GK346 - Die Rache des Magiers
gerade noch zurecht, um dir ein schlimmes Schicksal zu ersparen.«
Ich grinste. »Dafür darfst du dir was wünschen.«
»Ich hätte schon einen Wunsch.«
»Welchen?«
»Sei nächstens vorsichtiger. Immer kann ich nicht zur Stelle sein, um dich aus der Klemme rauszuhauen.«
»Ich werde es mir zur Lebensregel machen«, sagte ich.
»Was tun wir jetzt?«
»Wir kehren um und suchen die Oklahoma-Bar noch einmal auf. Zweimal können die mit mir nicht dieselbe Show abziehen. Außerdem habe ich diesmal meinen bissigen Hund dabei.«
***
Geschlossen stand auf der kleinen Metalltafel, die am Türgriff der Oklahoma-Bar hing. Von den vielen Negern, die es hier noch vor kurzem gegeben hatte, war kein einziger mehr zu sehen.
»Als ob der Wirt geahnt hätte, daß ich zurückkommen würde«, sagte ich zu Mr. Silver.
»Diese verdammten Ratten!« knirschte der Ex-Dämon. Er ballte seine großen Hände zu Fäusten. »Denen hätte ich so gern klargemacht, daß man so mit meinem besten Freund nicht umspringen darf.«
»Wenn wir uns ein bißchen bemühen, kriegst du vielleicht schon bald die Gelegenheit, dich mit den Schwarzen darüber zu unterhalten«, sagte ich.
»Okay. Bemühen wir uns.«
»Dann komm«, sagte ich.
»Und wohin?«
»Zu Lionel McKern.«
»Was machen wir bei dem?« wollte der Ex-Dämon wissen.
»Ich möchte hören, was er mit dem Namen Magnus Mo anzufangen weiß. Da du von nun an ja überall dabeisein willst, lade ich dich ein, mit mir das Büro des Journalisten aufzusuchen.«
»Ich verspreche mir zwar nicht viel von diesem Besuch, aber bitte… Du bist der Boß.«
Mein Peugeot stand immer noch da, wo ich ihn geparkt hatte. Wir stiegen in den Wagen und ich fuhr zu jenem Zeitungsgebäude, in dem unter anderem Mr. Silvers bevorzugtes Revolverblatt hergestellt wurde.
Während der Fahrt hielt ich die Augen weit offen. Ich war ständig auf der Suche nach einem großen schwarzen Vogel, entdeckte ihn aber nirgendwo.
Als wir auf dem Parkplatz vor dem großen Bürohaus ausstiegen, schaute ich automatisch dorthin, wo der Alte im schwarzen Havelock gestanden und mit seinem gefährlichen Totenknochen auf mich gewiesen hatte.
Was geschehen war, passierte zum Glück nicht noch mal. Ich hatte den wahnsinnigen Schmerz in meiner Brust noch nicht vergessen, den der Zauber ausgelöst hatte, und ich war nicht erpicht darauf, ihn noch einmal zu spüren.
Wir fuhren mit dem Lift zu jener Etage hoch, in der Lionel McKerns Büro untergebracht war.
Längst hatte sich auf London die Dämmerung herabgesenkt und ging allmählich in den Abend über.
Mein Freund und ich betraten das Vorzimmer von McKerns Büro. »Oh, Mr. Ballard«, sagte die Sekretärin des Journalisten. Sie war gerade abei, ihre Siebensachen zu packen und heimzugehen. »Ein Mr. Silver hat angerufen und nach Ihnen gefragt…«
»Ich bin Mr. Silver«, sagte der Ex-Dämon.
Das Mädchen musterte meinen außergewöhnlichen Freund erstaunt. Welcher Mensch hat schon Haare und Augenbrauen aus purem Silber?
Ich wies auf die Tür, die in das Arbeitszimmer des Journalisten führte, und fragte: »Ist Mr. McKern da?«
»Leider nein. Ehrlich gesagt, das beunruhigt mich ein bißchen.«
»Wieso?«
»Er wollte sich bei den Chelsea Barracks mit einem Informanten treffen, müßte längst wieder zurück sein.«
»Vielleicht hat er die Information gleich auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft«, sagte ich.
»Das ist natürlich möglich. Aber daß er so lange nichts von sich hören läßt, ist ungewöhnlich. Er ruft normalerweise an, wenn er länger als vorgesehen wegbleibt.«
Ich streifte Mr. Silver mit einem schnellen Blick. Der Hüne mit den Silberhaaren schien dasselbe wie ich zu denken.
Er sagte nichts, rümpfte nur die Nase, was soviel heißen sollte wie: An der Sache ist irgend etwas faul.
Sehr richtig, sagte ich im Geist. Und ich fragte: »Wie heißt der Mann, mit dem sich McKern treffen wollte?«
»Rex Robbins.«
»Wo finden wir ihn?«
»Wenn er Geld hat, lungert er fast immer in seiner Stammkneipe herum«, sagte McKerns Sekretärin.
»Und wo ist die?« wollte ich wissen.
Das hübsche Mädchen sagte es uns. Sie nannte uns sicherheitshalber auch Robbins’ Adresse, war jedoch der Meinung, daß der Informant da in den seltensten Fällen anzutreffen wäre.
Wir schwangen uns wieder in den Wagen und fuhren zur Marylebone Road weiter. Nahe dem Regent’s Park befand sich Rex Robbins’ Stammkneipe.
Eine verrauchte kleine Bude, in der wir kaum Platz fanden. Ich
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