GK346 - Die Rache des Magiers
dickgliedrigen Ketten ab. Damit hätte man einen Panzer abschleppen können.
Wenn ich die erst mal am Leib getragen hätte, hätte ich nach meinem Untergang sogar noch ein Loch in den Themsegrund geschlagen.
Nicht mit mir, Freunde! dachte ich. Da müßt ihr euch schon einen anderen Dummen suchen.
Sie ließen die klirrenden, rasselnden Ketten neben mir fallen.
»Fangt an!« verlangte der Steuermann. »Soll ich mithelfen?«
»Nicht nötig. Zu dritt wären wir einander nur im Weg«, erwiderte der, der sich um meine Beine kümmern wollte.
Ich beobachtete die Schwarzen durch dünne Schlitze.
»Also dann!« sagte der zweite Neger. »Bringen wir’s hinter uns.«
»Der Meinung bin ich auch!« sagte darauf ich, und dann explodierte ich. Das Überraschungsmoment war eindeutig auf meiner Seite.
Ich überrumpelte die beiden Schwarzen mühelos. Daß der Ohnmächtige sie so schwer attackieren würde, damit hatten sie nicht gerechnet.
Ich ließ mein rechtes Bein hochschnellen und traf den Mann, der über meine Füße gebeugt war, voll.
Der Bursche stieß einen heiseren Schrei aus und flog zurück. Sein Freund bekam von mir einen Faustschlag verpaßt, der ihn gegen die Reling stieß.
Dann sprang ich auf.
Fassungslos hatte der Steuermann mit angesehen, was mit seinen beiden Komplizen geschehen war. Jetzt wollte er eine rasche Entscheidung herbeiführen.
Dazu kam es auch - jedoch nicht so, wie der Steuermann es sich vorgestellt hatte. Er warf sich auf mich.
Ich bin in Judo und Karate ausgebildet. Ich kann boxen und verstehe mich auf einige asiatische Kampfsporttechniken.
Und ich trainiere so oft wie möglich. Dadurch war ich meinem kräftigen Gegner um einiges überlegen.
Er wußte nicht, daß es kein Vorteil ist, blindwütig seine gesamte Rohkraft - die bestimmt enorm war - einzusetzen.
Es war vernünftiger, eiskalt und überlegt zu kämpfen, wie ich es tat. Ich erkannte meine Chance sofort.
Blitzschnell stieß ich die Arme meines Gegners zur Seite. Sein Körper wuchtete vorwärts. Ich nützte seinen Schwung geschickt aus, ließ mich fallen, krallte meine Finger in sein Jakkett, stemmte ihm mein Bein in die Seite, und er flog in hohem Bogen über mich hinweg.
Nicht nur über mich.
Auch über die Reling.
Klatsch! Er landete im Wasser. Tief tauchte er ein. Hoch spritzte die Themse auf. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn.
Es wäre gut für ihn gewesen, wenn er hätte schwimmen können.
Ich mußte mich auf die beiden anderen Gegner konzentrieren. Hastig rollte ich herum und federte auf die Beine.
In der nächsten Sekunde war mir, als würde Eiswasser durch meine Adern fließen, denn ich sah meinen Colt Diamondback. Er war auf mich gerichtet. Es ist ein verdammt ekelhaftes Gefühl, wenn man gezwungen ist, in die Mündung seiner eigenen Waffe zu blicken.
Jeden Moment konnte sie mir den Tod entgegenschleudern!
***
Ich spreizte die Arme ab, entspannte mich. Ich durfte nicht einmal den kleinen Finger bewegen, sonst veranlaßte ich den Schwarzen, abzudrücken.
Eine miese Situation war das. Mein Revolver wies auf meinen Kopf. Ich merkte, wie mein Mund austrocknete.
Der Mann, den ich über Bord geschmissen hatte, tauchte weit vom Boot entfernt auf. Die Strömung hatte ihn abgetrieben.
»Hast du dir gedacht, was, Ballard?« knurrte der Mann, der meinen Revolver besaß. Seine wulstigen Lippen waren geschwollen. Sie hatten Bekanntschaft mit meiner Faust gemacht.
Sicher würde er mir das nun zurückgeben. Ich rechnete damit, war darauf gefaßt, daß er mich schlagen würde.
Ich hoffte, es insgeheim sogar. Nicht, weil ich Schmerzen liebe, sondern weil ich hoffte, in dem Moment, wo er zuschlug, eine Chance zu haben, mir meine Kanone wiederzuholen.
Doch der Neger verzichtete auf das Vergnügen, sich zu revanchieren. Dadurch wurde meine Lage kritisch.
Der Mann fletschte die Zähne. »Ehrlich gesagt, ich war von Anfang an dafür, dir nicht nur die Ketten um den Leib zu wickeln, sondern dir auch eine Kugel zu verpassen!«
»Das holen wir jetzt nach«, sagte der zweite Schwarze. »Los, gib’s ihm! Servier ihn ab, den Spürhund!«
»Ist es denn ein so schlimmes Verbrechen, nach Magnus Mo zu fragen?« wollte ich wissen.
»Allerdings ist es das.«
»Wieso?«
»Weil Magnus Mo uns alles bedeutet. Magnus Mo ist für uns der Inbegriff von Religion, Verheißung, Hoffnung, Sehnsucht und Erfüllung. Wer sich an Magnus Mo wendet, dem wird Schutz gewährt. Der wird nicht mehr länger unterdrückt und ausgebeutet. Magnus Mo
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