GK311 - Die Todesengel
Tag.
Octopus’ hatte ihm eine Aufgabe übertragen. Die erste. Spaak würde sie zur vollsten Zufriedenheit seines Herrn und Meisters ausführen.
Niemand durfte ihn daran hindern, denn jeder, der sich ihm entgegenzustellen versuchte, würde des Todes sein…
***
Das ganze Gerede von Frieden und einem ehrlich gemeinten Stillhalteabkommen war reines Gefasel gewesen, das zeigte sich in dem Augenblick, wo sich Merle verwandelt hatte.
Sie näherte sich mir mit ihrem abstoßenden Totenschädel.
Ich wich erst mal zurück, soweit ich konnte.
Ihre Augen quollen aus den großen Höhlen hervor. Der Kiefer bewegte sich leicht und knarrte. Dieses Geräusch ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Jetzt zeigte Merle ihr wahres Gesicht.
Die Dämonendienerin war nicht gekommen, um mit mir einen Pakt auszuhandeln. Sie hatte von Anfang an die Absicht gehabt, mich anzugreifen und zu vernichten.
Sie lachte schaurig. Sie breitete ihre Arme lockend aus und flüsterte: »Komm, Tony. Komm in meine Arme und empfange von mir den Todeskuß!«
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.
Plötzlich wußte ich Bescheid. Das war es also gewesen, was Dr. Melvyn Spaak so von Grund auf verändert hatte.
Zazu hatte ihm mit einem Todeskuß das Leben genommen. Er lebte nur noch, weil das Böse ihn aufrecht hielt. Ein Teil von Octopus’ schwarzer Seele hatte sich in seinen Körper eingenistet.
Spaak war zu einem Dämonenknecht geworden!
Und nun sollte mir dasselbe passieren…
Merle war nur noch zwei Yards von mir entfernt. Ich stemmte mich von der Wand ab. Wie vom Katapult geschleudert flog ich auf sie zu.
Sie fauchte wütend. Ich hieb mit meiner rechten Faust nach ihrem Totenschädel, doch mein magischer Ring verfehlte die Dämonendienerin um Haaresbreite. Nun griff sie zischend an.
Ich tauchte unter ihren Händen weg.
Meine Schulter stieß gegen ihre Hüfte. Ihre Fäuste - hart wie Granit -landeten auf meinem Kreuz.
Ich fiel auf die Knie. Merle schlug erneut zu. Ich konnte ihren Hieben jedoch entgehen, indem ich mich zur Seite warf und hochschnellte.
Aus der Drehung heraus hämmerte ich ihr meinen Ring gegen den Körper. Sie stöhnte auf und torkelte.
Mit beiden Händen faßte sie sich an die getroffene Stelle. Sie war angeschlagen. Grund genug für mich, nicht lange zu fackeln, sondern sofort nachzusetzen.
Ich mußte sie niederzwingen, bevor die Wirkung des ersten Treffers nachließ. Abermals versuchte ich sie mit meinem magischen Ring zu erwischen, doch es gelang ihr, zurückzuspringen und meinen Arm abzufangen.
Stahlhart war ihr Griff.
Ich biß die Zähne zusammen. Sie drehte mir den Arm auf den Rücken. Ein wahnsinniger Schmerz explodierte in meinem Schultergelenk.
Sie zwang mich auf die Knie.
Ihre Totenfratze näherte sich meinem Gesicht. »Nun wirst du sterben, Tony Ballard!« knurrte sie wie eine Wölfin.
Ich zog mein rechtes Bein an und rammte es gegen sie. Ihr Griff lockerte sich. Ich riß mich augenblicklich los, schwang herum und traf die Dämonendienerin zum zweitenmal.
Ein dumpfes Gurgeln drang mir zwischen ihren Zahnreihen entgegen. Sie taumelte. Ich säbelte ihr die Beine unter dem Körper weg.
Sie fiel - und fiel auf mich.
Plötzlich vernahm ich ein Zischen. Zwei grelle Blitze erhellten den Raum. Sie rasten auf Merle zu, trafen und vernichteten sie.
Eine enorme Hitze schlug mir entgegen.
Merle bäumte sich röchelnd auf. Ihr Körper verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in Wasserdampf, der sich augenblicklich auflöste.
Nichts blieb von dem Girl, das mir in Octopus’ Auftrag den Tod bringen sollte, übrig.
Ich stand keuchend auf und blickte zur Living-room-Tür. Dort stand breit und groß… mein Freund und Kampfgefährte Mr. Silver.
Es loderte noch in seinen perlmuttfarbenen Augen. Aus ihnen waren die beiden Blitze auf Merle zugerast.
Nun setzte der Ex-Dämon ein breites Grinsen auf und sagte: »Dich kann man einfach nicht allein lassen, Tony!«
***
Er erwartete, daß ich mich dafür bedankte, daß er mir »das Leben gerettet« hatte. Doch ich mußte ihn enttäuschen.
»Warum hast du das getan, Silver?« fragte ich vorwurfsvoll. »Warum hast du dich eingemischt?«
»Hör mal, die Situation war doch eindeutig…«
»Ich wäre mit dem Mädchen allein fertiggeworden!« behauptete ich.
»So hat das aber nicht ausgesehen. Das Girl mit dem Totenschädel lag auf dir. Sie wollte dich umbringen…«
»Sie war bereits stark angeschlagen.«
»Das konnte ich nicht wissen. Für mich sah es so aus, als
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