GK307 - Der Ghoul von Mallorca
Ghouls in der Dunkelheit.
Die Metamorphose war bereits abgeschlossen. Der Dämon zeigte sich in seiner wahren Erscheinung. Ein abscheulicher Anblick war er.
Als die Bestie aus dem Schrank glitt, spürte Lance Selby ihre Nähe. Verwirrt wandte er den Kopf.
Sein Herz übersprang einen Schlag. Er schnellte hoch. Der Ghoul stürzte sich fauchend auf ihn. Es kam zu einem wilden Kampf.
Der Parapsychologe versuchte, das Scheusal mit Formeln der Weißen Magie zu schwächen. Das Monster reagierte auch tatsächlich darauf.
Dennoch reichten die Kräfte des Ghouls aus, um Lance Selby zu überwältigen…
***
Ich stand auf dem Balkon, blickte auf das dunkle weite Meer hinaus und genoß die Stille und den Frieden. Während ich die Ruhe der Nacht auf mich einwirken ließ, beobachtete ich die kleinen Lichter weit draußen auf dem Ozean. Obwohl Mitternacht vorbei war, waren dort immer noch Jachten und Ausflugsboote unterwegs.
Fröhliche Menschen, die ihre Ferien genossen und keine Ahnung hatten, was für ein gefährliches Ungeheuer hier sein Unwesen trieb.
Ich hoffte für diese Leute, daß sie es niemals erfahren mußten. Nachdenklich wandte ich mich um. Ich dachte an Maranga, die Hexe.
Nicht alle Hexen sind böse. Einige davon setzen ihre magischen Künste auch für das Gute ein. Maranga schien eine solche löbliche Ausnahme zu sein.
Ich fragte mich, ob sie herausfinden konnte, wo sich der Ghoul verbarg. Ich glaubte nicht, daß es ihr gelingen würde - wenn es noch nicht einmal Mr. Silver zuwege brachte.
Andererseits aber konnte Maranga Glück haben und fast zufällig auf ihrer Suche nach dem Ghoul fündig werden.
Ich hoffte, daß sie dann Wort halten und mich benachrichtigen würde, anstatt die gefährliche Arbeit selbst zu tun.
In Gedanken versunken betrat ich mein Zimmer. Es war Zeit, schlafen zu gehen. Als ich die Balkontür schloß, kam mir in den Sinn, daß ich vor wenigen Augenblicken ein Geräusch wahrgenommen hatte.
Nebenan - bei Lance!
Ein Geräusch, das mich jedoch nicht aus meiner Nachdenklichkeit gerissen hatte. Aber jetzt alarmierte es mich.
Ich wollte auf jeden Fall nachsehen, ob bei Lance alles in Ordnung war. Lieber einmal mehr nachsehen - als einmal zuwenig.
Ich eilte zur Tür, riß sie auf, hastete auf den Gang hinaus, wandte mich nach rechts um und… sah die offene Tür!
Ich rannte darauf zu. Ich stürmte in Lance Selbys Zimmer. Ich machte Licht. Lance war nicht da. Die Schranktür stand offen.
Ich entdeckte Kampfspuren und machte mir sofort den richtigen Reim darauf: Jemand hatte sich im Schrank versteckt und hatte Lance dann überfallen. Er hatte meinen Freund überwältigt und fortgeschleppt.
Das Wort »Jemand« war meiner Ansicht nach ohne Zweifel durch das Wort »Ghoul« zu ersetzen.
Nicht irgend jemand hatte meinen Freund überfallen und verschleppt. Der gottverdammte Ghoul hatte es getan!
***
Ich alarmierte sofort Mr. Silver. Keuchend berichtete ich dem Ex-Dämon. Da heulte unten auf dem Hotelparkplatz ein Wagenmotor auf.
Der Hüne mit den Silberhaaren und ich stürmten auf den Balkon hinaus. Ein weißer Seat rollte an.
Lance Selbys Mietwagen!
Kidnapping!
Wir verließen in großer Eile Mr. Silvers Zimmer. Wir hetzten die Treppe hinunter, jagten aus dem Hotel und sprangen in unseren Leih-Peugeot. Ich nahm sofort die Verfolgung des Seat auf.
Zum erstenmal bekamen wir eine Chance geboten, dem Ghoul sein schändliches Handwerk zu legen. Wir waren dem Ungeheuer auf den Fersen.
Nun durften wir uns von ihm nicht mehr abhängen lassen. Wenn wir das schafften, dann konnten wir am Ende dieser Fahrt das Scheusal stellen und vernichten.
Diese Aussichten ließen mein Herz höher schlagen. Ich wollte alles daransetzen, um das Monster zu kriegen.
Ohne Rücksicht auf Verluste wollte ich gegen den Dämon vorgehen. Mochte es kosten, was es wollte, wir müßten den Unhold kriegen und ihm Lance Selby wieder abjagen.
Im Höllentempo rasten wir aus El Arenal. Noch war der Vorsprung des Seat ziemlich groß, doch wir holten laufend auf.
Nach zwanzig Kilometern erreichten wir Llucmayor. Dort hätten wir den Seat beinahe aus den Augen verloren.
Der Ghoul versuchte, uns durch ein enges Winkelwerk von Gassen zu entkommen. Beinahe hätte er es geschafft.
Aber wir fanden ihn wieder, und das Rennen ging weiter.
Campos hieß die nächste Ortschaft. Dahinter erhoben sich felsige Bergrücken. Ich vermutete, daß sich der Ghoul in dieser zerklüfteten Steinwildnis hervorragend auskannte.
Deshalb setzte
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