GK379 - Das Auge des Bösen
Tobsuchtsanfall.«
»Wir wollen hoffen, daß sie bald wieder in unserer Obhut ist«, sagte der Sommersprossige.
»Sie bleibt bestimmt nicht länger als zehn Minuten. Es würde schon mit dem Teufel zugehen, wenn ihr ausgerechnet jetzt etwas passieren würde.«
Sieben Minuten vergingen.
Thelma Murdock kehrte zurück. Ihren Leibwächtern fiel ein Stein vom Herzen. Die Sorgen, die sie sich um das Mädchen, ihren Schützling, gemacht hatten, waren unbegründet gewesen.
Sie atmeten erleichtert auf. Es war alles in Butter.
Der Sommersprossige setzte sich ans Steuer. »Und wohin jetzt?« fragte er das Mädchen.
»Nach Hause«, sagte Thelma Murdock. Damit meinte sie zu Cecil Cilento. »Ich möchte Cecil noch sehen, bevor er nach Boston fliegt.«
»Das klappt noch gut«, sagte der Sommersprossige und zündete die Maschine.
Die Leibwächter waren mit ihrem Schützling etwa fünfzehn Minuten unterwegs, da passierte etwas Eigenartiges.
Thelma Murdock schien plötzlich einen hysterischen Anfall zu haben. Sie lachte schrill und laut und schlug sich auf die Schenkel.
»Ihr Idioten!« schrie sie. »Ihr Blödmänner! Ich habe euch angeführt! Ausgetrickst habe ich euch, und es ist euch nicht aufgefallen!«
Die Gangster verstanden nicht, was das Mädchen damit meinte. Der Sommersprossige lenkte den Wagen rechts ran und stoppte.
Fahrer und Beifahrer drehten sich verwirrt um.
»Thelma, was hast du denn?« fragte der Sommersprossige besorgt.
»Blöder Hund!« schrie das Mädchen. »Ich bin doch nicht Thelma. Thelma ist noch auf dem Friedhof!«
Die Männer blickten sich verdutzt an.
»Thelma« begann sich zu verwandeln. Sie wurde zu einem gutaussehenden Mann, einem Brillenträger, der immer noch mit Thelmas Stimme lachte und schimpfte. Cilentos Schießer schauderten.
Und sie handelten sofort.
Blitzschnell griffen sie nach ihren Kanonen, und als sie die Waffen auf den Fremden richteten, löste sich dieser mit einem markerschütternden Hohngelächter auf.
***
Eigentlich war Thelma Murdock nicht religiös, aber einmal im Jahr betete sie. Am Grab ihrer Mutter, das von der Friedhofsgärtnerei sorgfältig gepflegt wurde. Sie hatte eine Kerze mitgebracht und angezündet.
Nach dem kurzen Gebet schweiften ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück. Vor ihrem geistigen Auge lebte ihre Mutter wieder.
Eine schwache, zierliche Frau, die vom Leben schwer enttäuscht worden war. Eine Frau mit traurigen Augen, die nur ganz selten gelacht hatte.
Thelma sprach zu ihrer Mutter. »Es geht mir gut, Ma«, sagte sie leise. »Ich kann zufrieden sein. Cecil liebt mich. Er respektiert mich. Er hat mich noch kein einziges Mal geschlagen. Er ist ganz anders als Dad. Außerdem ist er reich und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Vielleicht werde ich ihn heiraten, dann habe ich es endgültig geschafft. Schade, daß du nicht mehr lebst. Ich hätte dich zu mir geholt, und du hättest es so gut wie noch nie gehabt…«
Thelma Murdock unterbrach sich.
Das Bild ihrer Mutter verschwand.
Etwas hatte das Mädchen abgelenkt.
Ein Geräusch!
Das Knirschen eines Schrittes!
Thelma wandte sich um. Zwischen zwei schwarzen Marmorgrabsteinen stand ein großer gutaussehender Mann. Er lächelte. Aber dieses Lächeln erreichte nicht seine Augen, von denen eine hypnotische Kraft auszugehen schien.
Das Mädchen fröstelte unwillkürlich.
Sie konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß ihr von diesem Mann Gefahr drohte. War er einer von Garros Leuten? Hatte er ihr hier aufgelauert? Thelma behielt ihn aufmerksam im Auge.
Er kam näher.
»Habe ich Sie erschreckt?« fragte er.
»Das kann man wohl sagen!« gab Thelma schnippisch zurück.
»Das tut mir aber leid.«
»Was wollen Sie von mir? Wieso stören Sie meine Andacht?«
»Ich bin hier, um Sie zu töten!«
Thelmas Herz krampfte sich zusammen. Eiskalt hatte dieser Kerl das gesagt. So als wäre es die selbstverständlichste Sache von der Welt.
»Garro schickt Sie, stimmt’s?«
Asmo Death nickte.
»Vor dem Friedhof stehen meine Leibwächter!« sagte Thelma Murdock heiser. »Ich brauche nur zu schreien, dann schießen diese Männer Sie in Stücke!«
Der Mann mit den Killeraugen grinste. »Versuchen Sie zu schreien, Thelma. Na los, versuchen Sie es!«
Das Mädchen wollte es wirklich tun. Doch kein Laut kam aus ihrem Mund.
Sie starrte den unheimlichen Killer verstört an. Panische Angst erfüllte sie mit einemmal, und sie begriff, daß sie nicht einmal Cecil Cilentos Leibwächter vor diesem Kerl
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