GK323 - Der Selbstmord-Bringer
Angst.
»Mr. Payne?« fragte er ein letztes Mal.
Sein Blick glitt über die abgestellten Möbel.
Er machte noch zwei Schritte, dann entdeckte er Payne.
Levin erstarrte. Eine eiskalte Hand schien nach seinem Herzen zu greifen und es zerdrücken zu wollen.
Unwillkürlich hielt er den Atem an. Der Anblick, der sich ihm bot, war grauenvoll.
Jess Payne war tot.
Der Schauspieler hatte sich selbst in das Schwert gestürzt, an dem er so gehangen hatte.
Sein Gesicht zeigte selbst im Tod noch den Ausdruck größten Entsetzens.
Er mußte etwas Furchtbares erlebt haben, bevor er sich das Leben genommen hatte.
***
»Er hätte diesen Brief doch ernst nehmen sollen«, sagte Guy Levin erschüttert.
Sergeant Harry Hatch, Levin und ich saßen in Paynes Wohnzimmer auf einer breiten Schweinsledercouch.
Hatchs Männer suchten im Keller nach Spuren, die beweisen sollten, daß der Schauspieler nicht freiwillig aus dem Leben geschieden war.
»Das hätten Sie auch tun sollen, Mr. Levin«, sagte Hatch.
»Ich?« fragte Guy Levin verwirrt.
»Natürlich. Sie sagten doch, Sie hätten diesen Brief vor Mr. Payne gelesen.«
»Das schon, aber…«
»Sie hätten uns unverzüglich anrufen sollen.«
»Der Brief war nicht an mich adressiert.«
»Sie hätten uns trotzdem verständigen müssen«, sagte der Sergeant.
»Aber es stand doch ausdrücklich darauf, daß sich Mr. Payne nicht an die Polizei wenden dürfe. Eine solche Entscheidung hätte er selbst treffen müssen.«
»Was hat Mr. Payne mit dem Brief gemacht?« fragte ich.
Guy Levin zuckte die Achseln und ließ die Mundwinkel hängen.
»Das weiß ich nicht. Ich nehme an, er hat ihn verbrannt und vergessen.«
»Hat er mit Ihnen darüber gesprochen?« fragte Hatch.
»Nein, Sir. Wir stecken gerade in nervenaufreibenden Verhandlungen mit dem italienischen Fernsehen.« Guy Levin sah uns mit unruhigem Blick an. »Wer steckt hinter diesen schrecklichen Vorfällen? Wieso ist es so schwierig, diese Person ausfindig zu machen?«
Wir hätten dem Sekretär gern eine erschöpfende Antwort gegeben, aber wir konnten es nicht.
Ich war mit Dolores Peel verabredet, deshalb verabschiedete ich mich von Harry Hatch und setzte mich in meinen Peugeot.
Während der Fahrt zerbiß ich einen Fluch zwischen den Zähnen. So konnte es nicht weitergehen. Einer nach dem anderen nahm sich das Leben. Immer waren es reiche Leute. Und immer waren sie mit einem Brief aufgefordert, worden, zehntausend Pfund zu zahlen.
Es wäre wichtig gewesen, zu erfahren, welche Personen einen solchen Brief erhalten und das Geld gezahlt hatten Es wäre wichtig gewesen, zu erfahren, wie sich die Geldübergabe dann abgespielt hatte, denn das war der schwächste Punkt der Verbrecher.
Da hätte man den Hebel wirksam ansetzen können.
Aber die Personen, die die zehntausend Pfund gezahlt hatten, hüteten sich, darüber auch nur eine Silbe zu verlieren. Sie waren sicher froh, mit dem Schrecken davongekommen zu sein.
Dolores erwartete mich vor dem Eingang eines großen Warenhauses.
Obwohl viele Leute aus und ein gingen, entdeckte ich sie sofort. Ich ließ den Wagen im Halteverbot ausrollen und öffnete die Tür.
»Pünktlich wie ein Maurer«, sagte Dolores lächelnd, als sie neben mir saß.
Ich fuhr gleich weiter. Während der Fahrt erzählte ich ihr, was geschehen war. Dolores war erschüttert.
»Nimmt das denn kein Ende?« fragte sie.
Ich steuerte den Wagen auf den weitflächigen Parkplatz jenes Restaurants, auf das wir uns morgens telefonisch geeinigt hatten.
Das Restaurant wirkte klein und gemütlich.
Es befand sich in einem schilfgedeckten Gebäude, war auf ländlich getrimmt und machte einen netten Eindruck.
Ich hatte einen Tisch bestellt. Ich sagte es dem Kellner.
Der wendige Mann bat uns mit einer devoten Verneigung, ihm zu folgen.
Nachdem wir Platz genommen hatten, entzündete der Kellner die auf dem Tisch stehende Kerze. Ich ließ Dolores die Speisen aussuchen. Ich wählte den dazu passenden Wein aus.
Der Wein wurde serviert.
Da erschreckte mich plötzlich Dolores’ Aussehen.
Ihr Teint hatte sich verändert. Sie war beunruhigend blaß geworden, und sie zitterte, als wäre ihr kalt.
Sie atmete aufgeregt und starrte mich mit glasigen Augen an.
»Dolores, was ist mit Ihnen?« fragte ich.
Dolores fuhr sich mit zitternder Hand über die Augen.
Sie wischte sich über die Stirn, als wolle sie etwas wegfegen.
»Ich - ich weiß es nicht«, antwortete sie benommen.
»Ist Ihnen nicht gut?«
»Mir ist mit
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