GK370 - Das Mumien-Heer
Geeson. »Ist schon wieder etwas passiert?«
»Leider ja.«
»Allmächtiger. Was denn?«
»Ich zeig’s Ihnen.« Angie setzte sich in Bewegung. Der Missionar folgte ihr. Die Krankenschwester kam ihm verändert vor.
Aber hatten die Ereignisse der letzten Stunden sie nicht alle ein bißchen verändert?
Das Mädchen eilte um das Blockhaus herum. Dort wartete Norman Rees. Lucas Geesons Unruhe wuchs.
»Was ist denn schon wieder geschehen?« fragte er unangenehm berührt.
»Kehrt in diese Mission denn nie wieder Friede ein?«
»Kommen Sie her!« verlangte Norman Rees mit scharfer Stimme.
»Was haben Sie entdeckt?« fragte der Missionar.
»Daß Sie lange genug dem Guten gedient haben«, erwiderte der Arzt.
Lucas Geeson schaute ihn verwirrt an. »Wie war das? Was haben Sie eben gesagt?«
»Du wirst von nun an mit deiner ganzen Kraft dem Bösen dienen, Bruder!« knurrte Norman Rees.
»Sie haben den Verstand verloren!« stieß der Missionar entsetzt hervor. Er wandte sich an Angie Malloy. »Mein Gott, er ist übergeschnappt. Ist es das, was Sie mir zeigen wollten, Miß Malloy?«
»Es ist vor allem das!« fauchte plötzlich das Mädchen aggressiv.
Lucas Geeson sah, wie sie ihre Hände hob, und er sah, daß ihre Handflächen glühten.
»Bruder im Bösen!« sagten Angie und der Doktor. Von zwei Seiten näherten sie sich dem Missionar.
Geeson fiel es wie Schuppen von den Augen. Er hatte es hier mit zwei Besessenen zu tun.
Sie handelten im Auftrag der Hölle. Der Missionar versuchte ihnen zu entkommen, doch sie erwischten ihn mit ihren glühenden Händen, und von diesem Moment an war auch er ein Diener des Bösen.
***
Mr. Silver wandte sich zu mir um. Ich machte ein Gesicht, als hätte ich Schmierseife im Mund.
»Ist was nicht in Ordnung?« fragte der Ex-Dämon.
»Wir hätten die Mission nicht schutzlos zurücklassen sollen. Wenigstens einer von uns hätte dableiben müssen. Für alle Fälle.«
»Ich glaube nicht, daß der Mission noch eine weitere Gefahr droht«, sagte Mr. Silver, und damit irrte er - was ich natürlich genausowenig wissen konnte wie er.
Ich hatte nur kein gutes Gefühl, das war alles.
»Die Monster sind abgezogen, als sich eine schmähliche Niederlage abzeichnete«, meinte Mr. Silver. »Wir werden ihnen im Tempel wiederbegegnen.«
»Sie haben Frank mitgenommen, um ihren Rachedurst an ihm zu stillen«, vermutete ich.
»Danach sieht es aus«, pflichtete mir der Hüne mit den Silberhaaren bei.
»Hoffentlich lebt er noch.«
»Sie werden sich sehr viel Zeit für ihn nehmen, werden nichts überstürzen.«
»Diese Bastarde!«
Mr. Silver kämpfte sich weiter durch das Dickicht. Etwa zehn Minuten später lichtete sich das Unterholz, und kurz darauf standen wir vor den beiden Säulen mit den widerlichen Reliefs.
Wir hatten unser Ziel erreicht, standen unmittelbar vor dem Tempeleingang.
»Jetzt heißt’s aufpassen!« sagte der Ex-Dämon. »Von nun an kann die Sache für uns verdammt haarig werden.«
»Halt keine Volksreden, geh hinunter. Frank braucht uns.«
»Kann sein, daß der Tempel mit allerlei schwarzmagischen Fallen versehen ist.«
»Es wird sich herausstellen«, sagte ich ungeduldig.
Mr. Silver setzte vorsichtig seinen Fuß auf die erste Stufe.
»Wenn du in dem Tempo weitermachst, kommen wir garantiert zu spät«, sagte ich ärgerlich.
»Und wenn wir die Angelegenheit überstürzen, erreichen wir unser Ziel überhaupt nicht«, erwiderte der Ex-Dämon. »Was ist dir lieber?«
»Beides ist schlecht.«
Der Hüne ging weiter. Ich folgte ihm.
Meine Nervenstränge spannten sieh, wurden straff wie Klaviersaiten.
Ich dachte an Frank, an den schwarzen Salamander und an die scheußlichen Mumien, und daran, was diese im Moment mit unserem Freund gerade machten.
Hoffentlich hielt er durch, bis wir bei ihm waren.
Wir langten am unteren Ende der Treppe an.
Eine unnatürliche Stille umgab uns. Nichts verriet die Anwesenheit der Mumien. Es hatte den Anschein, als würden wir einen leeren unterirdischen Tempel betreten.
Ein Labyrinth von Gängen tat sich vor uns auf. Mr. Silver konzentrierte sich auf den schwarzen Salamander, um die Marschrichtung festlegen zu können.
Ich störte ihn nicht.
Nach wenigen Augenblicken wies er auf einen Gang und sagte bestimmt: »Da lang!«
Wir eilten los. Aber das Glück wandte sich von uns ab. Plötzlich war da etwas über uns und um uns herum.
Es schmiegte sich an unsere Körper und engte unsere Bewegungsfreiheit ein. Ich schlug wütend um mich,
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