GK326 - Die Satansbrut
mit ihm? Was ist mit Peter?«
In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sie dachte an die beiden Fremden, die sie aus dem Wrack gezogen hatten. Sie dachte an Ivo Morf, der plötzlich die Besinnung verloren hatte und kein Lebenszeichen von sich gab.
Und sie konnte nicht begreifen, daß diese beiden jungen Männer ihren Freund im selben Zustand zurückbrachten.
»Was hat er?« fragte Ursula verzweifelt. Sie starrte Peter Braak fassungslos an. »Können Sie mir sagen, was er hat?«
Suttheimer hob die Schultern. »Wir haben ihn ganz zufällig bemerkt. Er lag neben der Notrufsäule. Vielleicht ist ihm schlecht geworden.«
Ursula beugte sich in den Wagen. Sie faßte unter Peter Braaks Kopf. Im selben Augenblick riß die die Hand entsetzt zurück.
Sie hatte etwas Feuchtes, Klebriges gespürt: Blut!
»Blut«, schrie sie. Verstört blickte sie Erwin Suttheimer an. »Haben Sie ihn…?«
Weiter kam sie nicht. Erwin Suttheimer zauberte seine vernickelte Pistole hervor. »Gescheites Mädchen!« knurrte der Autobahnräuber. »Na schön, wenn du’s schon weißt, sehe ich keinen Grund mehr, es zu verheimlichen. Ja, ich hab’ deinen Freund schlafen gelegt.«
»Warum?«
»Weil er mir seine Brieftasche wohl kaum freiwillig überlassen hätte.«
»Sie…!«
Suttheimer zielte auf den Bauch des Mädchens. »Wenn du nicht vernünftig bist, kriegst du von mir eine Kugel in die Figur! Dein Peter wird schon wieder. Was glaubst du, was der für Tränen vergießen würde, wenn er aus seiner Ohnmacht erwacht und dich hier tot herumliegen sieht?«
Widerstrebend schaltete sich nun auch Christian Mecks in das Geschehen ein. Auch er zog seine Beretta, obwohl dies eigentlich nicht nötig gewesen wäre.
Er rannte zum roten Opel und befahl Gabriele Karner mit schroffer Stimme, auszusteigen.
Das Mädchen weigerte sich. Mecks wurde nervös. Er packte zu und zerrte Gabriele aus dem Fahrzeug.
Sie bekam von ihm einen derben Stoß, der sie bis zu Ursula Buchegger beförderte.
»Ganz brav, dann passiert euch nichts!« sagte Erwin Suttheimer. Es klang wie das Knurren eines hungrigen Wolfs.
Mecks lief um das Fahrzeug herum. Er öffnete das Handschuhfach, durchstöberte es, fand nichts, was einen Wert gehabt hätte.
Während er nach Ursulas Handtasche griff, die auf dem Beifahrersitz lag, wies Erwin Suttheimer mit der Pistole auf die goldene Halskette, die Gabriele Karner, trug.
»Her damit!« sagte er scharf. »Und du«, sagte er zu Ursula Buchegger, »gibst mir deinen Ring.«
»Das ist ein Geschenk von Peter!«
»Interessiert mich nicht. Selbst wenn du den Ring vom Kaiser von China bekommen hättest, wäre mir das egal!«
»Ich geb’ ihn nicht her!«
Gabriele Karner nahm indessen mit zitternden Fingern ihre Halskette ab. »Sei vernünftig, Ursula«, sagte sie zu ihrer Freundin.
»Hör auf die Kleine«, sagte Suttheimer grinsend.
»Ich trenne mich nicht von diesem Ring!«
Suttheimer verlor die Geduld. Er schlug das Mädchen kräftig ins Gesicht. Ursula Buchegger wäre beinahe umgefallen. Gabriele fing sie auf.
Nun gab das Mädchen den Ring doch her. Erwin Suttheimer bleckte die Zähne. »Warum nicht gleich?«
Mecks fand in der ersten Handtasche vierhundert Schilling. Er stopfte das Geld in seine Hosentasche und sah sich anschließend nach der Tasche des zweiten Mädchens um.
Sie lag neben Ivo Morf.
Er hätte davon lieber die Finger lassen sollen…
***
Seit dem Anruf von Mr. Silver kam Vladek Rodensky nicht mehr zur Ruhe. Der fünfunddreißigjährige Brillenfabrikant – selbst Brillenträger – lief in seiner Döblinger Villa nervös auf und ab.
Vladek war ein großer Mann. Er hatte eisigblaue Augen, und sein dichtes braunes Haar glänzte seidig. Er war gebürtiger Pole, besaß aber seit langem die österreichische Staatsbürgerschaft.
Früher hatte er nur mit Vorbehalt an Geister und Dämonen geglaubt. Aber dann war ihm auf einer seiner Reisen Tony Ballard über den Weg gelaufen, und seither wußte er, daß es diese Sendboten der Hölle tatsächlich gab, daß die Geschichten, die man sich über sie erzählte, nicht erfunden waren, um den Menschen Angst zu machen.
Mehrmals schon hatte Vladek Rodensky an der Seite Tony Ballards gegen die Ausgeburten der Hölle gekämpft, und er hatte auch schon den Geisterjäger John Sinclair hier in Wien bei der Arbeit unterstützt.
Gerade weil ihm bekannt war, wie gefährlich diese Wesen aus dem Schattenreich sein konnten, machte sich Vladek Rodensky Sorgen um Vicky Bonney und Mr.
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