GK323 - Der Selbstmord-Bringer
einemmal so - so…« Sie sprach nicht weiter. In Ihren Augen flackerte plötzlich ein seltsames Feuer. Ihre Erregung nahm schnell zu. In gleichem Maße wuchs auch meine Besorgnis.
Das Mädchen wurde immer bleicher, verfiel rapid.
»Dolores!« sagte ich eindringlich. »Dolores!«
Sie schien mich nicht mehr zu hören. Ihre Augen flackerten. Ich sah mich um.
Was sollte ich tun? Brauchte das Mädchen einen Arzt?
Dolores’ unsteter Blick fiel auf das Messer, das vor ihr lag. In ihrem weißen Gesicht ging eine seltsame Wandlung vor. Ich glaubte, einen grausamen Ausdruck in ihren schönen Zügen erkennen zu können.
Plötzlich faßte Dolores’ Hand blitzschnell nach dem Messer. Ich erschrak.
Das Mädchen starrte mich mit haßglühenden Augen an. Ich verstand ihre Erregung nicht.
Abrupt schnellte Dolores hoch.
Ich zuckte zusammen. Dolores war wie verwandelt. Beim Hochschnellen hatte sie den Tisch mitgerissen.
Die Weinflasche kippte um, die Gläser fielen klirrend zu Boden.
Sämtliche Gäste wandten die Köpfe und schauten erschrocken und neugierig auf das keuchende Mädchen.
In diesem furchtbaren Augenblick riß Dolores das Speisemesser mit einem Aufschrei hoch.
Sie stürzte sich auf mich, in der unverkennbaren Absicht, mich zu töten…
***
Der Beamte rannte mit hochrotem Gesicht den Korridor entlang. Er erreichte schnaufend die Tür, die in Harry Hatchs Büro führte, riß sie auf und stürmte hinein.
Hatch war nicht da.
Beim Verlassen von Hatchs Büro stieß er mit einem Kollegen zusammen. Der Mann wies auf das rote Gesicht des anderen und fragte:
»He, was ist denn mit dir los?«
»Weißt du, wo Hatch steckt?«
»Ist beim Mittagessen.«
»Wo?«
»Keine Ahnung. Warum fragst du? Was ist denn passiert?«
»Dieser Rod Flynn…«
»Was ist mit dem?«
Der Rotgesichtige fuhr sich über die heißen Wangen.
»Er hat sich in der Untersuchungshaftzelle erhängt.«
***
Ich konnte den Angriff Dolores Peels nur mit Mühe abwehren.
Das Mädchen hatte sich so vehement auf mich geworfen, daß ich mit dem Stuhl nach hinten kippte und umfiel.
Ein stechender Schmerz durchraste meinen Brustkorb. Ich biß die Zähne zusammen.
Jemand im Saal schrie.
Dolores war direkt über mir. Ich erkannte ihr verzerrtes Gesicht kaum wieder. Sie war verrückt, tatsächlich verrückt.
Und sie wollte mich töten. Das Messer sauste erneut auf mich nieder. Ich rollte zur Seite. Sie stach daneben, fauchte, stach wieder zu..
Ich versuchte ihren Arm abzufangen.
Beinahe hätte sie mit der Klinge getroffen. Ich versuchte mich hochzurappeln.
Zwei beherzte Männer kamen mir zu Hilfe. Dolores stach noch einmal zu.
Diesmal hätte sie ihr furchtbares Vorhaben beinahe geschafft.
Ich hatte die niedersausende Faust gerade noch im allerletzten Moment zur Seite schlagen können.
Die Männer packten zu, rissen die Tollwütige von mir. Ich kam auf die Beine.
Fassungslos starrte ich auf das sich wie irr gebärdende Mädchen. Dolores war ungemein kräftig.
Sie schüttelte die beiden Männer, die nicht gerade schwach aussahen, beinahe mühelos ab. Dann rannte sie schreiend durch das Lokal.
Die Gäste wichen bestürzt vor ihr zurück. Frauen kreischten erschrocken. Dolores warf Stühle und Tische um.
Ein livrierter Kellner wollte sie aufhalten, wollte ihren schrecklichen Amoklauf stoppen.
Sie stach ihn nieder.
Der Mann brach zusammen. Da warf sich dem Mädchen ein schwergewichtiger Mann entgegen.
Es gelang ihm, das Mädchen zu Fall zu bringen. Doch bevor er sich auf Dolores werfen und sie auf den Boden pressen konnte, war sie bereits wieder auf den Beinen und versuchte, ihn niederzustechen.
Ihr Blick war irr.
Ihr Gesicht war verzerrt.
Der schwergewichtige Mann geriet in Bedrängnis.
Plötzlich sah er keinen Ausweg mehr, als einen Stuhl hochzureißen und ihn dem rasenden Mädchen auf den Kopf zu knallen.
Dolores Peel brach mit einem Schrei zusammen und verlor das Bewußtsein.
***
»Wir werden sie ein paar Tage zur Beobachtung hierbehalten müssen, Mr. Ballard«, sagte Dr. Nunes, der Leiterder psychiatrischen Abteilung im Holy Cross Hospital.
Dr. Nunes war mittelgroß, hatte buschige Augenbrauen und eine randlose Brille auf der gebogenen Nase.
Ich befand mich im Büro des Arztes. Ich war mit Dolores hierhergekommen.
»Wie viele Tage?« fragte ich.
Der Mann im weißen Ärztekittel zuckte die Achseln.
»Das hängt von der Patientin ab.«
»Das Mädchen ist vollkommen normal«, stellte ich fest.
Der Arzt lächelte
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