GK352 - Miß Zombie
Park einer Teppichreinigungsfirma gehörte.
Ein maschinengeknüpfter Perserteppich war darin ausgebreitet.
McLaine klappte die Hecktür des Totenwagens hoch und nahm den Sargdeckel ab. Wie tot lag Hannah Hunter auf den Kissen.
Ihr goldenes Haar floß über das Violett der Samtbespannung. Sie hatte die Augen geschlossen und ihr Gesicht wirkte fahl.
»Sie ist wirklich sehr schön«, sagte Tom O’Neal.
»Komm bloß nicht ins Schwärmen. Sie ist für uns nichts weiter als eine Handelsware, die Walinski von uns für eine halbe Million Pfund zurückkaufen kann.«
»Angenommen, er kann das Geld nicht auftreiben.«
»Er kann. Bei seinen Geschäftsbeziehungen ist es für ihn eine Kleinigkeit, die Moneten flüssigzumachen. Er bekommt überall Kredit. Das ist nicht so wie bei dir und mir. Wenn wir eine Bank betreten, läßt der Kassierer die Panzerjalousien rasseln.«
»Angenommen, er verzichtet auf das Mädchen«, sagte O’Neal.
»Er wäre ein ausgemachter Idiot, wenn er das täte. Mensch, wir beide können uns gar nicht vorstellen, was Walinski alles durch die Lappen gehen würde, wenn er dieses Mädchen nicht zurückkriegt.«
»Angenommen…«
»Angenommen, angenommen! Mein Junge, jetzt fällst du mir allmählich auf den Wecker. Was willst du denn hören?«
»Was machen wir mit dem Mädchen, wenn keiner sie haben will? Darüber haben wir noch nicht gesprochen, Jeff.«
»Da es dazu sowieso nicht kommen wird, erübrigt es sich wohl, darüber zu reden. Außerdem ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für solche Diskussionen. Faß endlich mit an. Wie lange soll die Puppe noch im Sarg liegen?«
O’Neal ging dem Komplizen zur Hand. »Sie fühlt sich kalt und leblos an«, sagte er.
»Du hast ja nicht alle Streusel am Kuchen!«
»Und sie scheint nicht zu atmen.«
»Tom, also wenn du jetzt nicht sofort damit aufhörst, drehe ich durch!« ärgerte sich Jeff McLaine.
Um des Friedens willen schwieg Tom O’Neal. Aber er fühlte sich auf einmal nicht mehr wohl in seiner Haut. Eine Vielzahl von Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
Wenn sie das Gas nun nicht vertragen hat! dachte er. Sie kann ein schwaches Herz gehabt haben. Sie hat die Dosis nicht verkraftet, ist umgekippt und nicht für eine Weile, sondern für immer eingeschlafen.
O Gott!
Wenn Hannah Hunter nicht mehr lebte, dann hatten sie einen Mord begangen. Dann wàr das keine simple Entführung mehr. Dann war auch der Coup geplatzt, denn eine Leiche würde Walinski wohl kaum zurückkaufen.
Tom O’Neal betrachtete das Mädchen, während sie es auf den Perserteppich legten. Sie schien nicht mehr zu atmen. Sicher war O’Neal jedoch nicht. Da Jeff gleich wieder wütend geworden wäre, wenn er sich über das Girl gebeugt und nach ihren Herztönen gelauscht hätte, ließ er es lieber bleiben.
Aber er war der Meinung, daß alles, was sie jetzt noch machten, keinen Sinn mehr hatte. Ebensogut hätten sie das Mädchen hier einfach liegen lassen können. Sie war nutzlos geworden, war nur noch ein gefährlicher Ballast, den sie lieber beizeiten hätten abwerfen sollen.
Doch Jeff McLaine tat so, als wäre alles in bester Ordnung.
Sie rollten das Mädchen in den Teppich.
Dann setzten sie sich in den Kastenwagen.
McLaine streifte seinen Freund mit einem raschen Blick. »Mann, was machst du denn für ein Gesicht?«
»Laß mich in Ruhe.«
»Was hast du denn? Bist du sauer, weil ich dich vorhin angefahren habe? Verdammt noch mal, was bist du denn für ’ne Mimose? Darf man denn bei dir nichts sagen?«
»Ist schon okay. Fahr endlich los. Wir wollen hier keine Wurzeln schlagen.«
Jeff McLaine startete die Maschine. »Hör mal, wenn du jetzt darauf wartest, daß ich mich bei dir entschuldige…«
»Ich sagte, es ist okay. Genügt das nicht?«
»Na schön. Wenn du Wert auf ein vergiftetes Klima legst, kannst du’s gern haben.«
McLaine fuhr los. Er ließ seine Wut am Gaspedal aus.
Die Verbrecher verließen Chelsea auf Schleichwegen und gelangten nach kurzer Fahrzeit nach Kensington, ohne zu wissen, daß sie eine Zeitbombe der Hölle mit sich führten…
***
Hannah Hunter war bei Bewußtsein gewesen, als die Gangster sie aus dem Sarg gehoben und in den Kastenwagen verfrachtet hatten. Sie hatte es sich jedoch nicht anmerken lassen. Es war ihr ausgezeichnet gelungen, die Männer zu täuschen.
In ihrem Inneren ging ein gefährlicher Keim auf. Es machte ihr nichts aus, daß diese beiden Männer sie entführten. Sie wollte eine Weile mitspielen und schließlich
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