestanden.«
»Kannst du feststellen, wohin er gegangen ist?«
Mr. Silver wies nach Norden. »Dorthin«, sagte er.
Wir stolperten über klapperndes Geröll und gelangten wenig später zu einer Höhle, deren Eingang so groß war, daß mein großer Freund sich nicht zu bücken brauchte, als er die Höhle betrat.
»War er hier?« fragte ich den Ex-Dämon.
Mr. Silver machte wieder die Bodenprobe. »Ja.«
»Ist er noch hier?« fragte ich gespannt.
»Kann ich nicht sagen.«
Wir tasteten uns mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven in die schwarze Dunkelheit hinein. Ich hielt den Diamondback schußbereit in meiner Rechten. Ich war entschlossen, dem scheußlichen Ghoul eine von meinen geweihten Silberkugeln in seinen durchsichtigen Körper zu ballern, sobald er sich uns zeigte.
Doch vorläufig präsentierte er sich uns nicht. Ich konzentrierte mich auf mein Gehör. Nichts. Nur Mr. Silvers und meine Schritte waren zu vernehmen. Sonst nicht das geringste Geräusch, das uns dié Anwesenheit des -Dämons verraten hätte.
Ist er noch hier? hatte ich vorhin meinen Freund gefragt.
Jetzt erhielt ich die Antwort darauf.
Sie lautete: Nein!
Denn in diesem Augenblick hörten Mr. Silver und ich das
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