GK352 - Miß Zombie
auf unser Kleinod gut auf. Ich bringe inzwischen den geklauten Kastenwagen fort. Bin in zehn Minuten wieder hier.«
O’Neals Inneres sträubte sich dagegen, mit Hannah Hunter allein zu bleiben. Aber er erwähnte das mit keinem Wort. Er preßte die Lippen fest zusammen und nickte beinahe trotzig.
Jeff McLaine verließ das Apartment.
Tom trat ans Fenster. Er sah Jeff aus dem Haus kommen, beobachtete, wie der Freund sich in den Kastenwagen setzte und abfuhr. Als das Fahrzeug um die nächste Ecke bog und gleich darauf verschwunden war, machte sich in Tom O’Neals Brust ein widerliches Gefühl der Einsamkeit breit.
Er fühlte sich schwach und kraftlos, allen erdenklichen Gefahren wehrlos ausgeliefert. Fahrig zündete er sich eine Zigarette an.
Während er nervös rauchte, versuchte er zu vermeiden, zur Teppichrolle hinzusehen. Ihm war schon lange nicht mehr wohl bei der Sache. Hätte sich Hannah Hunter nicht schon längst regen müssen? Das Betäubungsgas wirkte nur kurze Zeit. McLaine und O’Neal hatten das bei sich selbst getestet.
Hannah mußte tot sein - eine andere Erklärung hatte O’Neal für ihre lange Reglosigkeit nicht. Er nagte an seiner Unterlippe. Sollte er das Mädchen vom Teppich befreien?
Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Ohne Jeff wollte er nichts tun.
Er schaute sich im Zimmer um.
Sie hatten das Apartment möbliert gemietet. Es gab eine Sitzgruppe, ein leeres Bücherregal, eine Stehlampe und zwei Beistelltischchen.
Nur den klotzigen alten Holzsessel hatten sie bei einem Trödler gekauft. Darauf sollte ihre Gefangene die Zeit verbringen, die bis zur Geldübergabe verstreichen würde. Ein dicker langer Hanfstrick lag bereit. Damit sollte Hannah später an den Sessel gefesselt werden.
Tom O’Neal blickte auf seine Uhr.
Wo nur Jeff so lange blieb.
Endlich vernahm Tom das Brummen eines Automotors. Jeff kam mit seinem eigenen Wagen zurück, den er dort geparkt hatte, wohin er den Kastenwagen nach dem Kidnapping bringen wollte.
Endlich! dachte Tom. Er atmete erleichtert auf.
Augenblicke später betrat Jeff das Apartment. »Alles in Ordnung?«
»Ja.«
Jeff wies auf die Teppichrolle. »Menschenskind, warum hast du sie noch nicht ausgewickelt?«
»Ich dachte, wir würden das gemeinsam tun.«
»Kannst du denn gar nichts allein tun? Ist sie schon aufgewacht?«
»Ich glaube nicht.«
»Hast du nicht nachgesehen?«
»Nein.«
Gemeinsam rollten die Männer ihr Opfer aus dem Teppich. Hannah Hunter tat so, als käme sie ganz langsam zu sich. Sie dehnte ihre Glieder. Jeff McLaine lachte gepreßt. »Die Kleine hat einen gesunden Schlaf, was?«
Sie hoben Hannah auf den Holzsessel.
»Den Strick!« verlangte McLaine. »Schnell!«
Tom O’Neal half ihm, das Mädchen zu fesseln. Er war froh, daß sich Hannah endlich regte. Alles, was er vorhin gedacht hatte, war vergessen. Er brauchte sich keine Sorgen mehr zu machen. Das Girl war nicht tot, wie er befürchtet hatte. Er ärgerte sich darüber, daß er so viel Blödsinn zusammengesponnen hatte. Es hatte nicht die geringste Veranlassung dazu bestanden.
McLaine zurrte das Seil fest. »Einen Knebel können wir uns sparen«, sagte er. »Wenn wir ihr klarmachen, daß wir sie umlegen, wenn sie schreit, wird sie den Mund halten.«
Hannah spielte das Spiel mit-Es bereitete ihr ein teuflisches Vergnügen, die Gangster zu täuschen.
»Setz einen Schalldämpfer auf deine Kanone!« verlangte McLaine von seinem Komplizen.
»Wozu?«
»Damit sie denkt, daß wir keine leeren Drohungen aussprechen«
O’Neal angelte seine Waffe aus der Schulterhalfter. Er holte ans einer Lade des Wandschranks den dazu passenden Schalldämpfer und schraubte ihn auf die Pistole.
Hannah schlug schlaftrunken die Augen auf. Sie gab sich verwirrt, musterte McLaine und O’Neal und fragte erschrocken: »Wer sind Sie? Wo bin ich?«
»Wir sind zwei nette Jungs, die Ihnen abseits vom Trubel zur Wahl zur ›Miß Great Britain‹ gratulieren möchten«, sagte McLaine grinsend. »Sie befinden sich in unserem Apartment.«
»Wie komme ich hierher?«
»Wir haben uns erlaubt, Ihre Majestät in einem geklauten Wagen zu transportieren. Du bist gekidnappt, Baby.«
»Warum haben Sie das getan?«
»Bestimmt nicht nur aus lauter Jux und Tollerei. Wir haben die Absicht, deinen Manager um eine halbe Million Pfund zu erleichtern.«
»Walinski?«
»Hast du noch einen anderen Manager?«
»Nein. Sie hätten das nicht tun dürfen!« sagte Hannah. »Sie hätten sich an mir nicht vergreifen
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