Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK379 - Das Auge des Bösen

GK379 - Das Auge des Bösen

Titel: GK379 - Das Auge des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
war, hatte Thelma an einer Hand abzählen können.
    Wenn er blau gewesen war, hatte er seine Familie tyrannisiert und seine Frau, Thelmas Mutter, geschlagen.
    Die arme Frau wurde jede Woche mindestens einmal verprügelt, und Thelma konnte nicht verstehen, wieso ihre Mutter nicht einfach davonlief.
    Heute wußte sie, daß ihre Mutter nirgendwohin laufen hätte können, deshalb war sie bei ihrem gewalttätigen Mann geblieben.
    Thelma hatte panische Angst davor gehabt, auch einmal so ein Leben wie ihre bedauernswerte Mutter führen zu müssen, und als die geplagte Frau mit zweiundvierzig Jahren starb, ergriff Thelma Hals über Kopf die Flucht, denn es war zu befürchten, daß ihr Vater mit seinen Fäusten nun über sie herfiel.
    Mit sechzehn ging Thelma Murdoch bereits durch zahlreiche Männerhände. Nicht immer war Liebe dabei.
    Sie ertrug vieles, damit sie nicht nach Hause zurück mußte.
    Kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag erhängte sich ihr Vater im Rausch. Sie trauerte nicht um ihn, empfand so etwas wie Erleichterung, schämte sich für dieses Gefühl jedoch nicht.
    Sie blühte zu einer rothaarigen Schönheit auf und hatte alsbald die Möglichkeit, sich die Männer auszusuchen, denen sie ihre Gunst schenken wollte. Sie achtete dabei darauf, daß sie die Leiter Sprosse um Sprosse höher kletterte. Niemals tat sie einen Schritt zurück.
    Immer wohlhabendere Männer lernte sie kennen, und eines Tages traf sie Keenan Garro, der sich sofort für sie entflammte und sie mit teuren Geschenken überhäufte. Es dauerte nicht lange, da wohnte sie bei ihm.
    Aber seine eiskalte, rücksichtslose Art sagte ihr nicht zu, und so begann sie sich aufs Neue umzusehen.
    Als Cecil Cilento, Garros erbittertste Gegner, sich anbot, griff Thelma sogleich zu. Sie wußte, daß sie mit diesem Schritt ihr Leben riskierte, aber sie tat ihn trotzdem, denn sie vertraute auf den Schutz, den Cecil Cilento ihr zu gewähren versprochen hatte.
    Einmal im Jahr – am Todestag ihrer Mutter – besuchte sie mit Blumen den Friedhof. Sie trug dann immer ein schwarzes Kleid, um auch nach außen hin kundzutun, daß sie um die Tote immer noch trauerte.
    Langsam rollte die schwarze Limousine vor dem Friedhofstor aus. Thelma war in Begleitung von zwei Leibwächtern.
    Cecil Cilento hatte sie persönlich ausgesucht. Es waren die besten Schießer, die ihm zur Verfügung standen. Sie waren blitzschnell mit ihren Kanonen, und wer sich erdreistet hätte, Thelma Murdoch zu nahe zu treten, wäre im Handumdrehen ein toter Mann gewesen.
    Thelma ergriff das große Blumenarrangement, das auf ihren Knien lag. Wie flüssiges Kupfer umrahmte das rote Haar ihr hübsches Gesicht.
    Die Leibwächter stiegen mit ihr aus. Sie wollten mit ihr den Gottesacker betreten, blickten sich aufmerksam nach allen Seiten um, während ihre Rechte in der Außentasche des Jacketts steckte, wo sich ihr Ballermann befand.
    »Ihr bleibt hier«, entschied Thelma.
    »Der Boß hat uns aufgetragen, dich nicht aus den Augen zu lassen.«
    »Ich möchte am Grab meiner Mutter allein sein.«
    »Das verstehen wir, aber…«
    »Ich möchte ungestört mein Gebet verrichten.«
    »Wir lenken dich bestimmt nicht ab.«
    »Eure Anwesenheit würde schon genügen, um mich zu stören«, sagte Thelma. »Es wird mir in diesen paar Minuten schon nichts zustoßen.«
    »Es ist bekannt, daß du an jedem 31. Juli das Grab deiner Mutter besuchst. Garro könnte sich eine miese Gemeinheit einfallen lassen.«
    »Ich werde trotzdem allein gehen«, sagte Thelma Murdock entschlossen. »Und ihr werdet hier auf mich warten.«
    »Na schön. Wie du willst.«
    Das Mädchen wandte sich um und betrat den Friedhof. Mit gemischten Gefühlen blickten ihr Cecil Cilentos Schießer nach. Indem sie nicht an Thelmas Seite blieben, verletzten sie die Pflicht, die sie übernommen hatten. Aber sie kannten Thelma Murdock.
    Niemals hätten sie bei diesem dickköpfigen Mädchen durchgesetzt, sie auf den Gottesacker begleiten zu dürfen.
    Einer der beiden Leibwächter – sein Gesicht war mit Sommersprossen übersät – brannte sich eine Zigarette an. Er rümpfte die Nase.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte er.
    »Mir auch nicht«, sagte der andere. »Aber wer schafft es schon, sich bei Thelma Murdock durchzusetzen? Das gelingt nicht einmal dem Boß immer.«
    »Für eine solche Entschuldigung wird er wenig Verständnis aufbringen, wenn ihr etwas zustößt.«
    »Was sollen wir tun? Ihr heimlich nachgehen? Wenn sie’s bemerkt, kriegt sie einen

Weitere Kostenlose Bücher