GK346 - Die Rache des Magiers
Totenvogel das ganze Auto packen und mit sich in die Lüfte reißen.
Sherrill kreischte ununterbrochen.
Eine wahnsinnige Angst peinigte sie. Sie riß abwehrend die Arme hoch, während der Totenvogel mit großer Geschwindigkeit näher kam.
Sherrills Schreie machten den Anwalt kopflos. Der Totenvogel war nur noch wenige Yards entfernt. Gleich würde der Wagen mit der schwarzen Bestie zusammenprallen.
Bundini wollte diesen Zusammenstoß verhindern.
Deshalb riß er das Lenkrad im allerletzten Augenblick kraftvoll herum. Der neue Wagen machte buchstäblich einen Satz nach links.
Das Fahrzeug schien sich regelrecht von der Fahrbahn abzuschnellen. Damit verhinderte Drew Bundini die eine Katastrophe, löste aber gleichzeitig eine andere aus.
Der Wagen sackte links nach unten.
Er kippte in den Straßengraben, hatte so viel Tempo drauf, daß die Räder den Bodenkontakt verloren. Was war die Folge? Das Auto überschlug sich - und das gleich mehrmals.
Die Frontscheibe flog aus dem Rahmen. Die sich verformende Karosserie kreischte… Eine Umdrehung noch. Dann fiel der Wagen wieder auf die Räder.
Stille!
Drew Bundini war benommen. Panik stieg in ihm hoch, weil er Sherrill nicht mehr schreien hörte.
»Großer Gott!« stieß er entsetzt hervor.
Sherrill Bundini regte sich nicht. Wie tot sah sie aus. Das Blech hatte sich auf ihrer Seite besonders arg verformt. Sherrill war eingeklemmt.
Als Drew Bundini sah, daß sie blutete, dachte er, verrückt zu werden. Hastig löste er zuerst seinen Sicherheitsgurt, dann den seiner Frau.
Dann versuchte er Sherrill freizubekommen. Aber er schaffte es nicht, und er wagte nicht, sie fester auf seine Seite hininüberzuziehen.
Die Sorge um Sherrill machte ihn hysterisch. Er sprang aus dem Wagen. Der Totenvogel war verschwunden. Als hätte es ihn nie gegeben.
Drew Bundini rannte auf die Straße. Herrgott noch mal, wieso kam denn kein Wagen? Endlich tauchten in der Ferne Scheinwerfer auf.
Der Anwalt war entschlossen, dieses Fahrzeug auf keinen Fall vorbei zu lassen. Er hob die Arme, stellte sich breitbeinig auf die Fahrbahn und winkte.
Das grelle Scheinwerferlicht erfaßte ihn.
Das Fahrzeug schien nicht langsamer zu werden. Tränen schimmerten in Bundinis Augen. Er würde keinen Millimeter zur Seite gehen.
Wenn der Fahrer nicht anhielt, mußte er ihn überrollen.
Drew Bundini war in einer Verfassung, in der ihm sein eigenes Leben nicht mehr wichtig war. Sherrill brauchte schnellstens Hilfe, und er wollte sie ihr verschaffen.
Endlich bremste der näherkommende Wagen.
Wenige Yards vor Bundini kam das Fahrzeug zum Stehen. Der Anwalt rannte am Scheinwerferkegel vorbei. »Hilfe! Ich brauche dringend Ihre Hilfe! Meine Frau… Sie ist verletzt… Sie ist eingeklemmt…«
Der Autofahrer, ein junger Mann, stieg aus. Er eilte mit Bundini zu dessen Wagen, war aber nicht bereit, die Verletzte anzufassen.
»Wir bringen sie möglicherweise um, wenn wir sie aus dem Wagen herauszüholen versuchen«, sagte der junge Mann. »Wir sind keine Ärzte.«
Er versprach, einen Krankenwagen zu schicken und die Polizei zu verständigen. Dann fuhr er weiter. Qualvolle Minuten vergingen.
Obwohl der Krankenwagen sehr bald an der Unfallstelle eintraf, kam dem Anwalt die Wartezeit wie eine Ewigkeit vor.
Auf der Fahrt ins Krankenhaus kam Sherrill zu sich. Drew Bundini saß neben ihr. Kreidebleich war sein Gesicht. Die Züge waren so hart, als wären sie aus Granit gemeißelt.
»Sherrill!« stieß Bundini heiser hervor. »Liebling!«
»Der Vogel…«
»Er ist weg. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Und du wirst wieder ganz gesund werden, das hat mir der Arzt gesagt.«
»Drew, solltest du die Verteidigung dieser Männer nicht doch ablehnen?«
Der Anwalt schüttelte grimmig den Kopf. »Das kann ich nicht. Jetzt schon gar nicht mehr, Sherrill. Tut mir leid.«
***
Für Lionel McKern konnten wir nichts mehr tun. Er war ein Opfer seines Berufes geworden. Er war auf der Jagd nach einer neuen Sensation gewesen. War auf der Suche nach der Lösung des Rätsels gewesen - und hatte den Tod gefunden.
»Weiter!« sagte ich zu Mr. Silver. »Dieser Mann soll nicht umsonst gestorben sein!«
Wir setzten unseren Weg fort. Der Stollen verästelte sich. Wir entdeckten steinerne Stufen. Sie führten nach unten und endeten vor einer großen Tür.
Ich öffnete sie.
Und dann traten wir scheinbar in eine andere Welt. Feuchte Felswände umgaben uns. Aus dem Boden wuchsen klotzige Felsen.
Der Schein meiner Stablampe
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