GK346 - Die Rache des Magiers
erkundigte mich beim Wirt nach Robbins. Der wies auf einen Mann, der zwei Rollkragenpullover und einen selbstgestrickten Schal um den Hals trug.
Der Mann war blau.
»Mr. Robbins?« sprach ich ihn an.
Er musterte mich mit glasigen Augen. »Einen Mister Robbins gibt es nicht mehr. Mister Robbins, das war mein Vater. Ich bin Rex. Einfach Rex. Verstehen Sie?«
»Okay, Rex.«
»Was wollen Sie?«
»Mein Name ist Ballard. Tony Ballard. Und das ist mein Freund Mr. Silver.«
»Ein komischer Kauz. Sieht aus wie ein künstlicher Mensch.«
»Das ist er - in gewisser Weise.«
Rex Robbins schüttelte den Kopf. »Moment, da komme ich nicht mit. Wie war das eben mit Ihrem Freund, Mr. Ballard?«
»Vergessen Sie’s«, sagte ich. »Ich bin mit Lionel McKern gut bekannt und mache mir Sorgen um ihn. Er hat sich mit Ihnen bei den Chelsea Barracks getroffen…«
»Richtig.«
»Seither scheint er spurlos verschwunden zu sein.«
Der Informant des Journalisten nickte. »Das habe ich befürchtet.«
»Was haben Sie ihm erzählt?« wollte ich wissen.
»Diese drei Neger, die im Zusammenhang mit dem Mord an Samson Roundtree festgenommen wurden, hatten doch mit weißer Farbe einen Vogel auf ihre Stirn gemalt. Ich dachte, es könnte McKern interessieren, daß ich dieses Zeichen schon mal gesehen habe. Es interessierte ihn in der Tat. Vielleicht ist ihm meine Wahrnehmung zum Verhängnis geworden.«
Ich legte eine Banknote vor Robbins auf den Tisch. »Ich will alles hören, Rex. Und zwar ganz genau.«
Der Mann steckte das Geld ein und berichtete uns alles das, was er Lionel McKern erzählt hatte.
Jetzt wußten wir, welche Richtung wir einschlagen mußten. Was hatte Lionel McKern zu mir gesagt?
Irgendwo unter unserer Stadt sollte es einen schwarzen Ort geben. Würden wir den nun finden? Ich hoffte es. Und ich hoffte noch mehr.
Zum Beispiel, daß wir Lionel McKern lebend Wiedersehen würden -daß wir Magnus Mo finden würden -daß wir dem Totenvogel begegnen würden - daß es uns gelang, den grausamen Mord an Samson Roundtree aufzuklären und zu sühnen…
Ich knüppelte meinen weißen Peugeot zur Themse.
Allmählich schien sie mir zum Schicksalsfluß zu werden. Mr. Silver und ich legten denselben Weg wie Lionel McKern zurück.
Wir machten dieselbe Entdeckung und kletterten an der Sprossenleiter hinunter. Kurz darauf betraten wir den Kanalstollen.
Ich holte meine Kugelschreiberlampe aus der Jacke und knipste sie an. Die Funzel gab gerade so viel Licht, daß wir nicht über unsere eigenen Füße stolperten.
Mr. Silver ließ ein unwilliges Knurren hören.
»Was hast du?« fragte ich.
»Hier drinnen werden wir einige unangenehme Überraschungen erleben, Tony, das fühle ich. Wir müssen mit großen Schwierigkeiten rechnen.«
»Schwierigkeiten sind dazu da, um von uns überwunden zu werden«, gab ich zurück. Immer tiefer wagten wir uns in den finsteren Stollen hinein.
Plötzlich blieb Mr. Silver stehen. Der Schein meiner Stablampe hatte einen weißen Vogel aus der Dunkelheit gerissen. Das Zeichen war an die Kanalwand gemalt.
Ich nickte. »Das beweist uns, daß wir hier richtig sind.«
»Ob Lionel McKern ebenfalls diesen Weg gegangen ist?«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Er ist von diesem Erkundungsgang nicht mehr zurückgekommen, Tony.«
»Wir werden hoffentlich bald wissen, warum nicht«, gab ich leise zurück und ging weiter.
Kurz darauf zischte der Ex-Dämon neben mir: »Tony. Dort vorn liegt ein Mensch auf dem Boden.«
Ich hatte die Gestalt ebenfalls entdeckt. Wir eilten auf sie zu. Es war Lionel McKern. Mr. Silver sah sich den Mann sofort an.
»Tot«, knirschte er. »Aber sein Körper weist keine Verletzung auf. Es sieht so aus, als wäre er einem Herzanfall erlegen.«
»Von wegen Herzanfall!« knurrte ich grimmig. »Wir beide wissen, daß dieser Mann einem dämonischen Zauber zum Opfer gefallen ist. Genauso hätte es mir ergehen sollen. Und wenn ich nicht im Besitz eines magischen Ringes wäre, hätte der Alte im schwarzen Havelock sein Ziel erreicht!«
***
Während des Essens herrschte eine gedrückte Stimmung. Nicht einmal der exzellente Rotwein vermochte Sherrill Bundinis Kummer zu verscheuchen.
Der Anwalt versuchte mehrmals ein Gespräch mit seiner Frau zu beginnen, doch die Unterhaltung stockte immer schon nach wenigen Worten.
Ein verpatzter Abend. Daran konnte auch das ausgezeichnete Essen nichts ändern. Drew Bundini verlangte die Rechnung.
Seine Frau blickte ihn mit großen Augen an. »Du willst
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