GK370 - Das Mumien-Heer
ihm stehen.
Er bekam die Gänsehaut.
Die Zigarette entfiel seinen Fingern.
Er trat auf die Glut.
Das Zischen sank auf ihn herab. Er wollte sich umdrehen und fortlaufen, doch etwas nagelte ihn fest. Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um wenigstens zwei Schritte zurückweichen zu können. Vor ihm begann die Luft zu flimmern Er wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen, doch das Flimmern blieb.
Aber das unangenehm zischende Geräusch verstummte.
In dem Flimmern entstand etwas.
Ein glühender Salamander!
Wild peitschte er die Luft mit seinem Schwanz. Er riß sein Maul auf und stieß ein aggressives Fauchen aus. Langsam kroch er auf den Missionsarzt zu.
Rees’ Kehle trocknete aus.
Er hatte schreckliche Angst, vor diesem riesigen Salamander, der die Größe eines Krokodils hatte. Würde das Biest nach seinen Beinen schnappen?
Der Missionsarzt verspürte den Wunsch, zu schreien, doch seine Stimmbänder schienen eingerostet zu sein. Kein Laut kam über seine bebenden Lippen. Er merkte, wie ihm der Angstschweiß aus allen Poren trat. Er rechnete damit, daß der Salamander ihn angreifen würde.
Doch das glühende Tier blieb plötzlich stehen.
Es richtete sich vor Norman Rees auf, stand auf den Hinterbeinen. Seine Gestalt veränderte sich, bekam mehr und mehr Ähnlichkeit mit der eines Menschen.
Dr. Rees sah eine grauenerregende Dämonenfratze, die ihn böse und gemein angrinste. Ein stechender Dämonenblick bohrte sich schmerzhaft in seine Augen.
Und da war plötzlich ein unausgesprochener Befehl: Faß mich an!
Norman Rees schüttelte entsetzt den Kopf. »Nein!« stieß er mühsam hervor. »Nein!«
Faß mich an! befahl ihm die unheimliche Erscheinung noch einmal.
Der Missionsarzt wollte sich diesem Befehl widersetzen, doch es gelang ihm nicht. Bestürzt stellte er fest, daß er beide Hände ausstreckte. Seine Handflächen berührten die Erscheinung schon fast. Rees kämpfte verzweifelt dagegen an, aber er mußte es tun.
Und als seine Hände Kontakt mit der glühenden Erscheinung hatten, raste ein wahnsinniger Schmerz durch seine Arme.
Er schrie heiser auf und riß verstört die Hände zurück. Im selben Augenblick erlosch die furchterregende Erscheinung Dr. Rees atmete schwer. Er wankte, war benommen, senkte den Kopf und blickte auf seine Handflächen.
Sie glühten!
***
Angie Malloy war zum Umfallen müde. Dennoch glaubte sie nicht, daß sie in dieser Nacht schlafen können würde.
Es war einfach zuviel geschehen, das sie erst geistig verarbeiten mußte. Um ein Haar hätte sie ihr Leben verloren.
Wenn Tony Ballard und Mr. Silver sie nicht gerettet hätten, läge sie jetzt auch schon nahe der Mission in einem Grab.
Die Krankenschwester schauderte bei diesem furchtbaren Gedanken, und sie fragte sich, ob es Tony Ballard und Mr. Silver gelingen würde, dem grausamen Treiben der Mumien ein Ende zu bereiten.
Sie hatte Vertrauen zu diesen beiden Männern. Wenn überhaupt jemand mit den Mumien fertigwerden konnte, dann waren sie es.
Angie befand sich in ihrem Zimmer. Sie knipste die Nachttischlampe an und legte das Buch daneben, das sie noch lesen wollte.
Bis zur Hälfte war sie schon gekommen. Es handelte von einem amerikanischen Agenten, der während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland operiert hatte.
Es war alles in dem Buch, was eine gute Story ausmachte. Menschliche Charaktere, Haß, Liebe, Verrat und Sex.
Angie trat vor den Wandspiegel, der neben der Tür hing. Die Erlebnisse hatten in ihrem hübschen Gesicht deutliche Spuren hinterlassen.
Sie würden wohl noch lange zu sehen sein.
Es klopfte. Die Krankenschwester zuckte heftig zusammen.
Die Nerven! dachte sie. Jetzt erschreckt dich auch das schon.
»Wer ist da?« fragte sie.
»Ich bin es«, antwortete eine bekannte Stimme.
Angie öffnete die Tür »Dr. Rees…«
»Störe ich?«
»Ich wollte zu Bett gehen. Gibt es noch etwas zu tun?«
»Ich muß mit Ihnen reden.«
»Kommen Sie herein« Angie Malloy gab die Tür frei. Als Norman Rees an ihr vorbeiging, beschlich sie plötzlich ein eigenartiges Gefühl. Irgend etwas schien mit dem Missionsarzt nicht zu stimmen.
Etwas Bedrohliches ging von ihm aus. Eine innere Stimme warnte die Krankenschwester vor dem Arzt.
Aber sie redete sich ein: Unsinn. Wenn ich mich jetzt schon vor Dr. Rees fürchten müßte, dann könnte ich mich gleich auch vor mir selbst fürchten.
Sie schloß die Tür hinter dem Eintretenden. »Möchten Sie Platz nehmen, Doktor?« fragte sie und
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