GK326 - Die Satansbrut
Silver.
Zugegeben, der Ex-Dämon konnte sich seiner Haut hervorragend wehren, das bewies er immer wieder. Aber irgendwann einmal konnte auch Mr. Silver von einem Feind überlistet werden…
Vicky und Mr. Silver hatten fluchtartig die Stadt verlassen müssen, weil sich nach Meinung des Hünen in Wien eine Übermacht von dunklen Mächten zusammengerottet hatte.
Die beiden hatten sich nicht einmal die Zeit genommen, ihr Gepäck abzuholen.
Vladek Rodensky blieb nachdenklich stehen. Er nahm einen letzten Zug von seiner dicken Zigarre und drückte diese dann im Kristallaschenbecher aus.
Was sollte er, was konnte er tun?
Zu Bett zu gehen und zu schlafen kam für ihn nicht in Frage: Dazu war er viel zu aufgewühlt.
Tony Ballard anrufen?
Vladek schüttelte den Kopf. Nein, er wollte Tony nicht auch noch beunruhigen.
Nach München waren Vicky Bonney und Mr. Silver Hals über Kopf abgereist. Sie hatten dazu Vladeks Zweitwagen benützt.
Im Gehirn des Brillenfabrikanten reifte ein Entschluß. Er wollte sich noch in dieser Stunde in seinen schwarzen Rover setzen und das Gepäck seiner Gäste nach München nachbringen.
Daß die bösen Mächte auch ihn attackieren würden, hielt er für ausgeschlossen. Er sah sich selbst lediglich als unwichtige Randfigur, an die wohl kein Dämon seine Zeit verschwenden würde.
Hastig suchte er die beiden Gästezimmer im Obergeschoß der großen Villa auf. Er packte Vickys Habseligkeiten in ihren Koffer, stopfte das, was Mr. Silver gehörte, in dessen Reisetasche, schleppte beides in die Garage, öffnete den Kofferraum des Rover und stellte das Gepäck hinein.
Ein ungutes Gefühl beschlich ihn, als er sich in den Wagen setzte.
Mittels Fernbedienung öffnete er das Garagentor. Der schwarze Wagen rollte langsam nach draußen.
Während Vladek Rodensky sein Grundstück verließ, begann ihn immer mehr die Gewißheit zu peinigen, daß Vicky Bonney und Mr. Silver in arge Schwierigkeiten geraten waren.
Mehr und mehr wurde das für ihn zur schmerzhaften Gewißheit. Er konnte sich nicht erklären, woher sie kam.
Besorgt fuhr er Richtung Salmannsdorf. Über die Höhenstraße – durch den Wienerwald – erreichte er die Westautobahn.
Und ihm war die ganze Zeit, als würde er Vicky Bonney und Mr. Silver nicht mehr lebend wiedersehen.
***
Der Impuls kam von irgendwo her.
Wie ein Stromstoß fuhr er in Ivo Morfs Körper. Der junge Mann zuckte kaum merklich zusammen. Er schlug die Augen auf.
Doch er schaute nicht mehr mit seinen eigenen Augen. Schmutziggrau waren sie geworden. Den ganzen Augapfel umschloß diese abstoßende Farbe.
Eine unheimliche Verwandlung ging mit Morf vor.
Aschfahl wurde sein Gesicht. Die Haut trocknete ein. Der Kopf schrumpfte. Mehr und mehr ähnelte Ivo Morf einem Mitglied der Ephraim-Sippe.
Der Biß der Feuerschlange hatte ihm den Keim des Bösen in den Leib gepflanzt. Er mußte sich zu Ephraim gehörig fühlen.
Solange dieser Dämon lebte, würde Ivo Morf dessen willenloses Werkzeug sein. Aus den Dimensionen des Schreckens hallte Morf ein scharfer Befehl entgegen.
Ausgesprochen in der Dämonensprache. Dennoch konnte ihn Ivo Morf verstehen. Ephraim übermittelte ihm auf telepathischem Wege einen Auftrag, den er unverzüglich auszuführen hatte.
Es war seine Aufgabe, die Körper von Vicky Bonney und Mr. Silver zu vernichten, damit deren zweites Ego nicht mehr in den irdischen Leib zurückkehren konnte.
Ivo Morfs schorfige Lippen schoben sich nach oben. Er bleckte die spitzen Rattenzähne. Seine grauen Augäpfel rollten. Er hatte die Absicht, aus dem Wagen zu steigen.
Da irritierte ihn plötzlich etwas. Eine Bewegung.
Der Diener des Bösen erstarrte. Er nahm rasch wieder sein menschliches Aussehen an, regte sich nicht.
Wie die Spinne am Rande ihres Netzes, so wartete Ivo Morf auf sein Opfer. Denn niemand durfte ihn anfassen, und er wußte, daß genau das geschehen würde…
***
»Beeil dich!« rief Erwin Suttheimer seinem Komplizen zu. »Wir wollen hier nicht Wurzeln schlagen!«
»Ach, leck mich am…«
»Das habe ich bereits einem anderen Ferkel versprochen.«
Christian Mecks öffnete Gabriele Karners Handtasche. Er hob sie hoch und drehte sie um, damit ihr gesamter Inhalt herausfiel.
Hastig breitete er all das Zeug auf der Sitzbank neben Ivo Morf aus. Ein paar Zehnschillingmünzen blitzten auf.
Mecks steckte sie ein. Er schob Schlüssel, Puderdose, Lippenstift beiseite, fand nichts mehr, was wert gewesen wäre, mitgenommen zu werden.
Eine traurige
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